Kommentar zur Europawahl: Das funktioniert so einfach nicht!
Berlin/Brüssel - Die Europawahl ist vorbei und selten wurde sie öffentlich so begleitet wie in diesem Jahr. Doch politische Klarheit herrscht am Tag danach keinesfalls, ganz im Gegenteil. Viel mehr wächst in uns die Erkenntnis, dass das alles so einfach nicht mehr funktioniert - und das aus zwei entscheidenden Gründen.
Überall wurde am Wahlabend darüber gesprochen und gemutmaßt, was es nach dem Urnengang der Deutschen und einem verheerenden Ergebnis für die drei Regierungsparteien für Konsequenzen geben muss. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nahm gar das Wort "Vertrauensfrage" in den Mund und meinte damit natürlich den Kanzler.
Was die zahlreichen Kritiker an diesem Abend aber (dankend) vergaßen: Bei der Europawahl ging es gar nicht um deutsche Belange, sondern viel mehr darum, wie sich die Europäische Union in den kommenden Jahren aufstellen soll.
Doch genau an dieser Stelle setzt das zweite große Problem dieser Wahl an: Wer hat schon Ahnung davon, was da in Brüssel passiert?
Trotz einiger guter Kampagnen und jeder Menge punktueller Aufklärung vor Ort hat es die EU auch im Jahr 2024 nicht geschafft, den Bundesbürgern in Breite zu erklären, wie sie eigentlich funktioniert.
Die EU hat erneut eine Chance vertan
Wisst Ihr beispielsweise aus dem Stegreif, warum die überall plakatierten Spitzenkandidaten gar nicht automatisch eine Spitzenposition einnehmen? Habt Ihr in langer Recherchearbeit ergründen können, wie das mit den Parteien in Brüssel läuft? Oder welche Themen neben den obligatorischen wie Migration und Klimaschutz in diesem Wahlkampf besonders wichtig waren?
Und so verkam die Europawahl leider auch in diesem Jahr zu einer gerne genommenen Retourkutsche für die Ampel. Schließlich war das eine Kreuz schnell gesetzt. In manchen Ländern gab’s den Stimmzettel außerdem eh zur Kommunalwahl dazu und was soll man schon groß kaputt machen, wenn man es nicht mal kennt?
Schade Europa, wieder eine Chance vertan …
Titelfoto: Paul Hoffmann