Hättet Ihr es gewusst? Darum ist ausgerechnet Brüssel die Hauptstadt Europas
Berlin - Alle Augen auf Brüssel! Am heutigen Sonntag entscheiden die Europäer darüber, welche Abgeordneten sie für die kommenden fünf Jahre ins Europäische Parlament schicken werden. Für Deutschland werden 96 Auserwählte nach Brüssel und Straßburg gehen. Doch warum ausgerechnet diese beiden Städte und wieso wird die belgische zugleich auch als die europäische Hauptstadt angesehen?
27 Mitglieder hat die Europäische Union inzwischen, potenzielle neue Kandidaten stehen Schlange. Als sich 1957 die Europäische Wertegemeinschaft (EWG) bildete, waren es noch nicht ganz so viele.
Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Niederlande, Luxemburg gehörten damals zu den Gründungsmitgliedern des EU-Vorläufers und alle waren sich einig, dass man keine größeren Länder zum Zentrum der Gemeinschaft machen wolle. Und so verteilten sich die Institutionen auf Brüssel, Luxemburg und Straßburg.
Dass Brüssel sich aus dieser Gemengelage zur Hauptstadt entwickelte, war eine Mischung aus Logik und Zufall. Zum einen bot sich Belgien mit seiner zentralen Lage in Europa natürlich an. Zum anderen legte man zur EWG-Gründung fest, dass der Vorsitz immer zwischen den Mitgliedsstaaten wechseln solle - Belgien stand im Alphabet ganz vorne und übernahm die Führung zuerst.
Ein Gebäude mit Büroflächen im sogenannten Brüsseler Quartier Leopold wurde angemietet - der Rest ist Geschichte. Ab 1963 wurden immer mehr Gebäude im heutigen Europaviertel errichtet. Inzwischen sitzen Kommission und Rat hier. Übrigens hat auch die NATO ihren Hauptsitz in Brüssel.
Darum ist die Europäische Union auch in Straßburg zu Hause
Neben Brüssel spielt aber auch Straßburg eine wichtige Rolle. Hier hat das Europaparlament seine eigentliche Heimat.
"Der offizielle Sitz und der Ort, an dem die meisten Plenarsitzungen stattfinden, ist seitdem Straßburg. Die Sitzungen der parlamentarischen Ausschüsse werden in Brüssel abgehalten, und das Sekretariat des Parlaments (sein Personal) ist offiziell in Luxemburg angesiedelt", erklärt das Parlament selbst seine Arbeit.
Ein riesiger Aufwand, denn viele Abgeordnete und Angestellte müssen ständig zwischen den etwa 400 Kilometer entfernten Städten hin und her pendeln. Und nicht nur die, auch die Akten müssen von Belgien nach Frankreich und wieder zurückgefahren werden.
Klimatisch und finanziell ist das kaum nachvollziehbar, doch warum macht man es dann? Initiativen für nur noch einen Standort gibt es genug, doch da stellt sich wenig überraschend Frankreich quer. Außerdem wird Straßburg wegen seiner wechselhaften Geschichte ein hoher symbolischer Stellenwert zugeschrieben.
Titelfoto: Fotomontage: Paul Hoffmann, 123RF