Große Verschwörung? Darum ist der Europawahl-Stimmzettel gelocht oder abgeschnitten
Berlin - Na, wart Ihr schon wählen? Wenn ja, könnte Euch aufgefallen sein, dass die Stimmzettel - je nach Bundesland - an der rechten oberen Ecke gelocht oder abgeschnitten sind. Dahinter steckt allerdings keine große Verschwörung, mit der die Regierung die Wahl manipulieren will (Achtung, Ironie!). Auch ist er dadurch nicht ungültig.
Der Grund ist viel simpler - und einleuchtender. Vielmehr erlauben dieses kleine Loch bzw. die Kerbe, dass eine sogenannte Stimmzettelschablone angelegt werden kann. Mit ihr können auch blinde und sehbehinderte Menschen selbstständig und geheim wählen.
Die Schablonen besitzen - ebenso wie der Stimmzettel - diese kleine Justierungshilfe sowie ausgestanzte Löcher an den Stellen, wo die Kreuze für die jeweiligen Parteien gesetzt werden können.
"Vor jedem Loch steht die Nummer des Listenvorschlages in Brailleschrift und in erhabener Schwarzschrift", so der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), der diese im Auftrag der Bundesregierung kostenlos verteilt.
Neu ist die Idee übrigens nicht. Bereits seit der Bundestagswahl 2002 bzw. seit der Europawahl 2004 werden Stimmzettelschablonen angeboten. "Auf dem Stimmzettel selbst ist kein Unterschied festzustellen", betont auch der Deutsche Bundestag. Der rät allerdings, die Schablone im Anschluss wieder mit nach Hause zu nehmen, damit die Wahl auch wirklich geheim bleibt.
Blinden- und Sehbehindertenverband startete interessantes Pilotprojekt
Zur Europawahl startete der Blinden- und Sehbehindertenverband zudem ein interessantes Pilotprojekt. Erstmals war es möglich, Informationen zu den Inhalten der Stimmzettel bundesweit auch barrierefrei im Internet zu bekommen. Auf einer Plattform waren die als Tabelle oder in einfacher Textform abrufbar.
Zudem konnten Betroffene auch telefonisch die notwendigen Infos einholen, um so ihr Kreuz garantiert an der richtigen Stelle setzen zu können.
Titelfoto: dpa/Christoph Soeder