Eurovision einmal anders! So krass war die Euroshow in Brüssel
Brüssel - Mit Eurovision kann wohl jeder etwas anfangen. Seit gefühlten Ewigkeiten produziert die den gleichnamigen Song Contest sowie Erfolgsformate wie "Wetten, dass ...?!" oder "Verstehen Sie Spaß?". Dass man auch mit seriösen Themen eine große Show bieten kann, zeigte die hinter Eurovision stehende European Broadcasting Union (EBU) am Donnerstag in Brüssel.
Dort fand weitgehend unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit die Debatte der Spitzenkandidaten zur kommenden Europawahl statt. So weit, so langweilig, möge man meinen. Aber falsch gedacht, die EBU zeigte eindrucksvoll, dass nicht jede politische Debatte den einschläfernden Charme eines Kanzlerduells haben muss.
So versahen die TV-Macher das Hemicycle, sozusagen der Bundestag des Europäischen Parlaments, mit einem 31 Meter langen Screen. Der bekam für jeden der sechs gesetzten Themenbereiche eine eigene Farbe und grenzte die so optisch sichtbar voneinander ab.
Weiter blendeten die Macher den jeweils redenden Kandidaten überlebensgroß im Super-Breitbild-Format ein. Zudem wurden regelmäßig auch junge Menschen aus den EU-Mitgliedsländern zugeschaltet, die dann virtuell auf dem Screen ihre Frage stellen durften.
Apropos: Übertragen wurde die Debatte in insgesamt 24 Sprachen. Damit das alles klappt, war insgesamt ein Jahr Planungszeit vonnöten. In Deutschland hatte TV-Sender phoenix den Hut auf. Aus Berlin stellt auch hier ein junger Europäer seine Frage an die Kandidaten.
EU-Debatte: Das waren die Spitzenkandidaten
Auf der Bühne waren am Donnerstag übrigens fünf Politikerinnen und Politiker. Zumindest ein Name sollte dabei von Begriff sein: der von der Ex-Bundesministerin und aktuellen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (65, CDU). Sie stieg für die Europäische Volkspartei (EVP) in den Ring.
Mit Terry Reintke (37, Grüne) aus Gelsenkirchen betrat zudem noch eine zweite Deutsche die große europäische Bühne. Hinzu kamen der Österreicher Walter Baier (70, Linke), der Italiener Sandro Gozi (56, Liberale) und der Luxemburger Nicolas Schmit (70, Sozialdemokraten).
Alle bekamen, wie aus anderen Debatten bekannt, im Wechsel Fragen gestellt.
Doch um ein bisschen mehr Würze in die Diskussion zu bringen, bekam jeder Einzelne noch drei virtuelle Karten zugeteilt. Die konnten wie eine Art Joker beliebig gezogen werden und ermöglichten es, sich in das laufende Gespräch einzumischen.
Die Moderatoren nahmen von der Leyen und Co. auch einzeln in die Mangel
Auch hier wurde wieder an die Zuschauer gedacht: Screens an den Pulten zeigten an, wann das der Fall war und wie viele dieser Karten noch übrig waren.
Endgültig rund wurde die Sendung dann dadurch, dass die zwei Moderatoren sich jeden einzelnen Kandidaten im Laufe der knapp zwei Stunden noch einmal einzeln herausgriffen und der auch im direkten Gespräch zeigen musste, ob er Antworten zu den dringendsten Themen in Europa hat.
TAG24-Politikredakteur Paul Hoffmann meint: Liebe ARD, liebes ZDF, gerne nachmachen bei der kommenden Bundestagswahl! Dann interessieren sich sicherlich auch wieder mehr junge Menschen für Politik!
Titelfoto: Paul Hoffmann