Die schrillsten Parteien der EU-Wahl: Hier werden sie in Chemnitz gewählt
Chemnitz - Kennt Ihr PDH, PdF oder ABG? Hinter den Abkürzungen stecken Parteien, die bei der Europawahl am 9. Juni antreten.
Der Stimmzettel listet stolze 34 Parteien und Vereinigungen auf. Zwei Drittel sind so unbekannt oder die Wahlversprechen derart skurril, dass sich die Frage stellt: Wählt diese politischen Paradiesvögel überhaupt jemand? Ja, belegen die amtlichen Endergebnisse.
Die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung, die nicht weniger als das ewige Leben verspricht, heimste 2019 in Chemnitz immerhin 427 Stimmen ein. Die größte Sehnsucht nach dem Jungbrunnen gibt es in Markersdorf. Allein dort wählten 16 Chemnitzer die von einem Berliner Biochemiker angeführten Forschungs-Politiker.
Für die Partei Menschliche Welt votierten 196 Chemnitzer: mit zehn Stimmen am häufigsten in Altendorf. Tierschutz hatte für 341 Wähler die höchste Priorität: allein für 25 Wähler in Gablenz.
Die Humanisten (PDH) erreichten 326 Stimmen. Die meisten (24) wurden im Wahllokal des Goethe-Gymnasiums in Bernsdorf abgegeben.
Bei einem Wahlergebnis über 0,5 Prozent gibt es Geld für die Partei
Am wenigsten Zuspruch erntete mit 35 Stimmen die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP), die auch 2024 wieder antritt - als eine von drei als linksextrem eingestuften Parteien.
Am rechten Rand verbirgt sich hinter dem Namen Heimat die frühere NPD (633 Stimmen zur EU-Wahl 2019, davon 54 auf dem Sonnenberg).
Politikwissenschaftler Benjamin Höhne (45) beobachtet "eine zunehmende Ausdifferenzierung der Parteien, beispielsweise beim Thema Klimaschutz". Er rät: "Ob es sich lohnt, eine Kleinpartei zu wählen, kommt darauf an, ob ein Thema so wichtig erscheint, dass man die Arbeit dieser Partei unterstützen will, auch wenn diese nicht ins EU-Parlament einzieht."
Immerhin erhalten auch Vereinigungen, die es nicht nach Brüssel schaffen, für jede abgegebene Stimme 1,18 Euro - vorausgesetzt sie erreichen ein Wahlergebnis von 0,5 Prozent.
Titelfoto: Kristin Schmidt (3)