Wahl-Panne in Bremen: 98 Prozent ungültige Stimmen!
Bremen - Ungewöhnliches Ergebnis bei der Bundestagswahl in Bremen: In einem Wahllokal waren fast alle Erststimmen ungültig. Dahinter steckt eine peinliche Panne.
Im Wahllokal "261-01 Seehausen" gab es laut Stadt Bremen 801 Wahlberechtigte, von denen 409 am Sonntag zur Wahl erschienen. Damit lag die Wahlbeteiligung – ohne Briefwähler – bei mageren 51,06 Prozent.
Doch 98,04 Prozent der Erststimmen waren ungültig, nur ganze acht Stimmen wurden gewertet. Bei den Zweitstimmen dagegen waren nur 0,98 Prozent ungültig.
Auf Twitter führte das scheinbar unerklärliche Ergebnis zu Protest. "Es ist ein Skandal, dass in Bremen-Seehausen 98,04 % der Erststimmen ungültig sind. Damit wird der Wille von 401 Wähler:innen ignoriert. Sowas darf in einer Demokratie nicht passieren", schrieb Theresa Gröninger (28), Beisitzerin im Landesvorstand der Jungen Union Bremen.
Doch wie kam das ungewöhnliche Ergebnis überhaupt zustande? Dahinter steckt eine einfache und zugleich sehr peinliche Erklärung.
Das Wahllokal erhielt falsche Stimmzettel. Seehausen gehört zum Wahlkreis 55, bekam aber Wahlunterlagen für den Wahlkreis 54, berichtete buten und binnen. Es hätte auffallen müssen.
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Der Fehler fiel viel zu spät auf
Daher standen auf den Stimmzetteln die falschen Wahlkreiskandidaten. Statt Uwe Schmidt (55) trat scheinbar Sarah Ryglewski (38) für die SPD an und anstelle von Wiebke Winter (25) versuchte es Thomas Röwekamp (55) für die CDU. Auch alle anderen Kandidaten waren vertauscht.
Die unbekannten Namen dürften vielen Wählern Kopfzerbrechen bereitet haben. Doch bis der Fehler entdeckt wurde, dauert es sehr lange. Briefwähler waren übrigens nicht betroffen.
401 Wähler gaben ihre Stimmen auf den falschen Zetteln ab. In so einem Fall sind sie laut Bundeswahlleiter ungültig, die Zweitstimmen dagegen können korrekt gewertet werden. Der Vorgang werde nach Angaben des Landeswahlleiters aber geprüft.
So bitter es für die im Wahlkreis 55 Bremen II – Bremerhaven zweitplatzierte Kandidatin Winter sein mag, am Ausgang der Wahl hätte es nichts geändert, wenn die Stimmen gültig gewesen wären.
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Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa