Nach Bundestags-Aus: SPD-Politiker will wieder Lokführer werden
Chemnitz/Berlin - Nach vielen Jahren muss Detlef Müller (60, SPD) seine Koffer packen. Der Abgeordnete aus Chemnitz schaffte es bei der Wahl 2025 nicht mehr in den Bundestag. Wie es für den SPD-Politiker nun weitergeht, verrät er im Gespräch mit TAG24.

Ganz aus Berlin ist der gelernte Lokführer noch nicht verschwunden. Er wird vermutlich noch bis zum 25. März Abgeordneter sein, bereitet die Sondierungs- bzw. Koalitionsverhandlungen mit der Union vor.
"Aber parallel werden gerade auch die Büros ausgeräumt und Kisten gepackt", verrät der 60-Jährige.
Dass die Zeit im Bundestag nicht auf Lebenszeit festgeschrieben ist, war Müller natürlich schon immer klar. "Es gibt keinen unbefristeten Arbeitsvertrag", witzelt er: "Einzig die Wählerinnen und Wähler entscheiden, ob dein Arbeitsvertrag verlängert wird."
Und sein Arbeitsvertrag wurde nicht verlängert - Müller hatte zu wenig Stimmen für das Direktmandat in Chemnitz, auch den Einzug über die Landesliste verpasste er knapp.
Wie geht der SPD-Politiker damit um? "Es war zunächst Enttäuschung und Bitternis - dann aber sehr schnell der Blick nach vorn. Es gibt drei Anker, die den befürchteten Fall ins Loch verhindern: die Familie, die Kommunalpolitik, der erlernte Beruf."

Zurück zu den Wurzeln: SPD-Politiker Müller will Ausbildung zum Lokführer machen

Müller schloss 1983 seine Ausbildung zum Lokführer ab. Da er in den vergangenen Jahren nicht die vorgegebene Mindestanzahl an Stunden fahren konnte, erlosch seine Lizenz. Doch diese will sich der 60-Jährige schnell zurückholen.
"Ich strebe an, ab Herbst meine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer/Lokführer aufzunehmen. Ich habe früher selbst Lokführer ausgebildet und möchte zurück in meinen 'alten' Traumberuf. Nicht Management, nicht Politikberatung, nicht Lobbyist - sondern Lokführer", erklärt der SPD-Politiker.
Auf die Zeit im Bundestag schaut Müller dennoch gern zurück: "Als Stellvertretender Fraktionsvorsitzender war ich schon im Zentrum. Durfte mit dem Kanzler, Ministern, Ministerpräsidenten, mit Vorständen von Bahn oder Autobahn direkt verhandeln, durfte in der Koalition Mehrheiten suchen." Vor allem kämpfte der gelernte Lokführer auch um Chemnitzer Projekte. "Das ist vorbei und das wird natürlich fehlen."
Dennoch zieht er sich nicht komplett aus der Politik zurück. 2024 wurde er in den Chemnitzer Stadtrat gewählt, wird also weiterhin politisch aktiv bleiben.
Doch nach Berlin zurück - das wird es wohl nicht mehr geben. Sollte die neue Koalition bis zum Ende durchhalten, wird der SPD-Politiker bei den Bundestagswahlen 2029 nicht mehr antreten.
Titelfoto: Uwe Meinhold