Chemnitz: Wer rückt über die Erststimme in den Bundestag?
Chemnitz - Mehr als 24.500 Plakate in der Stadt "verkünden" es: noch 20 Tage bis zur vorgezogenen Bundestagswahl. Elf Parteien wollen in Chemnitz (Wahlkreis 161) mit ihren Kandidaten das Ticket nach Berlin lösen. In der Chemnitzer Wahlbehörde müssen bis zum Wahltag noch ordentlich die Ärmel hochgekrempelt werden.
Ein Arbeitsmarathon liegt hinter der Wahlbehörde, seitdem der Wahltermin 23. Februar feststeht: "Im zur Verfügung stehenden kurzen Zeitraum waren Wahlräume zu finden und auszustatten."
Außerdem habe man innerhalb weniger Wochen 2000 Wahlhelfer finden und das Wählerverzeichnis für weit über 200.000 Wahlberechtigte erstellen müssen.
Und die Arbeit wird nicht weniger: Schulung der Wahlhelfer, Vorbereitung der Dokumente für die Wahllokale und Organisation der Briefwahl stehen an.
Man gehe davon aus, am Montag "mit dem Versand der Briefwahlunterlagen beginnen zu können. Die Sofortwahl in der Briefwahlstelle im Moritzhof ist dann ab Dienstag möglich".
Wofür stehen die Kandidaten?
Seit Herbst haben die Parteien ihre Direktkandidaten nominiert. Einstimmig wählten die Grünen bereits im Oktober Stadträtin Christin Furtenbacher (40), bei der FDP will Schulleiterin Norma Grube (40) nach Berlin. Ihr "Vorgänger" Frank Müller-Rosentritt (42) hatte sich nicht wieder aufstellen lassen.
Bei der CDU setzte sich Fleischermeisterin Nora Seitz (40) in einer Kampfabstimmung gegen Polizist Michael Specht (39) durch.
Die SPD setzt mit dem bereits im Bundestag sitzenden Detlef Müller (60) auf Bewährtes, und die Linken schicken Neu-Chemnitzer Marten Henning (28) ins Rennen.
Neuling BSW hatte in letzter Minute Hochschuldozent Christian Schweiger (52) nominiert. Prominentester Kandidat ist Alexander Gauland (83, AfD), der sich ursprünglich aus der Politik zurückziehen wollte. Der Kreisverband Chemnitz hatte ihn überzeugt, für seine Geburtsstadt erneut anzutreten.
Auf dem Stimmzettel stehen darüber hinaus vier Kleinparteien.
Wofür stehen die Kandidaten? Welche Menschen stehen dahinter? Das lest Ihr ab Dienstag in einer neuen Serie bei TAG24.
Druck steigt
Kommentar von Sebastian Gogol
In knapp drei Wochen steht die nächste Bundestagswahl an. Doch löst diese Ankündigung wirklich Vorfreude auf einen politischen Wechsel aus, der Deutschland in eine bessere Zukunft führen könnte?
Eher nicht. Denn trotz der zahlreichen Probleme, die das Land aktuell belasten, scheint ein entscheidender Aspekt zunehmend aus dem Blick zu geraten: die grundlegenden Werte unserer Demokratie.
Was wir derzeit beobachten, sind wachsende gesellschaftliche Spannungen, die immer stärker in eine tiefe Spaltung zu führen drohen. Im Mittelpunkt dieser Konflikte steht häufig die Migrationspolitik, die sowohl Anhänger der linken als auch der rechten politischen Lager auf die Straßen treibt. Die Stimmung ist aufgeheizt, der Druck steigt. Alle stehen unter Spannung. Wann wird der Blackout kommen?
Um dieses Szenario zu verhindern, muss die kommende Regierung - wer auch immer das sein wird - dafür sorgen, dass die Spannungen im Land nicht weiter eskalieren und die Risse nicht tiefer werden, damit die Demokratie nicht wie eine zerbrechliche Vase auseinanderbricht.
Titelfoto: Bildmontage: Michael Kappeler/dpa, Kristin Schmidt