Bundestagswahl: Sondierungen ebnen laut Wagenknecht AfD Weg nach oben

Berlin - Union und SPD haben mit ihrer Einigung in den Sondierungsgesprächen die erste große Hürde auf dem Weg zu einer gemeinsamen Regierung genommen.

Matthias Miersch (56, SPD), Karin Prien (59, CDU), Lars Klingbeil (47, SPD) und Carsten Linnemann (47, CDU) während einer Pause bei den Sondierungsgesprächen.
Matthias Miersch (56, SPD), Karin Prien (59, CDU), Lars Klingbeil (47, SPD) und Carsten Linnemann (47, CDU) während einer Pause bei den Sondierungsgesprächen.  © Michael Kappeler/dpa

Die wichtigen Finanzfragen sind somit geklärt, der Migrationskurs abgesteckt und die Reform des Bürgergelds ebenfalls beschlossen. Damit gibt es eine Grundlage für Koalitionsverhandlungen.

Es gibt allerdings noch viele Stolpersteine, bevor CDU-Chef Friedrich Merz als neuer Kanzler und seine Minister auch vereidigt werden können.

Einen Überblick über die einzelnen Wahlergebnisse in ganz Deutschland gibt es weiterhin im Artikel: "Bundestagswahl 2025: Das sind die Ergebnisse".

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Alle wichtigen Infos zur Bundestagswahl und der Regierungsbildung findet Ihr im TAG24-Ticker.

9. März, 13.51 Uhr: Wagenknecht: Union und SPD ebnen der AfD den Weg nach oben

Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht hält die Sondierungsergebnisse von Union und SPD für völlig unzureichend und prophezeit deshalb eine Zunahme der Unzufriedenheit im Land.

"Die Sondierungsbeschlüsse sind ein roter Teppich für die AfD ins Kanzleramt 2029", erklärte sie. "Union und SPD haben immer noch nichts verstanden. Es ist eine naive Illusion, mit dieser Schmalspur-Sondierung und gigantischen Aufrüstungsschulden die Probleme unseres Landes in den Griff bekommen zu wollen. Im Gegenteil, es droht die Fortsetzung des Niedergangs und der wirtschaftlichen Talfahrt."

Mit Blick auf die geplanten Sondersitzungen des alten Bundestags zum geplanten Schuldenpaket warb Wagenknecht für ein "Nein zum Wählerbetrug von Union und SPD".

Sahra Wagenknecht (55, BSW) hält die Sondierungsvereinbarungen von Union und SPD für völlig verfehlt. Sie prophezeit eine Konsequenz, die keiner der Unterhändler will.
Sahra Wagenknecht (55, BSW) hält die Sondierungsvereinbarungen von Union und SPD für völlig verfehlt. Sie prophezeit eine Konsequenz, die keiner der Unterhändler will.  © Sören Stache/dpa

9. März, 10.45 Uhr: Junge Union kritisiert Ergebnis der Sondierungen mit SPD

Junge-Union-Chef Johannes Winkel kritisiert das Ergebnis der Sondierungsverhandlungen mit der SPD und vermisst "echte Strukturreformen". In der "Bild"-Zeitung bemängelt er zudem, dass die Verhandler das Thema Wehrpflicht ausgespart haben.

"Die Wehrpflicht wird kommen müssen, ob man das politisch schön findet oder nicht", sagt der Vorsitzende der Nachwuchsorganisation. Er fordert eine gerechtere Lastenverteilung zwischen den Generationen: "Die Wehrpflicht kann nicht allein zulasten der jungen Generation gehen." Deshalb müsse man "über die Finanzierung der Aufrüstung noch einmal diskutieren".

Die neue Regierung dürfe sich nicht mit der Abwicklung der Ampel zufriedengeben. "Dieses Papier atmet noch nicht genug Zukunft", sagt Winkel. Für den Koalitionsvertrag brauche es deshalb "den Mut der Agenda 2010".

8. März, 19.07 Uhr: Grüne kritisieren Sondierungsergebnisse - "Gift für unser Land"

Die Grünen haben die Ergebnisse der Sondierungsgespräche von CDU, CSU und SPD harsch kritisiert. Statt strukturelle Probleme zu lösen, wollten die Parteien schon wie in früheren schwarz-roten Regierungen alles mit Geld zuschütten, erklärte Parteichefin Franziska Brantner (45) in Berlin.

"Das ist Gift für unser Land." Co-Parteichef Felix Banaszak (35) betonte: "Von einer Zustimmung sind wir heute weiter entfernt als in den letzten Tagen."

elix Banaszak, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, und Franziska Brantner, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, geben eine Pressekonferenz als Reaktion auf die Sondierungsgespräche zwischen Union und der SPD.
elix Banaszak, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, und Franziska Brantner, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, geben eine Pressekonferenz als Reaktion auf die Sondierungsgespräche zwischen Union und der SPD.  © Hannes P. Albert/dpa

8. März, 19.02 Uhr: Union und SPD machen laut Linke Politik gegen die Mehrheit

Die Linke sieht in den Sondierungsvereinbarungen von Union und SPD eine Politik gegen die Interessen der meisten Bürger.

"Es gibt maximal ein 'Weiter-so'. Die Mehrheit der Gesellschaft kann weiter nur zusehen, wie Politik über ihre Köpfe und gegen ihre Interessen gemacht wird", erklären die Fraktionsvorsitzenden Heidi Reichinnek (36) und Sören Pellmann (48).

"Zentrale Themen wie Wohnungsbau, Gesundheit, Stärkung von Familien, gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West oder bezahlbare Lebensmittel werden nebenbei verhandelt oder nicht einmal erwähnt. Konkrete Maßnahmen oder große Projekte in diesen Bereichen sucht man nahezu vergebens."

Dass gleichzeitig angekündigt werde, dass es großen Konsolidierungsbedarf gebe, lasse erahnen, dass dieser die Schwächsten der Gesellschaft treffen werde. "Ergänzt wird diese überaus problematische Prioritätensetzung mit einem Blankoscheck für Aufrüstung und einem Sondervermögen, dessen Inhalt niemand kennt - noch dazu demokratisch äußerst fragwürdig legitimiert", kritisierten die Linksfraktionschefs.

Heidi Reichinnek (Die Linke) und Sören Pellmann (Die Linke) sehen in den Sondierungsvereinbarungen von Union und SPD eine Politik gegen die Interessen der meisten Bürger.
Heidi Reichinnek (Die Linke) und Sören Pellmann (Die Linke) sehen in den Sondierungsvereinbarungen von Union und SPD eine Politik gegen die Interessen der meisten Bürger.  © Sebastian Gollnow/dpa

8. März, 19 Uhr: AfD wirft Merz seine brechen seiner Wahlversprechen vor

Die AfD hat Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) vorgeworfen, mit der Sondierungsvereinbarung von Union und SPD seine Wahlversprechen zu brechen.

"Für den Bruch seiner Wahlversprechen und seine Kapitulation vor dem Verschuldungswahn der SPD hat Friedrich Merz lediglich vage Versprechungen und Formelkompromisse in der Migrationspolitik voller Vorbehalte und Hintertüren bekommen", erklärten die Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel (46) und Tino Chrupalla (49).

Die sozial- und wirtschaftspolitischen Vorhaben trügen "durchgehend die Handschrift des Wahlverlierers SPD", hieß es weiter. "Rezepte aus der sozialistischen Mottenkiste wie "Industriestrompreis" und E-Auto-Subventionen schaffen weder Wohlstand noch Wirtschaftswachstum, sie beschleunigen die Talfahrt in Planwirtschaft und Deindustrialisierung."

"Für dieses klägliche Ergebnis hat die Union ihre Wähler verraten, die Schuldenschleusen weit aufgerissen und die Verfassung beschädigt", resümierten Weidel und Chrupalla. "Dieses Sondierungspapier ist eine Einigung zum Schaden Deutschlands."

17.55 Uhr: Wie es mit der Mietpreisbremse weitergehen soll

Union und SPD haben sich bei ihren Sondierungsgesprächen darauf verständigt, dass die Mietpreisbremse weiter gelten soll.

In einem gemeinsamen Papier heißt es: "Die Mietpreisbremse wollen wir zunächst für zwei Jahre verlängern."

Dort, wo die 2015 eingeführte Mietpreisbremse gilt, darf die Miete bei der Wiedervermietung von Bestandswohnungen höchstens auf das Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete zuzüglich zehn Prozent erhöht werden. Die Landesregierungen werden durch das Gesetz ermächtigt, Gebiete mit angespannten Wohnungsmärkten auszuweisen, in denen die Mietpreisbindung gilt. Neubauten ab dem 1. Oktober 2014 sind jedoch von der Mietpreisbindung ausgenommen, ebenso wie die erste Vermietung einer Wohnung nach umfassender Modernisierung.

Wenn es nach Lars Klingbeil (47, SPD, rechts) und Friedrich Merz (69, CDU) geht, soll die Mietpreisbremse zwei Jahre lang verlängert werden.
Wenn es nach Lars Klingbeil (47, SPD, rechts) und Friedrich Merz (69, CDU) geht, soll die Mietpreisbremse zwei Jahre lang verlängert werden.  © Michael Kappeler/dpa

8. März, 16.19 Uhr: Deutschland soll verteidigungsfähig bleiben

Die Spitzen von Union und SPD haben bei ihren Sondierungsgesprächen die innere und äußere Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu einem zentralen Ziel im Falle einer gemeinsamen Regierung erklärt.

Sie wollten Verantwortung in Europa übernehmen und mit Deutschlands Partnern die Verteidigungsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union stärken. "Klar ist: Deutschland steht weiter an der Seite der Ukraine", heißt es in einem von den Unterhändlern vereinbarten Papier.

Mit zusätzlichen Mitteln solle die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas gesichert werden, "denn der Schutz unserer Freiheit ist unverzichtbar", heißt es. Verwiesen wird auf das Vorhaben eines neuen Sondervermögens für Infrastruktur, darunter auch für den Zivil- und Bevölkerungsschutz - sowie die Reform der Schuldenbremse für den Verteidigungsetat (Einzelplan 14).

Die Spitzen von SPD und CDU sind sich einig, dass Deutschland verteidigungsfähig bleiben muss.
Die Spitzen von SPD und CDU sind sich einig, dass Deutschland verteidigungsfähig bleiben muss.  © Michael Kappeler/dpa

8. März, 15.46 Uhr: Festhalten am von der Ampel reformierten Staatsangehörigkeitsrecht

Das von der Ampel-Koalition reformierte Staatsangehörigkeitsrecht soll weiter Bestand haben.

CDU, CSU und SPD einigten sich bei ihren Sondierungsgesprächen laut einem gemeinsamen Papier im Grundsatz darauf, die verkürzten Wartefristen für eine Einbürgerung und den Doppelpass für Nicht-EU-Bürger beizubehalten. Geprüft werden soll, ob es verfassungsrechtlich möglich wäre, Terrorunterstützern, Antisemiten und Extremisten, die zur Abschaffung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung aufrufen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu entziehen, falls sie noch eine weitere Staatsangehörigkeit besitzen.

8. März, 15.45 Uhr: SPD und Union wollen Stromsteuer senken

Zur Entlastung von Unternehmen und privaten Haushalten wollen Union und SPD die Stromsteuer senken. Das teilten die Parteien nach Sondierungsgesprächen in Berlin mit.

Konkret soll die Stromsteuer auf den in der EU erlaubten Mindestwert gesenkt werden. Das soll zu Entlastungen um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde führen. Union und SPD wollen daneben die Übertragungsnetzentgelte halbieren, ein Bestandteil des Strompreises.

Friedrich Merz (69, CSU), Lars Klingbeil (47, SPD), Markus Söder (58, CSU) und Saskia Esken (63, v.l.n.r.) sind in Sondierungsgesprächen auf die Idee gekommen, dass eine Senkung der Stromsteuer sinnvoll wäre.
Friedrich Merz (69, CSU), Lars Klingbeil (47, SPD), Markus Söder (58, CSU) und Saskia Esken (63, v.l.n.r.) sind in Sondierungsgesprächen auf die Idee gekommen, dass eine Senkung der Stromsteuer sinnvoll wäre.  © Michael Kappeler/dpa

8. März, 15.36 Uhr: Künftig mehr Zurückweisungen von Migranten an den Grenzen?

In ihren Sondierungsgesprächen haben sich Union und SPD auf einen gemeinsamen Kurs in der Migrationspolitik verständigt.

Das teilte der CDU-Vorsitzende, Friedrich Merz (69), in Berlin mit. An den Landgrenzen sollen seinen Angaben zufolge künftig auch Menschen zurückgewiesen werden, die ein Asylgesuch stellen - allerdings nur in Abstimmung mit den Nachbarstaaten.

Möglich sind Zurückweisungen grundsätzlich nur da, wo es stationäre Grenzkontrollen gibt. Die hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD) zwar in den vergangenen Jahren sukzessive für alle deutschen Landgrenzen angeordnet. Wer einen Asylantrag stellen will, darf aber in der Regel einreisen.

Im vergangenen Jahr wurden laut Bundesinnenministerium rund 80.000 unerlaubte Einreisen festgestellt, wobei es in etwa 47.000 Fällen zu einer Zurückweisung kam, etwa wenn jemand gefälschte Dokumente vorlegte oder weil nach einer Abschiebung eine Einreisesperre ausgesprochen worden war.

Titelfoto: Sören Stache/dpa

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