Bundestagswahl: Scholz schließt Schwarz-Rot nach Wahl nicht aus

Berlin - Der kürzeste Monat des Jahres hat begonnen, die Bundestagswahl steht kurz vor der Haustür.

Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt.
Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt.

Darauf, wie extrem hitzig der Wahlkampf in den letzten Zügen werden dürfte, gaben die Parteien im Rahmen der Debatte um das sogenannte Zustrombegrenzungsgesetz in den zurückliegenden Tagen einen deutlichen Vorgeschmack.

Hat sich die Union um Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) bei ihrem Vorhaben verzockt, ihren Gesetzentwurf für eine Wende in der Asylpolitik mit Stimmen der AfD durchs Parlament zu boxen?

Nach der verlorenen Abstimmung steht die Partei, die in den Umfragen bisher mit Abstand vorne lag, vor einem kleinen Trümmerhaufen, schließlich stimmten zwölf Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion nicht für das Vorhaben ihres eigenen Anführers.

Chemnitzer Wahlserie: Grünen-Kandidatin Christin Furtenbacher war die Erste
Bundestagswahl 2025 Chemnitzer Wahlserie: Grünen-Kandidatin Christin Furtenbacher war die Erste

SPD und Grüne wittern Morgenluft und die Chance, auf den letzten Metern den Vorsprung der Union zu verkürzen. Auch die AfD sieht sich gestärkt hervorgehen. Kanzlerkandidatin Alice Weidel (45) bezeichnete Merz bereits als "Bettvorleger".

Aktuelle Neuigkeiten rund um die Bundestagswahl findet Ihr hier im TAG24-Ticker.

4. Februar, 21.35 Uhr: Grünen-Vorsitzende ruft zu Mäßigung auf

Berlins Grünen-Landesvorsitzende Nina Stahr ruft angesichts der Diskussion um das Verhalten der CDU bei den jüngsten Abstimmungen zur Migrationspolitik im Bundestag zu Mäßigung auf.

"CDU-Büros zu beschmieren oder Friedrich Merz als Faschisten zu bezeichnen, das geht gar nicht", sagte sie dem Nachrichtenportal "t-online".

"Es bringt niemandem etwas, gleich die Faschismuskeule herauszuholen", ergänzte Stahr. "Als Berliner Grüne ist für uns Konsens, dass wir Friedrich Merz bei den Protesten nicht als Faschisten bezeichnen. Das transportieren wir auch in die Partei hinein."

Proteste gegen rechts aus Sorge vor einer möglichen Koalitionsbildung von CDU und AfD nach der Bundestagswahl seien gerechtfertigt, so die Grünen-Vorsitzende Nina Stahr (42).
Proteste gegen rechts aus Sorge vor einer möglichen Koalitionsbildung von CDU und AfD nach der Bundestagswahl seien gerechtfertigt, so die Grünen-Vorsitzende Nina Stahr (42).  © Annette Riedl/dpa

4. Februar, 21.30 Uhr: Scholz schließt Schwarz-Rot nach Wahl nicht aus

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schließt auch nach den umstrittenen Unions-Anträgen zur Migrationspolitik im Bundestag eine Zusammenarbeit mit der CDU/CSU nach der Wahl nicht aus.

Seine Haltung sei immer gewesen: "Es darf keine Zusammenarbeit mit der AfD geben", sagte Scholz bei einem Wahlkampftermin im Ruhrgebiet. "Mit der AfD nicht. Alles andere kann schwer werden, kompliziert – mal sehen." Darüber könne man erst entscheiden, wenn man wisse, wie die Wählerinnen und Wähler abgestimmt hätten.

Erneut warnte der Bundeskanzler, dass CDU und CSU nach der Wahl auch auf die AfD setzen könnten, um ins Kanzleramt zu kommen. Deshalb werbe er um jede Stimme für die SPD bei der Bundestagswahl am 23. Februar.

Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) stattete am Dienstag dem Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg einen Besuch ab.
Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) stattete am Dienstag dem Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg einen Besuch ab.  © Rolf Vennenbernd/dpa

4. Februar, 18.23 Uhr: FDP will Einigung zu Migration - CDU sieht "Wahlkampftaktik"

Die FDP will das vergangene Woche im Bundestag gescheiterte "Zustrombegrenzungsgesetz" erneut zur Abstimmung zu bringen. Die übrigen Fraktionen reagieren nicht erfreut.

FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Vorschlag richte sich "an alle, die noch Hoffnung auf eine überparteiliche Lösung in der Mitte des Parlaments haben". Union, FDP, SPD und Grüne müssten "jetzt in der Sache zusammenkommen".

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sieht keine Chance für diesen Vermittlungsvorschlag, bezeichnete das Vorhaben als "Wahlkampftaktik". Die SPD forderte die FDP zu Verhandlungen über "pragmatische Lösungen" auf.

Grünen-Chefin Franziska Brantner sagte im ZDF-"Morgenmagazin", die Grünen "waren und sind gesprächsbereit über Maßnahmen". Die Unterstützung durch die AfD sei aber ein "Tabubruch".

Die Linke sprach unterdessen von einem "herbeigeredeten Problem der Migration" und warf den Parteien einen Überbietungswettbewerb vor.

Er habe den Fraktionschefs vorgeschlagen, das "Zustrombegrenzungsgesetz" erneut zur Abstimmung zu bringen, erklärte FDP-Fraktionschef Christian Dürr am Dienstag.
Er habe den Fraktionschefs vorgeschlagen, das "Zustrombegrenzungsgesetz" erneut zur Abstimmung zu bringen, erklärte FDP-Fraktionschef Christian Dürr am Dienstag.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

4. Februar, 13.08 Uhr: Union verliert in neuer Umfrage deutlich

Die Union hat in einer neuen Umfrage vom heutigen Dienstag deutlich an Prozentpunkten eingebüßt.

Im Vergleich zur letzten Forsa-Erhebung (im Auftrag von RTL und n-tv) sank die Union um ganze zwei Prozentpunkte von 30 auf 28 Prozent. Unter den im Bundestag vertretenen Parteien ist sie damit der einzige Verlierer dieser Umfrage.

Während sich AfD (20 Prozent), SPD (16 Prozent) und FDP (4 Prozent) von den Umfragewerten her nicht veränderten, konnten sich Grüne (15 Prozent) und Linke (5 Prozent) um jeweils einen Prozentpunkten verbessern.

Die Union um Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) hat in einer Umfrage vom Dienstag deutlich an Zustimmung verloren. (Symbolbild)
Die Union um Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) hat in einer Umfrage vom Dienstag deutlich an Zustimmung verloren. (Symbolbild)  © Boris Roessler/dpa

4. Februar, 8.02 Uhr: FDP macht Vorschlag für "Migrationspakt der Mitte"

Die FDP will mit einem neuen Anlauf Union, SPD und Grüne für einen "Migrationspakt der Mitte" gewinnen.

Dazu sollen nach dem Vorstoß der Liberalen die Inhalte des am Freitag im Bundestag gescheiterten Zustrombegrenzungsgesetzes in das Gesetz für die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems überführt werden.

3. Februar, 20.57 Uhr: Merz optimistisch: Werden uns mit SPD nach der Wahl einigen

CDU-Chef Friedrich Merz (69) ist zuversichtlich, dass sich Union und SPD trotz harter Kontroversen nach der Bundestagswahl auf Schritte in der Migrationspolitik verständigen können.

"Nach der Wahl werden wir uns auf diese Themen, die in unserem Gesetzentwurf vorhanden waren, einigen, zumal sie im Wahlprogramm der SPD stehen", sagte Merz dem TV-Sender Phoenix. Hätte die SPD zugestimmt, dann, "hätten wir heute eine verbesserte Rechtslage, gerade was das Thema Migration betrifft. Jetzt müssen wir auf die Zeit nach der Bundestagswahl warten", sagte der Kanzlerkandidat der Union.

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (69) versucht in den vergangenen Stunden besonders gelassen zu wirken.
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (69) versucht in den vergangenen Stunden besonders gelassen zu wirken.

3. Februar, 19.51 Uhr: Umfrage nach Migrationsvoten zeigt keinerlei Einbußen für Union

Die gemeinsamen Abstimmungen von CDU/CSU und AfD im Bundestag haben der Union einer neuen Umfrage zufolge nicht geschadet.

Die Union kommt der Befragung des Insa-Instituts für Bild in der Sonntagsfrage unverändert auf 30 Prozent. Die AfD als zweitstärkste Kraft bleibt bei 22 Prozent. Erhoben wurden die Daten von Freitag bis Montag, befragt wurden 2004 Wahlberechtigte.

SPD und Grüne können sich im Vergleich zur Vorwoche demnach leicht um je 0,5 Prozentpunkte auf 16 beziehungsweise 13 Prozent steigern. Die FDP verharrt bei 4,5 Prozent und würde somit knapp den Wiedereinzug in den Bundestag verfehlen. Dagegen kämen die Linke (5 Prozent/+0,5) und das Bündnis Sahra Wagenknecht (5,5 Prozent/-0,5) ins Parlament.

Kanzler Scholz (66) dürfte diese Umfrage gar nicht passen.
Kanzler Scholz (66) dürfte diese Umfrage gar nicht passen.

3. Februar, 19.16 Uhr: Abstimmungen mit AfD waren laut Merz Ausnahme

Die Bundestags-Abstimmungen der Union mit der AfD bei Initiativen zur Begrenzung der Migration sollen sich nach den Worten von CDU-Chef Friedrich Merz (69) nicht wiederholen.

Auf die Frage, ob er in einer ähnlichen Situation wieder von den Stimmen der AfD profitieren würde, sagte der Unionskanzlerkandidat RTL/ntv am Rande des CDU-Parteitages: "Ich profitiere nicht von Stimmen mit der AfD. Es wird auch eine Situation wie diese nach menschlichem Ermessen nicht noch einmal eintreten."

3. Februar, 18.57 Uhr: Protestaktion bei Merz-Rede auf CDU-Parteitag

Nach dem Eklat über eine gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag hat eine Protestaktion während der Rede von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (69) für Aufsehen gesorgt.

Als der CDU-Chef gerade wiederholt eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschloss, streckten mehrere Aktivisten von Greenpeace einen Schriftzug aus einzelnen Buchstaben in die Höhe, auf dem "Brandmauer!" zu lesen war.

Sicherheitskräfte versuchten, die Aktion zu unterbinden und begleiteten die Aktivisten anschließend aus dem Saal. "Statt Hass und Hetze den Boden zu bereiten, braucht es jetzt klare Kante gegen Demokratiefeinde", zitierte Greenpeace einen Sprecher in einer Mitteilung. "Friedrich Merz verrät die Grundwerte seiner eigenen Partei, indem er denen die Hand reicht, die unsere Demokratie und den Schutz unserer Lebensgrundlagen mit Füßen treten", kritisierte er.

3. Februar, 15.26 Uhr: Führende CDU-Politiker kontern Kritik an Migrationskurs

CDU-Chef Friedrich Merz (69) bekommt beim Parteitag Rückhalt für seinen Wahlkampfkurs zur Migration, der wegen gemeinsamer Bundestags-Abstimmungen mit der AfD bundesweit Proteste ausgelöst hat.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (53) sagte vor den CDU-Delegierten in Berlin, Merz habe gestanden und gezeigt, dass die Union zu ihren Überzeugungen stehe, "auch wenn es Sturm gibt". So verhalte sich ein Kanzler.

CDU-Bundesvize Karin Prien (59) nannte Vorwürfe von SPD und Grünen "infam", die Union würde auch nur einen kleinen Finger in Richtung AfD ausstrecken. "Niemals, keine Zusammenarbeit, keine Koalition, keine Minderheitsregierung", rief sie und betonte: "Wir brauchen keinen antifaschistischen Nachhilfeunterricht von niemandem in diesem Land."

CDU-Schatzmeisterin Julia Klöckner (52) sagte, es wäre besser, Demos gegen Gewalt und Judenhass zu veranstalten, "als gegen eine verdiente Volkspartei zu demonstrieren, die genau diesen Zustand von Gewalt und Judenhass abschaffen will".

In Berlin findet der Bundesparteitag der CDU statt.
In Berlin findet der Bundesparteitag der CDU statt.

3. Februar, 15.09 Uhr: Freie Wähler nicht zu Wahlforen eingeladen - Landesverband sauer

Der sächsische Landesverband der Freien Wähler fühlt sich benachteiligt, weil ihre Partei nicht zu sogenannten Wahlforen eingeladen worden sei.

Trotz einem Wahlergebnis von 2,3 Prozent bei der Landtagswahl in Sachsen werde man von der Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) nicht für die Diskussionsrunden eingeladen, klagen die Freien Wähler in einer Mitteilung am Montag. "Leider ist aber die erneute Ausgrenzung der Freien Wähler ein unübersehbares Zeichen dafür, wie gering die Achtung der Medien und leider auch der Landeszentrale für politische Bildung vor der Relevanz der kleinen und vermeintlich nachgeordneten kommunalen Vertretungen, Gremien und Ämter ist", heißt es darin.

Auf der Website der SLpB heißt es bezüglich der Veranstaltung von Wahlforen: "Zu jedem Forum werden Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis sowie Kandidatinnen und Kandidaten von sieben Parteien (AfD, SPD, CDU, FDP, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen, BSW) eingeladen, um gemeinsam zu diskutieren und ihre Positionen vorzustellen."

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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