Bundestagswahl: Klingbeil ist neuer SPD-Fraktionschef

Berlin - In den anstehenden Koalitionsgesprächen muss Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz trotz seines klaren Wahlsiegs aus Sicht der SPD deutliche Zugeständnisse machen.

CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) hat nach dem Wahlsieg Grund zur Freude. Doch mit wem wird er koalieren?
CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) hat nach dem Wahlsieg Grund zur Freude. Doch mit wem wird er koalieren?  © Michael Kappeler/dpa

Die Sozialdemokraten hätten sich zwar nie weggeduckt, Verantwortung für das Land zu übernehmen, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil im ZDF-heute journal. "Aber die Erwartung ist schon, dass Merz seinen Kurs und auch seinen Ton deutlich ändert."

So brauche die arbeitende Mitte bessere Löhne und mehr Geld im Portemonnaie, zudem müssten die Renten stabilisiert und milliardenschwere Investitionen angeschoben werden.

Klingbeil betonte erneut, es sei noch überhaupt nicht ausgemacht, ob es eine Regierung mit den Sozialdemokraten geben werde. "Der Ball liegt bei Friedrich Merz. Der hat jetzt die Verantwortung, Gespräche zu führen", sagte er in der ARD.

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Einen Überblick über die einzelnen Ergebnisse findet Ihr im Artikel: "Bundestagswahl 2025: Das sind die Ergebnisse".

Alles zur Bundestagswahl findet Ihr hier im TAG24-Ticker.

26. Februar, 11.37 Uhr: Klingbeil ist neuer SPD-Fraktionschef

Drei Tage nach der historischen Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl hat die neue Parlamentsfraktion Parteichef Lars Klingbeil zu ihrem Vorsitzenden gewählt.

Der 47-jährige Niedersachse erhielt 85,6 Prozent der Stimmen und damit deutlich weniger als sein Vorgänger Rolf Mützenich bei drei Wahlen zum Fraktionsvorsitzenden seit 2019 (94,7, 97,1 und 97,7).

Klingbeil ist damit der neue starke Mann in der SPD und wird seine Partei in die Gespräche über eine Regierungsbildung mit der Union führen. Unklar ist, ob er nach erfolgreichen Verhandlungen über eine schwarz-rote Koalition Fraktionschef bleiben wird oder dann in die neue Bundesregierung wechselt - möglicherweise als Vizekanzler.

Klingbeil ist am Wahltag 47 Jahre alt geworden und hat eine steile Parteikarriere hingelegt. Seit 2009 gehört er dem Bundestag an, wurde 2017 Generalsekretär der Partei und 2021 nach der gewonnenen Bundestagswahl Parteichef zusammen mit der Co-Vorsitzenden Saskia Esken.

Lars Klingbeil (47) ist der neue starke Mann der SPD.
Lars Klingbeil (47) ist der neue starke Mann der SPD.  © Kay Nietfeld/dpa

26. Februar, 9.49 Uhr: Union nimmt gemeinnützige Organisationen unter die Lupe

Die Unionsfraktion hat im Bundestag eine Anfrage zur Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen gestartet, von denen mehrere zu den jüngsten Demonstrationen gegen Rechts aufgerufen hatten.

Laut "Spiegel" stelle die Kleine Anfrage mit dem Titel "Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen" 551 Fragen an Organisationen wie "Omas gegen Rechts" oder Greenpeace.

Die Union wolle unter anderem wissen, ob es "direkte Verbindungen zwischen dem Verein Omas gegen Rechts Deutschland e. V. und bestimmten Parteien oder politischen Akteuren" gibt.

Außerdem im "Visier" der CDU/CSU: das Recherchenetzwerk "Correctiv", die Amadeu Antonio Stiftung, Peta, oder die Deutsche Umwelthilfe.

Der designierte neue CDU-Kanzler-Friedrich Merz (69, r.) und der CSU-Parteivorsitzende Markus Söder (58) wollen genau wissen, wie und vor welchem Hintergrund Nichtregierungsorganisationen finanziert werden.
Der designierte neue CDU-Kanzler-Friedrich Merz (69, r.) und der CSU-Parteivorsitzende Markus Söder (58) wollen genau wissen, wie und vor welchem Hintergrund Nichtregierungsorganisationen finanziert werden.  © Kay Nietfeld/dpa

26. Februar, 9.11 Uhr: Scharfe Kritik an Parteispitze - "Nur in der SPD gibt es ein Weiter-so"

Der frühere SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig hat scharfe Kritik an den Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken geübt.

Nach der historischen Wahlniederlage sei es befremdlich, dass es keinen Moment des Innehaltens, keine kritische Selbstüberprüfung oder Selbstreflexion gebe, sagte der ehemalige Thüringer Wirtschaftsminister und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium "t-online".

"Stattdessen hat Klingbeil das politische Vakuum in der Nacht zu seinen Gunsten genutzt. Das ist eine Art Selbstermächtigung oder gar Bonapartismus", so Machnig.

Er wies darauf hin, dass unter anderem Grünen-Kanzlerkandidat Habeck und FDP-Chef Lindner Verantwortung für die Wahlergebnisse ihrer Parteien übernommen hätten. "Nur in der SPD gibt es ein Weiter-so. Es geht den Verantwortlichen erkennbar eher darum, ihre Position abzusichern und die eigenen Karrierepfade weiterzuentwickeln."

Ex-SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig (64, l.) hat scharfe Kritik am Parteivorsitzenden Lars Klingbeil (47) geübt.
Ex-SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig (64, l.) hat scharfe Kritik am Parteivorsitzenden Lars Klingbeil (47) geübt.  © Bildmontage: Federico Gambarini/dpa, Uwe Anspach/dpa

26. Februar, 6.27 Uhr: MP Günther will Schuldenbremse reformieren

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51) hat sich für ein zügiges neues Verteidigungs-Sondervermögen ausgesprochen - und eine Reform der Schuldenbremse.

"Das brauchen wir auf jeden Fall. Wir müssen verteidigungsfähig sein in Europa, noch stärker auch durch das, was in der Welt ansonsten passiert", sagte der CDU-Politiker in einem "Politico"-Podcast.

Zugleich sprach sich Günther für eine rasche Reform der grundgesetzlich verankerten Schuldenbremse aus. Es brauche "relativ schnell" neue Schuldenregeln, "gerade für die Länder", sagte er.

Der CDU-Vorsitzende und mögliche neue Bundeskanzler Friedrich Merz hatte einer Reform der Schuldenbremse noch vor dem Zusammentreten des neu gewählten Bundestages eine Absage erteilt.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51, l.) hat zum Thema "Schuldenbremse" offenbar eine andere Meinung als der wohl baldige Kanzler Friedrich Merz (69).
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51, l.) hat zum Thema "Schuldenbremse" offenbar eine andere Meinung als der wohl baldige Kanzler Friedrich Merz (69).  © Christian Charisius/dpa

25. Februar, 18.41 Uhr: Union und SPD steuern auf komplizierte Verhandlungen zu

Zwischen Union und SPD zeichnen sich komplizierte Verhandlungen über eine neue Bundesregierung ab.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz drückt beim Beginn der Spitzengespräche mit der SPD aufs Tempo. "Die Themen drängen, sie dulden keinen Aufschub und deswegen lege ich Wert darauf, dass wir zügig jetzt in die Gespräche eintreten", sagte der CDU-Vorsitzende vor einer Sitzung der Unionsfraktion in Berlin. Dagegen betonte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich: "Ja, wir tragen Verantwortung, aber wir werden uns zu nichts drängen lassen, was wir nicht verantworten können."

25. Februar, 18.39 Uhr: Linke sieht sich als "Zünglein an der Waage" im Bundestag

Die Linke drängt die Union, ihren Unvereinbarkeitsbeschluss gegen eine Zusammenarbeit beider Seiten aufzuheben.

Zudem müsse CDU-Chef Friedrich Merz sich für die gemeinsame Abstimmung der Union mit der AfD entschuldigen, sagte der kommissarische Fraktionschef im Bundestag, Sören Pellmann. "Dann können wir gerne ins Gespräch kommen."

Die Linke hatte bei der Bundestagswahl 8,8 Prozent der Stimmen erhalten und wird künftig 64 Abgeordnete im Parlament stellen. Ihre Stimmen könnten für eine Zwei-Drittel-Mehrheit zur Änderung des Grundgesetzes gebraucht werden, etwa zur Reform der Schuldenbremse.

25. Februar, 17.19 Uhr: SPD will auf dem Land stärker Flagge zeigen

Die SPD will sich in Brandenburg nach der Niederlage bei der Bundestagswahl stärker auf dem Land zeigen.

Das Problem mangelnder Präsenz im Land werde sich spätestens mit der Eröffnung vieler Wahlkreisbüros der SPD-Landtagsabgeordneten erübrigen, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann. Die Präsenz der SPD-Bundestagsfraktion in Brandenburg werde angesichts verlorener Mandate aber deutlich kleiner.

Außerdem gehe es darum, in der SPD/BSW-Koalition Verantwortung zu übernehmen und einen Haushalt zu erstellen, sodass "die Menschen sehen, dass etwas vorangeht".

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann (49), engagiert sich aktiv in der Landespolitik . (Archivbild)
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann (49), engagiert sich aktiv in der Landespolitik . (Archivbild)  © Michael Bahlo/dpa

25. Februar, 17.17 Uhr: Merz mit 98 Prozent als Unionsfraktionschef bestätigt

CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz ist mit großer Mehrheit als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag bestätigt worden.

Der 69-Jährige erhielt bei der konstituierenden Sitzung der neuen Fraktion nach Angaben aus Fraktionskreisen 98 Prozent der Stimmen. Es wurden 205 Stimmen abgegeben, 201 Abgeordnete stimmten für Merz, es gab 4 Nein-Stimmen.

CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) ist mit großer Mehrheit als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag bestätigt worden.
CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) ist mit großer Mehrheit als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag bestätigt worden.  © Michael Kappeler/dpa

25. Februar, 17.15 Uhr: Merz will schnell mit SPD über Koalition verhandeln

CDU-Chef Friedrich Merz setzt auf einen schnellen Start der Koalitionsverhandlungen mit der SPD.

"Die Themen drängen, sie dulden keinen Aufschub und deswegen lege ich Wert darauf, dass wir zügig jetzt in die Gespräche eintreten", sagte der Unions-Kanzlerkandidat vor einer Sitzung der gemeinsamen Bundestagsfraktion von CDU und CSU in Berlin.

Vor allem bei drei großen Themenbereichen müsse Klarheit geschafft werden, betonte Merz. "Das eine ist in der Außen- und Sicherheitspolitik. Die Lage auf der Welt verändert sich jeden Tag in dramatischer Weise. Da braucht es eine handlungsfähige deutsche Regierung." Das zweite sei das Thema Migration, zudem sei die Lage der Wirtschaft nach wie vor "sehr prekär, sehr kritisch und wir müssen eben schnell Entscheidungen treffen, damit das im Laufe des Jahres dann auch wirtschaftlich wieder aufwärts geht".

25. Februar, 15.54 Uhr: Keine Reform der Schuldenbremse in naher Zukunft

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat einer Reform der Schuldenbremse noch vor dem Zusammentreten des neu gewählten Bundestags eine Absage erteilt.

"Es ist in der naheliegenden Zukunft ausgeschlossen, dass wir die Schuldenbremse reformieren", sagte er vor einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. "Das ist, wenn es überhaupt stattfindet, eine ziemlich umfangreiche, schwierige Arbeit, die da zu leisten ist."

Zurückhaltend äußerte sich Merz zu Überlegungen, das Sondervermögen für die Bundeswehr aufzustocken, um die Ausrüstung der Truppe weiter verbessern zu können. "Wir sprechen miteinander, aber es ist viel zu früh, darüber jetzt schon etwas zu sagen. Ich sehe es im Augenblick als schwierig an, aber wie gesagt, es gibt Gespräche." Mehr könne er dazu im Augenblick nicht sagen.

Friedrich Merz (r), CDU-Bundesvorsitzender und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, und Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern.
Friedrich Merz (r), CDU-Bundesvorsitzender und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, und Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern.  © Michael Kappeler/dpa

25. Februar, 14.39 Uhr: Nach AfD-Interesse: SPD will Sitzungssaal nicht abgeben

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich hat sein Bedauern über einen möglichen Verlust des SPD-Sitzungssaals im Bundestag ausgedrückt.

"Sie bohren in einer tiefen Wunde bei mir", antwortete Mützenich vor einer Fraktionssitzung in Berlin auf die Frage, ob die SPD einen der größeren Säle als nur noch drittstärkste Kraft nicht abgeben müsse. "Ich möchte den Otto-Wels-Saal nicht hergeben", betonte er.

Die AfD hatte auf Anfrage der "Rheinischen Post" vor der Wahl Interesse am Otto-Wels-Saal angemeldet. Entschieden würde im Ältestenrat, sagte der erste parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Bernd Baumann, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die AfD-Fraktion ist nach der Bundestagswahl von 77 auf 152 Abgeordnete angewachsen. Die SPD hat nach dem schlechtesten Ergebnis seit 1949 nur noch 120 Sitze.

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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