Bundestagswahl: Juso-Chef erwartet harte Gespräche - mit offenem Ausgang

Berlin - Soll der alte Bundestag noch schnell die weitere Finanzierung der Bundeswehr sicherstellen? Die Union ist offen für die Einführung eines neuen Sondervermögens oder für die deutliche Aufstockung des bestehenden 100-Milliarden-Euro-Topfes im Grundgesetz.

Christian Haase (58), haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zeigt sich offen für den Beschluss eines Sondervermögens.
Christian Haase (58), haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zeigt sich offen für den Beschluss eines Sondervermögens.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Mit der neuen US-Administration hätten sich die sicherheitspolitischen Koordinaten für Deutschland und Europa komplett geändert, erklärte der haushaltspolitische Sprecher Christian Haase (58, CDU)

"Wir müssen uns schneller selbst verteidigen können. Deshalb könnte es Sinn machen, das Sondervermögen kurzfristig noch mit der Zwei-Drittel-Mehrheit des alten Bundestags zu beschließen."

Dafür müsste man sich zeitnah mit SPD, FDP und Grünen einigen, um die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit zu erreichen. Im neuen Bundestag würde das Vorhaben durch die ablehnende Haltung von Linken und AfD, die beide deutliche Zugewinne erzielten, wahrscheinlich scheitern.

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Einen Überblick über die einzelnen Ergebnisse findet Ihr im Artikel: "Bundestagswahl 2025: Das sind die Ergebnisse".

Alles zur Bundestagswahl findet Ihr hier im TAG24-Ticker.

27. Februar, 7.52 Uhr: Grünen-Politikerin kritisiert unzureichende Vielfalt im Bundestag

Die Grünen-Abgeordnete Misbah Khan (35) ist enttäuscht, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund auch im neuen Bundestag weit unter ihrem Anteil an der Bevölkerung liegt.

"Ich halte nichts von einer Migrantenquote, aber mehr Durchlässigkeit und eine andere Ansprache wären gut", sagt die Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz vor der Veröffentlichung aktueller Daten zu Menschen mit Einwanderungsgeschichte im frisch gewählten Parlament durch den Mediendienst Integration.

Die Organisation hatte für den 2021 gewählten Bundestag einen Anteil von der Menschen mit Migrationshintergrund von 11,3 Prozent veröffentlicht, nach 8,2 Prozent in der Wahlperiode davor. In der Grünen-Fraktion des Bundestages von 2021 lag der Anteil mit 13,6 Prozent damals über dem Durchschnittswert.

Misbah Khan (35, Grüne) hofft auf mehr Vielfalt im Bundestag.
Misbah Khan (35, Grüne) hofft auf mehr Vielfalt im Bundestag.  © Harald Tittel/dpa

27. Februar, 7.30 Uhr: Juso-Chef erwartet harte Gespräche - mit offenem Ausgang

Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer (29) hält es nicht für zwangsläufig, dass Union und SPD zu einer Koalition zusammenfinden.

Türmer kritisierte in den ARD-"Tagesthemen" die jüngste parlamentarische Anfrage der Union zur politischen Neutralität von Nichtregierungsorganisationen. "Ich hoffe, so geht’s nicht weiter, denn dann wird’s verdammt schwer. Und es zeigt sich, diese Verhandlungen - die sind alles andere als vorherbestimmt. Das werden sehr harte Gespräche - mit offenem Ausgang", sagte Türmer.

Als zentral bezeichnete er für Koalitionsverhandlungen Änderungen der Schuldenbremse. Sie stehe Handlungsfähigkeit entgegen. Genauso wichtig seien Entlastungen vor allem für kleine und mittlere Einkommen. Die Verhandlungen müssten "hart und ehrlich" miteinander geführt werden.

Juso-Chef Philipp Türmer (29) rechnet bei den Gesprächen zwischen Union und SPD nicht mit einem Selbstläufer.
Juso-Chef Philipp Türmer (29) rechnet bei den Gesprächen zwischen Union und SPD nicht mit einem Selbstläufer.  © Michael Kappeler/dpa

26. Februar, 22.14 Uhr: Weil mahnt künftige Koalitionäre zu fairem Umgang

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (66) hat die möglichen künftigen Koalitionäre Union und SPD zu einem fairen Miteinander aufgerufen.

"Das wird eine Koalition sein, wo man sich gegenseitig braucht", sagte der SPD-Politiker dem Fernsehsender Phoenix. Beide Seiten sollten einen "sehr fairen Umgang" pflegen und sich vom Modus zu lösen, kleine Geländegewinne gegenüber dem anderen erzielen zu wollen.

Die gemeinsame Arbeit für die Stabilisierung der Demokratie und eine schnelle Wiederbelebung der Wirtschaft müsse im Vordergrund stehen. Man habe dafür vier Jahre Zeit. "Diese vier Jahre müssen genutzt werden. Sie dürfen nicht wieder versanden in irgendwelchen internen Streitereien", mahnte Weil.

Stephan Weil (66, SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, ruft zum fairen Miteinander auf.
Stephan Weil (66, SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, ruft zum fairen Miteinander auf.  © Julian Stratenschulte/dpa

26. Februar, 21.32 Uhr: Merz zu vertraulichem Gespräch mit Macron in Paris

Drei Tage nach seinem Wahlsieg ist Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron (47) zu einem vertraulichen Gespräch im Elysée-Palast empfangen worden.

Merz traf um kurz nach 20 Uhr in Macrons Pariser Amtssitz ein. Zuvor hatten mehrere deutsche Medien über das vertrauliche Abendessen berichtet, eine CDU-Sprecherin wollte es öffentlich weder bestätigen noch dementieren.

26. Februar, 17.28 Uhr: "Merz ist der Trump aus dem Sauerland", sagt Linken-Chefin

Linken-Chefin Ines Schwerdtner (36) sieht im Vorgehen von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) Ähnlichkeiten mit US-Präsident Donald Trump (78).

"Merz ist der Trump aus dem Sauerland", erklärte Schwerdtner in Berlin. "Schon in den ersten Tagen will er mit dem alten gegen den neuen Bundestag putschen und 200 Milliarden zusätzliches Sondervermögen für Militär durchdrücken, will internationale Haftbefehle ignorieren und bedroht die Zivilgesellschaft." Das sei "Trump light".

Linken-Chefin Ines Schwerdtner (36, im Bild) vergleicht CDU-Chef Merz (69) mit dem US-Präsidenten Donald Trump (78).
Linken-Chefin Ines Schwerdtner (36, im Bild) vergleicht CDU-Chef Merz (69) mit dem US-Präsidenten Donald Trump (78).  © Carsten Koall/dpa

26. Februar, 17.24 Uhr: Grüne bestätigen Fraktionsvorstand im Amt

Die Grünen-Bundestagsfraktion hat ihren bisherigen Vorstand im Amt bestätigt.

Damit bleiben Britta Haßelmann (63) und Katharina Dröge (40) bis auf Weiteres kommissarisch Fraktionsvorsitzende. Auch ihre Stellvertreter und die parlamentarischen Geschäftsführer bleiben im Amt. Die Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink (67), die dem neuen Bundestag nicht angehören wird, wird als Fraktionsvize vorerst nicht ersetzt.

26. Februar, 17.05 Uhr: Doch noch nicht am Ende - Habeck bleibt im Bundestag!

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (55) bleibt im Bundestag. Er nehme das Mandat an, teilte er in einem in sozialen Medien verbreiteten Video mit.

Am Tag nach der Wahl hatte Habeck mitgeteilt, dass er kein Spitzenamt bei den Grünen mehr haben möchte. Das hatte Spekulationen ausgelöst, dass er auf sein Bundestagsmandat verzichten könnte.

Das Ergebnis von 11,6 Prozent bei der Wahl war für die Grünen enttäuschend, nach 14,7 Prozent bei der letzten Bundestagswahl. Die Partei war mit Habeck als Kanzlerkandidat ins Rennen gezogen und hatte mindestens auf eine Regierungsbeteiligung gesetzt - eine Hoffnung, die sich nun zerschlagen hat.

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (55) will auch weiterhin im Bundestag bleiben.
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (55) will auch weiterhin im Bundestag bleiben.  © Bildmontage: Screenshot(Instagram/robert.habeck

26. Februar, 11.37 Uhr: Klingbeil ist neuer SPD-Fraktionschef

Drei Tage nach der historischen Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl hat die neue Parlamentsfraktion Parteichef Lars Klingbeil (47) zu ihrem Vorsitzenden gewählt.

Der 47-jährige Niedersachse erhielt 85,6 Prozent der Stimmen und damit deutlich weniger als sein Vorgänger Rolf Mützenich bei drei Wahlen zum Fraktionsvorsitzenden seit 2019 (94,7, 97,1 und 97,7).

Klingbeil ist damit der neue starke Mann in der SPD und wird seine Partei in die Gespräche über eine Regierungsbildung mit der Union führen. Unklar ist, ob er nach erfolgreichen Verhandlungen über eine schwarz-rote Koalition Fraktionschef bleiben wird oder dann in die neue Bundesregierung wechselt - möglicherweise als Vizekanzler.

Klingbeil ist am Wahltag 47 Jahre alt geworden und hat eine steile Parteikarriere hingelegt. Seit 2009 gehört er dem Bundestag an, wurde 2017 Generalsekretär der Partei und 2021 nach der gewonnenen Bundestagswahl Parteichef zusammen mit der Co-Vorsitzenden Saskia Esken.

Lars Klingbeil (47) ist der neue starke Mann der SPD.
Lars Klingbeil (47) ist der neue starke Mann der SPD.  © Kay Nietfeld/dpa

26. Februar, 9.49 Uhr: Union nimmt gemeinnützige Organisationen unter die Lupe

Die Unionsfraktion hat im Bundestag eine Anfrage zur Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen gestartet, von denen mehrere zu den jüngsten Demonstrationen gegen Rechts aufgerufen hatten.

Laut "Spiegel" stelle die Kleine Anfrage mit dem Titel "Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen" 551 Fragen an Organisationen wie "Omas gegen Rechts" oder Greenpeace.

Die Union wolle unter anderem wissen, ob es "direkte Verbindungen zwischen dem Verein Omas gegen Rechts Deutschland e. V. und bestimmten Parteien oder politischen Akteuren" gibt.

Außerdem im "Visier" der CDU/CSU: das Recherchenetzwerk "Correctiv", die Amadeu Antonio Stiftung, Peta, oder die Deutsche Umwelthilfe.

Der designierte neue CDU-Kanzler-Friedrich Merz (69, r.) und der CSU-Parteivorsitzende Markus Söder (58) wollen genau wissen, wie und vor welchem Hintergrund Nichtregierungsorganisationen finanziert werden.
Der designierte neue CDU-Kanzler-Friedrich Merz (69, r.) und der CSU-Parteivorsitzende Markus Söder (58) wollen genau wissen, wie und vor welchem Hintergrund Nichtregierungsorganisationen finanziert werden.  © Kay Nietfeld/dpa

26. Februar, 9.11 Uhr: Scharfe Kritik an Parteispitze - "Nur in der SPD gibt es ein Weiter-so"

Der frühere SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig hat scharfe Kritik an den Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken geübt.

Nach der historischen Wahlniederlage sei es befremdlich, dass es keinen Moment des Innehaltens, keine kritische Selbstüberprüfung oder Selbstreflexion gebe, sagte der ehemalige Thüringer Wirtschaftsminister und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium "t-online".

"Stattdessen hat Klingbeil das politische Vakuum in der Nacht zu seinen Gunsten genutzt. Das ist eine Art Selbstermächtigung oder gar Bonapartismus", so Machnig.

Er wies darauf hin, dass unter anderem Grünen-Kanzlerkandidat Habeck und FDP-Chef Lindner Verantwortung für die Wahlergebnisse ihrer Parteien übernommen hätten. "Nur in der SPD gibt es ein Weiter-so. Es geht den Verantwortlichen erkennbar eher darum, ihre Position abzusichern und die eigenen Karrierepfade weiterzuentwickeln."

Ex-SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig (64, l.) hat scharfe Kritik am Parteivorsitzenden Lars Klingbeil (47) geübt.
Ex-SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig (64, l.) hat scharfe Kritik am Parteivorsitzenden Lars Klingbeil (47) geübt.  © Bildmontage: Federico Gambarini/dpa, Uwe Anspach/dpa

26. Februar, 6.27 Uhr: MP Günther will Schuldenbremse reformieren

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51) hat sich für ein zügiges neues Verteidigungs-Sondervermögen ausgesprochen - und eine Reform der Schuldenbremse.

"Das brauchen wir auf jeden Fall. Wir müssen verteidigungsfähig sein in Europa, noch stärker auch durch das, was in der Welt ansonsten passiert", sagte der CDU-Politiker in einem "Politico"-Podcast.

Zugleich sprach sich Günther für eine rasche Reform der grundgesetzlich verankerten Schuldenbremse aus. Es brauche "relativ schnell" neue Schuldenregeln, "gerade für die Länder", sagte er.

Der CDU-Vorsitzende und mögliche neue Bundeskanzler Friedrich Merz hatte einer Reform der Schuldenbremse noch vor dem Zusammentreten des neu gewählten Bundestages eine Absage erteilt.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51, l.) hat zum Thema "Schuldenbremse" offenbar eine andere Meinung als der wohl baldige Kanzler Friedrich Merz (69).
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51, l.) hat zum Thema "Schuldenbremse" offenbar eine andere Meinung als der wohl baldige Kanzler Friedrich Merz (69).  © Christian Charisius/dpa

25. Februar, 18.41 Uhr: Union und SPD steuern auf komplizierte Verhandlungen zu

Zwischen Union und SPD zeichnen sich komplizierte Verhandlungen über eine neue Bundesregierung ab.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz drückt beim Beginn der Spitzengespräche mit der SPD aufs Tempo. "Die Themen drängen, sie dulden keinen Aufschub und deswegen lege ich Wert darauf, dass wir zügig jetzt in die Gespräche eintreten", sagte der CDU-Vorsitzende vor einer Sitzung der Unionsfraktion in Berlin. Dagegen betonte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich: "Ja, wir tragen Verantwortung, aber wir werden uns zu nichts drängen lassen, was wir nicht verantworten können."

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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