Bundestagswahl 2025 in Bayern: CSU unter 40-Prozent-Marke, AfD landet auf Rang zwei

Von Carsten Hoefer

München - Die CSU ist bei der Bundestagswahl in Bayern mit großen Stimmengewinnen stärkste Kraft geworden und hat damit ihren jahrelangen Abwärtstrend beenden können.

Markus Söder (58, CSU) kann einigermaßen zufrieden sein.
Markus Söder (58, CSU) kann einigermaßen zufrieden sein.  © Sven Hoppe/dpa

Nach der zweiten Hochrechnung des Bayerischen Rundfunks liegen die Christsozialen unter ihrem Parteichef Markus Söder (55) bei 37 Prozent, das wären rund fünf Prozentpunkte mehr als noch vor vier Jahren. Damals war die CSU mit 31,7 Prozent auf ein historisch schlechtes Ergebnis abgestürzt.

Ungetrübt war die Freude auf der Wahlparty in der Münchner CSU-Zentrale dennoch nicht: Die Partei blieb klar unter den Erwartungen, etliche Politiker hatten auf ein Ergebnis bis zu 40 Prozent gehofft.

Doch am rechten Rand würde die AfD laut der Hochrechnung ihren Stimmanteil auf 19 Prozent nahezu verdoppeln können. 2021 hatte die Partei im Freistaat noch lediglich 9 Prozent geholt.

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Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (54) wurde in seinem bundespolitischen Ehrgeiz einmal mehr bitter enttäuscht.

Markus Söder will eng mit CDU-Chef Friedrich Merz zusammenarbeiten

Söder sagte im Bayerischen Rundfunk: "Es dürfte das beste Ergebnis aller Parteien in Deutschland sein."

Der Ministerpräsident lehnte wie zuvor im Wahlkampf eine Koalition der Union mit den Grünen mehr als deutlich ab. Es scheine so zu sein, dass es für CDU und CSU entweder mit einem oder möglicherweise mit zwei Partnern reiche, sagte Söder bei einer Videoschalte aus Berlin bei der CSU-Wahlparty in München. "Relativ klar ist aber, es geht ohne die Grünen."

Söder sicherte zudem dem CDU-Chef Friedrich Merz (69) zu, dass er und der voraussichtliche nächste Bundeskanzler Merz so eng zusammenarbeiten würden "wie noch nie zuvor und wir werden alles gemeinsam besprechen".

Bundestagswahl 2025: AfD mit Ergebnis in Bayern zufrieden

Bei der AfD ist die Freude nach der Bundestagswahl groß.
Bei der AfD ist die Freude nach der Bundestagswahl groß.  © Sabine Dobel/dpa

Bei der AfD herrschte Euphorie: Bei dem "ganzen Widerstand", der der Partei entgegengesetzt worden sei, sei das ein "hervorragendes Ergebnis", sagte der Landesvorsitzende Stephan Protschka (47) am frühen Abend im Bayerischen Fernsehen.

"Die Befürchtungen sind wahr geworden: Ein Fünftel der Wähler schickt eine rechtsextreme und antisemitische Partei in den Deutschen Bundestag", sagte Charlotte Knobloch (92), die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Die jüdische Gemeinde ist bestürzt.

Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl (54) zielte mit seiner deutlichen Kritik auf CDU und CSU, ohne die Union beim Namen zu nennen: "Wer Migration zum wichtigsten Wahlkampfthema macht, der hilft damit nur der extremen Rechten."

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Für die in Bayern seit Jahrzehnten an nahezu kontinuierlich schrumpfende Wahlergebnisse gewohnte SPD war es einmal mehr ein bitterer Abend: Die Partei des abgewählten Bundeskanzlers Olaf Scholz (66) landete laut Hochrechnung mit 11,9 Prozent nur noch auf Rang vier und verlor im Vergleich zu 2021 mehr als sechs Prozentpunkte.

SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres "überhaupt nicht zufrieden mit dem Wahlausgang"

Der Frust über die Ampel-Regierung offensichtlich sehr groß gewesen, erklärte die Landesvorsitzende Ronja Endres (39) im BR.

"Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit dem Wahlausgang", erklärte sie.

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (66) nannte die Niederlage der Sozialdemokraten "desaströs" und forderte dementsprechend personelle Konsequenzen - ohne zu sagen, wen er damit meinte: "Wir müssen ab sofort und ohne die üblichen Allgemeinplätze nach solchen Ergebnissen intern Klartext reden. Und zwar sowohl was Inhalte als auch was das Personal betrifft." Reiter hatte sich bereits im Wahlkampf deutlich gegen eine erneute Kandidatur von Scholz ausgesprochen.

Überholt wurden die Sozialdemokraten von den Grünen, die vergleichsweise geringe Einbußen erlitten und mit 12,1 Prozent drittstärkste Kraft im Freistaat wurden. "Viele hatten größere Sorgen vor dem heutigen Abend", sagte im BR der Grünen-Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter (55). In den Umfragen hatten die Grünen noch tiefer gelegen.

Linke holen bei Bundestagswahl 2025 in Bayern mehr Stimmen als erwartet

In Bayern durften rund 9,2 Millionen Menschen wählen.
In Bayern durften rund 9,2 Millionen Menschen wählen.  © Pia Bayer/dpa

Die Linke lag nach den Hochrechnungen mit 5,5 Prozent auch in Bayern überraschend gut, die FDP landete mit 4 Prozent klar unter der Fünf-Prozent-Hürde - das wäre weniger als halb so viel wie 2021.

Fast halbiert hat sich aber auch das Ergebnis der Freien Wähler, die laut Hochrechnung lediglich 4,5 Prozent holten. Parteichef Aiwanger zieht es seit Jahren in die Bundespolitik - allerdings ohne Erfolg.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht holt laut BR-Zahlen in Bayern nur 3,1 Prozent der Stimmen.

Der große Erfolg der AfD ist nach Einschätzung der Politikwissenschaftlerin Ursula Münch (64) keineswegs nur auf Protestwähler zurückzuführen.

Dennoch geht Münch davon aus, dass die weitere Entwicklung der Partei maßgeblich von der Arbeit der aller Voraussicht nach künftig unionsgeführten nächsten Koalition in der Hauptstadt abhängt.

"Das liegt auch daran, wie es der kommenden Bundesregierung gelingen wird, die Probleme zu lösen", so Münch.

Im Freistaat waren rund 9,2 Millionen Wahlberechtigte zur Wahl des neuen Bundestages aufgerufen. Viele von ihnen hatten ihre Stimme allerdings auch schon vorab per Briefwahl abgegeben. In Bayern traten laut dem Landeswahlleiter insgesamt 737 Kandidatinnen und Kandidaten auf 17 Landeslisten und als Wahlkreiskandidaten bei der Wahl an.

Erstmeldung: 18.46 Uhr, zuletzt aktualisiert: 22.13 Uhr

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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