Aus Sachsen in den Bundestag: Das sind die Neueinsteiger im Parlament
Dresden/Berlin - Die Würfel sind gefallen - die Zusammensetzung des 21. Deutschen Bundestages steht nach der Wahl am vergangenen Sonntag seit Wochenbeginn fest. Insgesamt 630 Männer und Frauen werden der Volksvertretung angehören, die als Parlament das gesetzgebende Organ der Bundesrepublik Deutschland ist. Wer wird dort zukünftig für Sachsen streiten und sprechen? Lernt hier drei frisch gewählte Abgeordnete kennen, die jetzt als Newcomer in den Reichstag einziehen.
Florian Oest (CDU)

Der Ausgang der Bundestagswahl stimmt Florian Oest (37) so freudig wie nachdenklich. Der Vorsitzende der CDU im Landkreis Görlitz freut sich, dass er im zweiten Anlauf über die Landesliste der Christdemokraten ins Parlament einziehen wird.
Gleichzeitig schaut der studierte Jurist und Betriebswirt aber auch demütig auf das Wählervotum: "Von Zittau bis Zingst vertrauen die Menschen der AfD deutlich mehr als uns. Über die Gründe diskutieren wir seit 2017 von Wahl zu Wahl. Jetzt muss endlich entschlossen gehandelt werden."
Oest will nichts weniger als "einen grundlegenden Politik-Wechsel und eine Wirtschafts-Wende". Sein Fokus liegt klar auf einer leistungsfähigen Wirtschaft. "Sie ist nicht alles. Aber ohne Wirtschaft ist alles nichts. Nur mit einer starken Wirtschaft kann unser Land seine sozialen Errungenschaften finanzieren und behalten", erklärt er.
Der Vater zweier kleiner Kinder möchte die Alltagsprobleme der Menschen in der Oberlausitz in den Mittelpunkt seines politischen Handelns in Berlin rücken. Er denkt dabei breit - von Ärztemangel über bezahlbare Energie, Grenzschutz und Migration bis hin zu würdevoller Pflege. "Die designierte Bundesregierung aus CDU und SPD muss Lösungen liefern. Daran werden wir gemessen", weiß Florian Oest.
Der Görlitzer fand über seine Kirchgemeinde und Michael Kretschmer zur CDU und zur Jungen Union. Seit zehn Jahren ist er ehrenamtlich politisch aktiv und seit sechs Jahren Mitglied des Görlitzer Kreistages. Er sagt über sich: "Ich habe gelernt zuzuhören. Politik ist meine Passion und jetzt Profession."

Thomas Ladzinski (AfD)

Kann man als Baby bereits politisch geprägt werden? Die Frage drängt sich bei Thomas Ladzinski (35, AfD) fast auf. Die ersten Demonstrations-Erfahrungen sammelte der Dresdner im Kinderwagen mit seiner Mutter 1989 in Leipzig. "Leider kann ich mich heute nicht mehr daran erinnern", erklärt der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau verschmitzt.
Thomas Ladzinski hat für die AfD das Direktmandat im Wahlkreis 158 - Dresden I gewonnen. "Vernunft statt Ideologie!", lautete sein Leitspruch im Wahlkampf. Dass er einmal Karriere in der Politik machen würde, das ist für den Vater von zwei kleinen Kindern noch vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen.
"Die Öffnung der Grenzen 2015 hat mich politisiert. Die AfD war damals die einzige relevante Partei, die Kanzlerin Merkels gesetzeswidrige Politik der unkontrollierten Zuwanderung kritisierte", erinnert sich Ladzinski. Rasch wurde aus dem Unterstützer der Partei ein aktives Mitglied. Seit 2019 gehört der Ex-Gardesoldat dem Stadtbezirksbeirat in Dresden-Leuben und dem Stadtrat an. Im Stadtparlament hat er heute den AfD-Fraktionsvorsitz inne.
Ladzinski widmet als Kommunalpolitiker den Themen Haushalt, Infrastruktur, Bauen und Wohnen besondere Aufmerksamkeit. Mit seiner Arbeit im Bundestag würde er gern dort anknüpfen.
"Ich nehme zum Beispiel die Carolabrücke als Thema mit. Wir reden da von einer Bundesstraße. Der Bund muss mitziehen und sich an den Kosten für eine neue Brücke beteiligen. Das Gleiche gilt übrigens auch für die marode Nossener Brücke und die Budapester Straße", argumentiert er.
Zada Salihović (Die Linke)

Zada Salihović (25, Linke) wird das zweitjüngste Mitglied des neu gewählten Bundestages sein. Die Tochter eines Serben und einer Sächsin wuchs in ihrer Geburtsstadt Pirna auf. Sie trat als überregionale Jugendkandidatin zur Wahl an und zog als vierte der Landesliste in das Parlament ein.
Salihović erzählt: "Nach der Schule habe ich eine Ausbildung in der Pflege begonnen und schnell gemerkt, wie hart die Arbeitsbedingungen dort sind. Das hat mich gewerkschaftlich aktiv werden lassen." Sie engagierte sich für bessere Arbeitsbedingungen, eine stärkere Tarifbindung, die Rechte von Azubis und die Stärkung des ländlichen Raumes.
Das prägte die gelernte Fachkauffrau für Büromanagement nachhaltig. Heute kämpft sie darüber hinaus für Feminismus, Gleichstellungspolitik und Antifaschismus. "Diese Themen motivieren mich seit Jahren, politisch aktiv zu sein und mich auch schwierigen Auseinandersetzungen zu stellen. Mein Ziel ist eine Gesellschaft, in der alle Menschen die gleichen Chancen haben – unabhängig von ihrer Herkunft oder finanziellen Situation", erklärt die junge Abgeordnete.
Salihović ist seit mehr als zehn Jahren politisch aktiv. 2014 besuchte sie ihre ersten Demonstrationen. Damals ging die Pirnaerin gegen die Pegida-Bewegung auf die Straße.
Zarte 16 Jahre war sie alt, als sie Verantwortung übernahm als gewählte Jugend- und Auszubildendenvertreterin. Mitglied der Partei "Die Linke" ist Zada Salihović erst seit 2023. Sie sprüht vor Tatendrang: "Im Bundestag will ich gesellschaftliche Veränderungen anschieben. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit."
Titelfoto: Montage: IMAGO/photothek, Nikolai Schmidt, Eric Münch, Christopher Colditz