Politik-Professor glaubt: "Wahl-Entscheidung fällt erst auf den letzten Metern"
Dresden - Nach dem Afghanistan-Debakel kommt der Wahlkampf mit dem Flüchtlingsthema jetzt richtig in Schwung. Aber wer kann Kanzler werden? BundesTAG24 sprach mit Politikwissenschaftler Prof. Dr. Hans Vorländer (66) von der TU Dresden.
TAG24: Herr Vorländer, lange war vielerorts wenig von Wahlkampf zu spüren. Ist das Masche der Parteien oder ein Versäumnis?
Prof. Vorländer: Das liegt an den Ferien. Und daran, dass die politische Agenda von Unwetterkatastrophe und Corona-Krise bestimmt wurde.
TAG24: Kann denn das Hochwasser-Management die Stimmung an der Wahlurne noch beeinflussen?
Prof. Vorländer: Es bleiben Eindrücke und Bilder vom Hochwasser-Management haften. Unterschwellig beeinflussen sie das Wahlverhalten. Und sie werden von politischen Gegnern und Medien immer wieder aufgerufen. Das Bild vom lachenden Laschet bleibt – zum Schaden des Kandidaten.
TAG24: Bei den Kanzlerkandidaten lag Baerbock erst vorn, Laschet hinten - dann umgekehrt. Jetzt rangiert Scholz ganz vorn. Steuern wir auf einen Achterbahnwahlkampf zu?
Prof. Vorländer: Es geht um die Kanzlerschaft. Da bleiben Stimmungsschwankungen nicht aus. Entscheidend wird sein, wie stark die Grünen und die Union aus der Wahl herauskommen. Das entscheidet die Koalition und die Kanzlerschaft.
Diesen Einfluss hat Sachsen am Wahltag
TAG24: Welchen Einfluss haben sächsische Lokalpolitiker und ihr Corona-Management auf das Kreuz am Wahlsonntag?
Prof. Vorländer: Das wird Einfluss haben auf das Ergebnis in Sachsen - auf die Erststimmen und die Stärke der Parteilisten bei der Zweitstimme. 2017 führte das Ergebnis auf Landesebene zum Rücktritt von Tillich als Ministerpräsident.
TAG24: 25 Prozent der Wähler sind noch unentschlossen - wer profitiert vom Mini-Wahlkampf zwischen Ferienende und Wahltag?
Prof. Vorländer: Das entscheidet sich erst auf den letzten Metern. Und hängt vom Schlussspurt der Kandidaten ab.
Titelfoto: Eric Münch