Tausende demonstrieren in Berlin: Bauern buhen Finanzminister Lindner aus
Berlin - Sie waren viele, laut und friedlich. Vor dem Brandenburger Tor haben am heutigen Montag abermals Tausende Bauern ihrem Frust über die Ampel-Regierung Luft gemacht. Die schickte Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) vorbei, der zwar am geplanten Abbau von Steuervergünstigungen festhielt, den versammelten Protestlern aber zugleich anbot, gemein "groß zu denken".
Es war kalt und windig in Berlin, als Bauernpräsident Joachim Rukwied (62) um kurz nach 11.30 Uhr das Podium am Brandenburger Tor betrat. Davor hatten sich nach Polizeiangaben rund 8500 Bauern, aber auch Menschen aus der verschiedensten Mittelstandberufen eingefunden.
"Was für ein Signal, was wir hier Richtung Berliner Politik setzen", rief ihnen Rukwied entgegen. "So kann es nicht weitergehen!" Erst wenn die Ampel ihre Steuererhöhungsvorschläge zurückziehen würde, würden sich auch die Bauern wieder zurückziehen. Auf dem Weg zu einer Lösung sei man dabei durchaus kompromissbereit, allerdings dürfe es "kein fauler Kompromiss sein".
In aller Deutlichkeit betonte Rukwied zudem, dass er und seine Bauern für einen demokratischen und friedlichen Protest stehen würden. "Wir sind gut erzogen, wir behandeln unsere Gäste mit Respekt und hören ihnen zu", mahnte er seine Bauern zudem vor der Rede von Finanzminister Lindner.
Der stellte sich den Protestlern und wurde mit reichlich Buh- und "Lügner"-Rufen bedacht. Etwas, was dem Bauernpräsidenten sichtlich missfiel.
Finanzminister Christian Lindner machte den Bauern ein Angebot
Lindner selbst machte sich aus den Anfeindungen wenig und zeigte Verständnis für den Protest der Landwirte. Der sei legitim und friedlich. "Viele hatten Angst vor schrecklichen Bildern, ich auch. Nichts davon eingetreten, ich danke ihnen." Während die Klima-Kleber das Brandenburger Tor beschmieren, würden die Bauern es ehren.
Deren Hoffnung, den geplanten Abbau von Steuervergünstigungen komplett zurückzunehmen, erfüllte Lindner nicht. Deutschland müsse wieder lernen mit dem Geld umzugehen, was es auch wirklich hat. Zugleich betonte der 45-Jährige aber:
"Es soll und es darf kein Sonderopfer der Landwirtschaft geben, sondern nur einen fairen Beitrag." Also gar kein Entgegenkommen der Ampel? Nicht ganz! Gen Ende seiner Rede bot der Minister den Bauern an, gemeinsam "groß zu denken" und über die Zukunft der Landwirtschaft als solche zu sprechen.
Mehr Hilfen könne er dabei nicht geben, aber mehr Freiheiten (Stichwort Bürokratieabbau) und Vertrauen.
Titelfoto: Fotomontage: Paul Hoffmann & dpa/Monika Skolimowska