So viele Deutsche glauben, dass Putin die NATO angreifen wird
Mainz - Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nach wie vor eines der bestimmenden Themen für die Menschen in Deutschland - und die Angst wächst, dass sich dieser weiter ausdehnen könnte.
Immerhin 49 Prozent glauben laut dem aktuellen ZDF-Politbarometer, dass Russland östliche NATO-Länder wie Polen oder die baltischen Staaten angreifen wird. Allerdings gehen fast ebenso viele (46 Prozent) davon aus, dass dies nicht geschehen wird - im Osten sind es sogar 57 Prozent.
Auch der Versuch Russlands, Einfluss auf Deutschland etwa durch Falschinformationen oder Geheimdienstaktivitäten zu nehmen, wird von den Befragten Wahlberechtigten sehr ernst genommen. 82 Prozent halten dies für gefährlich oder sogar sehr gefährlich für Deutschland. Nur 14 Prozent sehen wenig oder gar keine Gefahr.
Zurückhaltend zeigen sich die Menschen allerdings bei der zurzeit heftig diskutierten Frage, ob Deutschland Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern soll, mit denen sich auch weit entfernte Ziele in Russland angreifen ließen.
Dies lehnt eine deutliche Mehrheit von 59 Prozent ab. Nur 34 Prozent sprechen sich dafür aus (der Rest zu 100 Prozent antwortete mit "weiß nicht").
Bei den Anhängern von Bündnis 90/Die Grünen (54 Prozent) und FDP (49 Prozent) sprechen sich etwa die Hälfte der Befragten für eine Lieferung aus. Bei der Union sind es 45 Prozent (dagegen 47 Prozent).
Bei den Anhängern von SPD (65 Prozent), Linke (57 Prozent), Freie Wähler (69 Prozent), "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) mit 85 Prozent und AfD mit 90 Prozent überwiegt deutlich die Ablehnung.
Leichter Aufwind für Olaf Scholz
Vergleichsweise gut sehen die Befragten die Arbeit von Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) im Ukraine-Konflikt. 45 Prozent sind hier mit seiner Politik zufrieden, generell beurteilen seine Arbeit nur 33 Prozent als positiv.
Auch bei der Bewertung der zehn nach der Meinung der Befragten wichtigsten Politikerinnen und Politiker in Deutschland nach Sympathie und Leistung auf einer Skala vom +5 bis -5 konnte sich Scholz von -1,1 in der Umfrage Ende Februar auf -0,7 verbessern. Damit liegt er auf Platz sieben.
Angeführt wird die Liste weiterhin von Verteidigungsminister Boris Pistorius (63, SPD) mit 1,7 (zuletzt 1,6) vor NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (48, CDU) mit 0,7 (0,7), Annalena Baerbock (43, Grüne) mit -0,3 (-0,5), CSU-Chef Markus Söder (57) mit -0,3 (-0,3), Robert Habeck (54, Grüne) mit -0,4 (-0,6) und Friedrich Merz (68, CDU) mit -0,6 (-0,6).
Hinter Scholz reihen sich Christian Lindner (45, FDP) mit -1,0 (-1,3), Sahra Wagenknecht (54, BSW) mit -1,3 (-1,1) und Alice Weidel (45, AfD) mit -2,8 (-2,7) ein.
Zurzeit könnte die Union sowohl mit der SPD als auch mit den Grünen eine Koalition bilden
Wie würde der Bundestag aussehen, wenn bereits am kommenden Sonntag Wahlen wären? Wie bei der Umfrage vor zwei Wochen bliebe die Union mit unveränderten 30 Prozent stärkste Fraktion. Es folgen AfD mit 18 Prozent (-1) sowie SPD (unverändert) und Grüne (+1) mit 15 Prozent.
Knapp in den Bundestag einziehen würde das "Bündnis Sahra Wagenknecht" mit 5 Prozent (unverändert). An der Fünfprozenthürde scheitern würden FDP mit 4 Prozent (unverändert) sowie Die Linke mit 3 Prozent (-1). Alle anderen Parteien kämen zusammen auf 7 Prozent, wobei keine Partei 3 Prozent erreichen würde.
Bei diesem Ergebnis wären unter politisch realistischen Bündnissen eine Koalition aus CDU/CSU und SPD oder aus Union und Grünen möglich.
Wie gewohnt führte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen die Umfrage zum ZDF-Politbarometer durch, für die vom 5. bis zum 7. März 1260 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte telefonisch interviewt wurden.
Titelfoto: Bild-Montage: Dmitry Azarov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen