AfD-Chef Chrupalla aus Klinik entlassen, Vorwürfe von Innenminister: "Infam und hinterfotzig"
Ingolstadt/München - Der am gestrigen Mittwoch während einer Wahlkampfveranstaltung ins Krankenhaus eingelieferte AfD-Chef Tino Chrupalla (48) hat laut Partei-Meldung die Klinik am Donnerstag wieder verlassen.
"Tino Chrupalla konnte mittlerweile Ingolstadt verlassen und wird sich in weiterführende ärztliche Behandlung begeben", hieß es in einer Pressemitteilung der AfD.
Die Partei hatte am Vortag gemeldet, dass der Politiker in einen "tätlichen Vorfall" verwickelt gewesen sei, intensivmedizinisch beobachtet werde - und hatte von einer Stichverletzung gesprochen.
Laut Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft gab es jedoch keine Hinweise auf ein Fremdeinwirken. Als "Einstichstelle" am Körper machten die Ermittler laut offiziellem Statement schließlich eine "oberflächliche Rötung bzw. Schwellung" aus.
Es werde zwar wegen des Verdachts der Körperverletzung gegen Unbekannt ermittelt, Hinweise auf einen tatsächlich stattgefundenen Angriff gäbe es jedoch keine.
Man werde jedoch den Fall weiter untersuchen und auch Bildaufnahmen auswerten.
Alle geplanten Wahlkampftermine in Bayern seien abgesagt. Der Politiker soll laut AfD unter starken Schmerzen und Übelkeit gelitten haben. Woher der gesundheitliche Zustand kam, konnte bislang nicht geklärt werden.
Kritik über den Umgang der Partei mit diesem Vorfall in der Öffentlichkeit kam inzwischen von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (67).
AfD hätte keinen verstärkten Polizeischutz erbeten
Er bezeichnete es als erschreckend, "wie infam und hinterfotzig die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten", so der CSU-Politiker.
Es gäbe "keine Erkenntnisse, dass Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde".
Herrmann wies auch Vorwürfe der rechtsextremen Partei zurück, wonach er "für einen angemessenen Schutz der AfD" zu sorgen hätte und verwies auf das zuständige Bundeskriminalamt, beziehungsweise die jeweiligen Landeskriminalämter.
Die AfD sei "bislang weder an mich noch ans bayerische Innenministerium mit der Bitte um verstärkten Polizeischutz herangetreten".
Am Dienstag habe die AfD-Vorsitzende Alice Weidel (44) ebenfalls weitere Auftritte vor der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober abgesagt.
Auch hier gibt es jedoch starke Abweichungen bei der Darstellung der AfD einer potenziellen Gefährdungslage und den tatsächlichen Erkenntnissen, die dem zuständigen BKA vorliegen.
Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa