Versöhnung bei Schröder und Lafontaine für Sahra Wagenknecht?
Saarbrücken - Ein Gespenst geht um in der Parteienlandschaft - und es heißt Sahra Wagenknecht (54, Linke). Seit Monaten kursieren Gerüchte über eine Partei-Neugründung um die Linken-Ikone. Ihr Mann Oskar Lafontaine (80) und Altkanzler Gerhard Schröder (79, SPD) legten nun einen Streit bei, der vor 24 Jahren das linke Lager spaltete.
Wie der "Stern" berichtete, trafen sich die Politgiganten in Lafontaines Haus im Saarland. Mit dabei: Schröders Frau So-yeon Schröder-Kim (55) - und Sahra Wagenknecht.
Sie sollen "aktuelle Fragen" diskutiert haben, hätten seitdem wieder telefoniert. Nun gratulierte der Altkanzler "Lafo" zum 80. Geburtstag.
Rückblick: Als Ministerpräsidenten unterstützten sich die Parteigenossen Schröder und Lafontaine in den 90er-Jahren.
Im Bundestagswahlkampf 1997 setzte sich Schröder durch, löste Helmut Kohl (†87) als CDU-Kanzler ab, ernannte Lafontaine zu seinem Finanzminister.
Der trat 1999 überraschend von allen Ämtern zurück; spaltete das linke Lager, als er in die WASG eintrat, die zusammen mit der PDS zur Linkspartei wurde.
Wagenknechts russlandfreundliche Ansichten dürften Schröder schmeicheln
Eine Spaltung steht der Linkspartei bevor: Laut "BamS" verkündet Wagenknecht im Oktober ihre Parteigründung.
Viele Linke würden ihr nach eigenen Angaben folgen, um die Landesverbände aufzubauen.
Damit wolle man etwa AfD-Wählern "wieder eine seriöse Adresse" geben, die die Partei nur aus "Verzweiflung" wählen würden.
Ihre russlandfreundlichen Positionen zum Ukrainekrieg dürften auch vielen AfDlern schmeicheln - und Schröder, der als enger Freund Wladimir Putins (70) gilt.
Hilft der Altkanzler nun bei der Gründung?
Fraglich, sagt Politprofi Dr. Werner Patzelt (70). "Gratuliert ein Altkanzler einem alten Widersacher zum 80., ist das in erster Linie ein feiner menschlicher Zug", sagt der Ex-Politikprofessor der TU Dresden.
Dass Schröder Wagenknecht protegiere, halte er für unwahrscheinlich. "Nach einer erfolgreichen Kanzlerzeit dürfte sich Schröder gut überlegen, ob er eine womöglich erfolglose Parteineugründung unterstützt."
Titelfoto: Peer Grimm / Zentralbild / DPA