"Sarkastisch und arrogant": Dieser Mann rechnet mit Sahra Wagenknecht ab
Deutschland - Ist Sahra Wagenknecht (52) hauptverantwortlich für das 4,9-Prozent-Desaster der Linkspartei bei der Bundestagswahl? Ulrich Schneider (63), der Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, hat in einem Brief harsche Kritik an der Politikerin geübt.
"Weshalb sollten die Menschen eine Partei wählen, bei der absehbar ist, dass ihre Fraktion im Deutschen Bundestag nicht an einem Strang ziehen, sondern sich in internen personellen oder inhaltlichen Auseinandersetzungen ergehen wird?", heißt es in dem Brief.
Schneider kritisiert die Linkspartei damit überaus deutlich - noch härter ins Gericht geht er allerdings mit der Ex-Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht.
Ausgerechnet im Wahlkampfjahr ein Buch zu veröffentlichen, "das unschwer als Abrechnung mit ihrer Partei oder Teilen ihrer Partei verstanden werden muss", sei "absurd", kritisiert Schneider laut einem Bericht des Spiegels.
Konkret meint er damit Wagenknechts Bestseller "Die Selbstgerechten", der im April erschienen ist und der Frage nachgeht, wie links Die Linke eigentlich noch ist.
Schneider erklärt, er könne den "vielen Thesen und Argumenten in diesem Buch überhaupt nicht folgen, die streckenweise sarkastische und arrogante Sprache lädt darüber hinaus nicht gerade zum Dialog ein". Es fehle ihm "jegliches Verständnis dafür, weshalb eine Politikerin der Linken dieses nur fünf Monate vor einer Bundestagswahl herausbringt".
Linke-Wähler sind laut Ulrich Schneider zu SPD und Grünen übergelaufen
Wagenknecht habe ihre Kritik an der Linkspartei zudem nicht nur in ihrem Buch vorgebracht, sondern "dann auch noch in sämtlichen Talkshows verkündet", bemängelt der Soziallobbyist.
Zwar sei Die Linke bei Renten, Steuerpolitik, Kindergrundsicherung, Mieten- und Wohnungspolitik sehr programmatisch aufgestellt. Trotzdem hätten eher die SPD und die Grünen mit diesen Themen punkten können, behauptet Schneider.
"Es ist vor allem der medial nach außen getragene Mangel an Geschlossenheit und an Entschlossenheit, der die Wählerinnen und Wähler dazu veranlasste, dann doch lieber woanders ihr Kreuz zu machen."
Auch solche parlamentarischen Patzer wie etwa die Enthaltung der Fraktion zum Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan hätte man sich nicht erlauben dürfen. "In einer Situation, in der es um schnelle Hilfe für Menschen in Lebensgefahr geht, schwindet nicht nur bei mir das Verständnis für Enthaltungen oder Grundsatzdebatten", so Schneider.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa, Fabian Sommer/dpa