Dresden - Nicht mal mehr zwei Wochen, dann wird ein neuer Bundestag gewählt. Im Endspurt um die letzten Stimmen touren die Spitzenpolitiker durch Deutschland. Am Montagabend war Sahra Wagenknecht (55) in Dresden zu Gast.
Vor Anhängern und Interessierten hielt die BSW-Chefin in der Messehalle eine Rede, in der sie die derzeitige Politik scharf attackierte. Einen Wahlkampf wie diesen habe sie noch nicht erlebt, sagte Wagenknecht zu Beginn.
Obwohl die Industrie "abschmiert", die Preise stärker steigen würden als die Löhne und es um die Meinungsfreiheit "schlecht bestellt" sei, werde im Wahlkampf darüber debattiert, ob Parteien einem Antrag zustimmen dürfen, dem auch die AfD zugestimmt hat.
Besonders die "Versager-Parteien" SPD und Grüne machte Wagenknecht für die hohen Umfragewerte der AfD verantwortlich: "Haben die immer noch nicht begriffen, dass die AfD deshalb so stark ist, weil es so viel Unzufriedenheit im Land gibt?"
Jene Probleme, die man aus Sicht Wagenknechts stattdessen ansprechen sollte, seien die Altersarmut, die Energiepreise sowie der gemeinnützige Wohnungsbau. Sie sprach sich gegen eine Sanktionierung Russlands aus, schließlich würden diese nicht den russischen Staat treffen, sondern den deutschen Bürger.
Wagenknecht in Dresden: "Ohne Frieden ist alles nichts!"
Sie verurteilte den Krieg in der Ukraine, betonte gleichermaßen aber auch, dass es "eine Frage der Geografie" sei, woher Deutschland sein Öl und Gas beziehe.
Vor den versammelten Anhängern nahm Wagenknecht vor allem die Grünen in die Mangel. Robert Habeck (55) bezeichnete sie als "Pleite-Minister", Außenministerin Annalena Baerbock (44) warf sie "Doppelmoral" vor, da sie sich über Russland empöre, bei den jüngsten Gaza-Plänen von US-Präsident Donald Trump (78) aber kleinlaut geworden sei.
"Ich verurteile beides, aber man muss darauf intelligent reagieren", erklärte Wagenknecht und verwies darauf, dass man die USA deswegen ja auch nicht mit Sanktionen belege.
Das wichtigste Ziel sei es nun, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Wagenknecht warnte vor weiteren Waffenlieferungen. Ein Missverständnis würde reichen um auch die Bundesrepublik zur Zielscheibe russischer Raketen zu machen. Die Botschaft der BSW-Chefin: "Ohne Frieden ist alles nichts!"
Unter dem Titel "Sahra kommt!" hatte das BSW im Vorfeld für die Veranstaltung geworben. Entsprechende Plakate hingen im Dresdner Stadtgebiet verteilt. Auf ihrer Tour macht Wagenknecht unter anderem noch Halt in Erfurt, Hannover und Berlin.