Rot-blaue Welle von links: Dank dieser Wählerschaft könnte Sahra Wagenknecht für eine Revolution sorgen

Berlin - Wirbelt sie bald die deutsche Parteienlandschaft ordentlich durcheinander? Nachdem Sahra Wagenknecht (53, Die Linke) vergangene Woche angekündigt hatte, nicht mehr für ihre Partei kandidieren zu wollen, mehren sich die Gerüchte um eine Partei-Neugründung der Linken-Spitzenpolitikerin. Dabei dürfte sie auf eine bestimmte Wählerklientel und auf Ostdeutschland hoffen.

Sahra Wagenknecht (53, Die Linke) könnte demnächst mit einer eigenen Partei an den Start gehen.
Sahra Wagenknecht (53, Die Linke) könnte demnächst mit einer eigenen Partei an den Start gehen.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Die Spatzen pfiffen es schon lange von den Dächern: Linken-Ikone Sahra Wagenknecht (53) hat sich mit der eigenen Parteispitze überworfen und geht von nun an eigene Wege.

Wie der "Spiegel" berichtete, wird Wagenknecht ihrer Partei bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr zur Verfügung stehen. Stattdessen möchte sie sich entweder aus der Politik zurückziehen oder ein neues, eigenes politisches Projekt anstreben.

Zwischen der 53-Jährigen und ihrer Partei brodelte es immer wieder. Zuletzt haben unterschiedliche Positionen zum Ukraine-Krieg für einen schier unüberwindbaren innerparteilichen Konflikt gesorgt, in deren Folge sich die Linken-Doppelspitze um Janine Wissler (41) und Martin Schirdewan (47) von Wagenknecht distanziert hatten.

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Der Ende Februar von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (80) und Sahra Wagenknecht ins Leben gerufenen Friedensdemo vor dem Brandenburger Tor waren offiziellen Angaben zufolge über 13.000 Menschen gefolgt.

Unter dem Motto "Verhandlungen statt Waffenlieferung" hatten sich Funktionäre und Bürger verschiedener politischer Lager eingefunden.

Sahra Wagenknecht: Sympathien vom linken und rechten Spektrum

Sahra Wagenknecht (53, 2.v.l) zeigt sich Hand in Hand mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Oskar Lafontaine (79, l.) sowie Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (80, 2.v.r.) und Brigadegeneral a.D. Erich Vad (66, r.) während der Friedensdemo in Berlin.
Sahra Wagenknecht (53, 2.v.l) zeigt sich Hand in Hand mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Oskar Lafontaine (79, l.) sowie Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (80, 2.v.r.) und Brigadegeneral a.D. Erich Vad (66, r.) während der Friedensdemo in Berlin.  © Monika Skolimowska/dpa

Im Falle einer Partei-Neugründung könnte Wagenknecht auf eine beachtliche Wählerbasis zurückgreifen.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL hat diese These nun bestätigt. Demnach können sich der Erhebung zufolge 25 Prozent der Bevölkerung vorstellen, eine Wagenknecht-Partei zu wählen.

Der größte Zustimmungswert war unter der Anhängerschaft der AfD auszumachen, die sich mit 64 Prozent überdurchschnittlich oft positiv dazu äußerten. Unter den Linken antworteten 53 Prozent der Befragten pro Wagenknecht.

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Auffällig waren zudem die hohen Zustimmungswerte im Osten der Republik, wo sich ganze 41 Prozent prinzipiell vorstellen könnten, die linke Galionsfigur zu wählen. Die Kontraste zwischen Ost und West könnten größer kaum sein, denn in Westdeutschland war die Zustimmungsrate mit 19 Prozent gerade einmal halb so groß.

Allerdings müssen die erhobenen Werte mit einer gewissen Vorsicht genossen werden, da bei der Aufsplittung nach Parteipräferenzen die statistische Ungenauigkeit deutlich höher ist als in der Gesamtbevölkerung.

Doch selbst unter Berücksichtigung dieser Tatsache können die auffälligen Pro-Wagenknecht-Tendenzen unter Anhängern von Linke und AfD als klares politisches Statement betrachtet werden.

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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