Bundesministerin Faeser eröffnet besonderen Raum im Ostbahnhof: "Niemand sollte sich schämen!"

Berlin - Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind, haben ab dem heutigen Donnerstag eine heimelige Anlaufstelle im Berliner Ostbahnhof. TAG24 hat sich den besonderen Ort angesehen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD) eröffnete die Anlaufstelle "Gewalt gegen Frauen" am Berliner Ostbahnhof.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD) eröffnete die Anlaufstelle "Gewalt gegen Frauen" am Berliner Ostbahnhof.  © Paulina Chaber

"Niemand sollte sich schämen, Opfer von Gewalt worden zu sein", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD) bei der Eröffnung der Anlaufstelle "Gewalt gegen Frauen", zu der sie wegen ihrer Verletzung am Bein auf Krücken erschien.

Die häusliche Gewalt in Deutschland sei gestiegen und laut dem Lagebericht des vergangenen Jahres sind 70 Prozent der 256.276 Opfer weiblich, so Faser - wobei die Dunkelziffer wesentlich höher sein könnte.

Schließlich wisse man nicht, was hinter verschlossenen Türen passiert. "Das Anzeigeverhalten ist überschaubar. Diese widerwärtigen Taten müssen angezeigt werden!", betonte die Politikerin.

Um den von Gewalt betroffenen Frauen die Hemmschwelle zu nehmen, zur Polizei zu gehen, sei diese Anlaufstelle ein guter Ort. "Der Bahnhof ist stark frequentiert und da er zentral liegt, auch sehr gut zu erreichen", so die Bundesministerin.

So sieht die Anlaufstelle im Berliner Ostbahnhof für von Gewalt betroffene Frauen aus.
So sieht die Anlaufstelle im Berliner Ostbahnhof für von Gewalt betroffene Frauen aus.  © TAG24

Berlin: Zehn Polizistinnen bilden das Team

Polizistinnen der Bundespolizei stehen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite.
Polizistinnen der Bundespolizei stehen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite.  © Paulina Chaber

In der großen Halle im Ostbahnhof befindet sich die Wache der Bundespolizei neben einer McDonald's-Filiale.

Dort wurde innerhalb von zwei Monaten nicht nur eine Räumlichkeit zur Verfügung, sondern auch ein Team auf die Beine gestellt, wie Anja Pester, Sprecherin der Bundespolizei bei einer kleinen Führung informierte.

Zehn Polizisten, die ausschließlich weiblich sind, stehen im Schichtdienst und per Rufbereitschaft rund um die Uhr zur Verfügung. Ihre Aufgabe ist es zuzuhören und im besten Fall zu helfen, sagte Faeser bei dem Termin.

Die Beamtinnen haben sich innerhalb von fünf Tagen fortgebildet und werden weitere Schulung absolvieren, um den Betroffenen bestmöglich zur Seite stehen zu können, so Pester.

Anlaufstelle ist klein aber gemütlich

In der großen Halle am Ostbahnhof gibt es zunächst für ein Jahr die Anlaufstelle für Betroffene.
In der großen Halle am Ostbahnhof gibt es zunächst für ein Jahr die Anlaufstelle für Betroffene.  © TAG24 (Bildmontage)

Bevor der gemütliche Raum mit der Nummer 322 in der ersten Etage erreicht wird, müssen die Betroffenen an der Klingel der Wache läuten.

Anschließend gehen sie zusammen mit einer Einsatzkraft über ein Treppenhaus in das Zimmer. Das soll der Sprecherin der Bundespolizei nach die erste Bindung aufbauen.

Ein paar Türen weiter stehen zwei Sessel, ein Sideboard und ein Schrank in einem kleinen, hellen Raum. Auf einem Couchtisch liegen Prospekte in deutscher Sprache bereit, die auf weitere Hilfsangebote verweisen. Sollte ein Dolmetscher notwendig sein, sei dieser binnen 20 bis 30 Minuten verfügbar, teilte Polizist Roth mit.

Für eine angenehme Atmosphäre sorgen Deko-Elemente und ein flauschiger Teppich. Eine Kaffeemaschine, ein Teekocher und eine Box Taschentücher stehen auch parat.

Auf Krücken kam die Bundesinnenministerin in den Ostbahnhof nach Berlin und wurde von der Bundespolizei geschützt.
Auf Krücken kam die Bundesinnenministerin in den Ostbahnhof nach Berlin und wurde von der Bundespolizei geschützt.  © Paulina Chaber (Bildmontage)

Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte sich zu Klimaaktivisten

Zunächst handelt es sich bei der Anlaufstelle am Ostbahnhof in der großen Halle um ein einjähriges Pilotprojekt. Sollte dies Früchte tragen, wäre eine Erweiterung oder die Öffnung an anderen Standorten denkbar, so die Bundespolizei.

Bei der Pressekonferenz im Bahnhof äußerte sich die Bundesinnenministerin zudem zu den heutigen Störaktionen der "Letzten Generation" an vier deutschen Flughäfen. "Sie riskieren nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das anderer. Die Taten müssen härter geahndet werden!", forderte Faeser vehement.

Den Klimaklebern droht für ihre Aktion eine Strafe bis zu fünf Jahren.

Titelfoto: Paulina Chaber

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