Kretschmer in Ägypten: "Es geht hier nicht um Flüchtlinge"

Kairo (Ägypten) - Am zweiten Tag der Ägyptenreise von Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) geht es schon früh in die neue Verwaltungshauptstadt, die einmal 8,5 Millionen Einwohner fassen soll. Mittags gibt es ein Treffen mit dem deutschen Botschafter Jürgen Schulz. Am Nachmittag steht die Eröffnungsfeier der Saxony Egypt University auf dem Programm. Dazwischen ist immer wieder kurz Zeit für Fragen.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU, l.) im Gespräch mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty (59). Von der Kooperation Sachsens mit dem "Land der Pharaonen" sollen beide Seiten profitieren.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU, l.) im Gespräch mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty (59). Von der Kooperation Sachsens mit dem "Land der Pharaonen" sollen beide Seiten profitieren.  © Pawel Sosnowski

TAG24: Herr Ministerpräsident, bei Ihrer Reise geht es um Bildung und Fachkräftegewinnung. Warum Ägypten?

Michael Kretschmer: Ägypten ist ein Land mit einem immensen Potenzial an jungen Menschen. Zudem ist es geografisch und auch kulturell am nächsten an uns dran. Top-Unternehmen nutzen diese Möglichkeiten schon seit Jahren.

TAG24: Die AfD würde jetzt wahrscheinlich einwenden: Wir haben doch schon genug Geflüchtete im Land …

Sachsens MP Kretschmer reist zu den Pyramiden
Michael Kretschmer Sachsens MP Kretschmer reist zu den Pyramiden

Kretschmer: Es geht hier nicht um Flüchtlinge, sondern um eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Wir sehen doch den dringenden Bedarf mittlerweile in vielen Bereichen.

TAG24: Die Sächsisch-Ägyptische Hochschule (SEU), die Sie besuchen, ist eine Privatschule und finanziell unabhängig. Wie kommt der Freistaat da ins Spiel?

Kretschmer: Wir wollen eine möglichst enge Zusammenarbeit. Und das machen wir durch eine Absichtserklärung der Hochschulen Zittau-Görlitz, Zwickau und Freiberg deutlich. Wirtschaftsminister Dirk Panter wird voraussichtlich im Herbst auch nach Ägypten fliegen, um das zu unterstreichen.

Interesse an enger Kooperation mit Ägypten ist groß

Der Ton war freundlich: Ägyptens Premierminister Mostafa Madbouly (58) und Sachsens Regierungs-Chef Kretschmer scheinen sich zu verstehen.
Der Ton war freundlich: Ägyptens Premierminister Mostafa Madbouly (58) und Sachsens Regierungs-Chef Kretschmer scheinen sich zu verstehen.  © Pawel Sosnowski

TAG24: Wie viele Fachkräfte könnten durch die Zusammenarbeit mit Ägypten nach Sachsen kommen? Gibt es da eine Zielstellung?

Kretschmer: Nein, keineswegs. Aber das wird ganz entscheidend davon abhängig sein, wie sehr Unternehmen in Sachsen bereit sind, Fachkräften aus Ägypten eine Chance zu geben.

TAG24: Eigentlich wollten Sie auch Präsident El-Sisi treffen. Er gilt als sehr autoritär. Was hätten Sie ihm gesagt?

Sachsens MP Kretschmer besorgt: "Russland unter Putin ist eine Gefahr" - besteht Hoffnung?
Michael Kretschmer Sachsens MP Kretschmer besorgt: "Russland unter Putin ist eine Gefahr" - besteht Hoffnung?

Kretschmer: Ägypten trägt entscheidend zur Stabilität in der Region bei. Und wir haben ein großes Interesse, mit Ägypten enger zu kooperieren - kulturell, in der Wissenschaft und wirtschaftlich. Das werde ich auch bei den Treffen mit Außenminister Abdellaty, mit Bildungsminister Latif und nicht zuletzt Premierminister Madbuli deutlich machen.

TAG24: Was ganz anderes: Waren Sie schon mal in Ägypten?

Kretschmer: Ich bin gleich nach der Wende nach Tunesien gefahren. Und ich würde gern mal Jordanien sehen. Aber in Ägypten war ich tatsächlich noch nie.

(Die Fragen stellte Redakteur Thomas Staudt, der die Reise für TAG24 begleitet.)

Titelfoto: Pawel Sosnowski

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