Kretschmer erkennt neue Qualität von Gewalt: "Es ist wirklich fünf vor zwölf"
Dresden - Sachsens Ministerpräsident unter Druck: Bei "Caren Miosga" in der ARD musste sich Michael Kretschmer (48, CDU) am Sonntagabend Kritik am eigenen Politikstil gefallen lassen. Und an seiner Sprache.
Zum Diskussionsthema des Abends, "Hilft Reden gegen Radikale, Herr Kretschmer?", sagte der Ministerpräsident: "Das sind Feinde der Demokratie (...) Es ist wirklich fünf vor zwölf."
Dem gelte es ein Stopp-Zeichen entgegenzusetzen. Man habe es immer noch in der Hand, Dinge zu verändern. Kretschmer sah die Verantwortung auch bei der AfD. Seit dem Einzug der Partei 2017 in den Bundestag würden Leute wie er als "Volksverräter" und die EU als "Irrenhaus" dargestellt.
Wenn reden, dann richtig! Klare Ansage des Historikers Ilko-Sascha Kowalczuk (57): Das konservative Milieu habe teilweise die Sprache und Denke der AfD übernommen, "in dem treuen Glauben, dass man sie so gewissermaßen gegen die Wand drücken könnte".
Ihm gefalle auch die Sprachwahl Kretschmers in der Vergangenheit ("Wir müssen die Grünen loswerden") nicht. Kretschmer platzte.
Kritik kam auch von der Journalistin Elisabeth Niejahr (59).
Journalistin Elisabeth Niejahr kritisiert Sachsen-MP Michael Kretschmer
Sie warf Kretschmer vor, die CDU habe Programmpunkte der AfD übernommen, etwa die Forderung nach einer Quote für Migranten an sächsischen Schulen. Kretschmer widersprach: "Wir müssen die Anzahl an Migranten so gering halten für die nächsten Jahre, um dem Bildungsauftrag wieder gerecht zu werden."
Aktuell sei es schwer, den Unterricht zu führen, wenn zu viele Migranten ungenügende Deutschkenntnisse vorwiesen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa