CDU-Kollege richtig sauer auf Sachsen-MP Kretschmer: "Doppelte Moral"
Dresden - Für seine Ablehnung zur möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine wurde Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) aus den eigenen Partei-Reihen stark kritisiert. CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter (59) warf dem MP eine Doppelmoral vor.
Gegenüber dem "Spiegel" hatte Kretschmer am Sonntag erklärt, dass er selbst "ganz klar" gegen die Taurus-Lieferung sei und dass die Bundesregierung erneut eine "selbst gesetzte rote Linie" überschreite: "Wollen wir wirklich in Kauf nehmen, dass deutsche Raketen in Russland einschlagen könnten?"
Mit diesen Aussagen erzürnte der gebürtige Görlitzer dabei auch die eigenen Reihen. Sein CDU-Kollege Roderich Kiesewetter erhob schwere Vorwürfe gegen Kretschmer.
"Warum nimmst du hin, dass Infineon-Chips aus Sachsen in russischen Raketen ukrainische Kinder töten und Familien zerstören? Warum hast du eine doppelte Moral? Ich bin enttäuscht, wie entsetzt", schreib Kiesewetter auf X (ehemals Twitter).
Der CDU-Außenpolitiker schien ganz offensichtlich richtig sauer, denn nur kurze Zeit später formulierte Kiesewetter einen weiteren Beitrag als direkte Antwort auf Kretschmers Äußerungen: "Mit deiner Haltung zerfällt die Ukraine und Putin setzt den Krieg gegen Moldau und die baltischen Staaten fort. Millionen Ukrainer werden dann ihre Heimat verlassen und damit auch in Sachsen Wohnraum verknappen."
Eine Wiederwahl und den sächsischen CDU-Landesverband könne Kretschmer dann vergessen, so Kiesewetter weiter.
Kiesewetter sauer auf Kretschmer: Infineon-Chips in russischen Raketen?
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Kretschmer für seine Haltung zum Ukraine-Krieg, die maßgeblich von einem Pochen auf eine friedliche Lösung am Verhandlungstisch geprägt ist, stark attackiert wird.
Doch zum ersten Mal erfährt der Sachse derart lauten Widerstand seitens seiner eigenen Partei.
Die Vorwürfe Kiesewetters beziehen sich dabei auf eine Recherche der "FAZ", wonach die Elektronik des Dresdner Chip-Herstellers Infineon auch in russischen Raketen verbaut würde.
Noch wenige Tage zuvor stand der Konzern positiv in den Schlagzeilen, nachdem der taiwanesische Chip-Riese "TSMC" in Kooperation mit Infineon den Bau einer neuen Fabrik in Dresden verkündet hatte.
Kretschmer selbst hat bisher nicht auf die Attacke von Kiesewetter reagiert.
Titelfoto: Bildmontage: Stefan Puchner/dpa, Norbert Neumann