Briefe an Putin: So buhlt Kretschmer um die Gunst von Russlands Präsident
Dresden/Russland - Michael Kretschmer (48, CDU) wird ein (zu) enges Verhältnis zu Russland vorgeworfen. Zwar behauptete Sachsens Ministerpräsident auch kritische Töne gegenüber Wladimir Putin (71) anzuschlagen. Doch zwei Briefe, die t-online zitiert, lassen daran Zweifel aufkommen.
Die Dokumente stammen aus den Jahren 2019 und 2021. Ihr Wortlaut klingt eher wie eine Schmeichelei als kritische Anmerkungen. Beide Briefe enthalten die Anrede "Excellenz" für den russischen Despoten. "Mit dem Ausdruck der vorzüglichen Hochachtung" heißt es in der Schlussformel der Schreiben.
Kretschmer hatte sich mit beiden Briefen bei Wladimir Putin bedanken wollen, sprach von einer "großen" und "besonderen Ehre" mit dem Machthaber zusammengekommen zu sein.
Im Brief von 2019 wird betont, dass Sachsen und Russland in "besonderer Weise miteinander verbunden" seien.
Hervorgehoben wird der Wunsch nach einem "offenen konstruktiven Dialog" und einer "engen Zusammenarbeit mit der russischen Föderation", weshalb auch "Spiegel" die Schreiben als schmeichelhaft einstuft.
Briefe von Michael Kretschmer an Wladimir Putin stammen aus den Jahren 2019 und 2021
Im zweiten Brief aus dem Jahr 2021 bedankt sich Kretschmer erneut mit Worten, die an ein Loblied erinnern, und lädt Putin zu einer Ausstellung im Oktober 2021 in Dresden ein.
"Es wäre mir eine große Freude, Sie bei einem Ihrer zukünftigen Besuche in Deutschland auch im Freistaat Sachsen begrüßen zu können", buhlt der MP um die Gunst des russischen Präsidenten.
Auf Anfrage von MDR Aktuell verwies ein Sprecher der Landesregierung, dass es sich bei solchen Briefen um die "übliche Praxis" im diplomatischen Schriftverkehr handle.
Weiterhin wurde mitgeteilt, dass der Ministerpräsident in persönlichen Gesprächen mit Putin durchaus auf die Menschenrechtslage in Russland verwiesen und auch Besorgnis über die Situation der Ukraine geäußert hätte.
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa, Alexander Ryumin/Kremlin Pool/Sputnik via AP/dpa