Auffällig viele Strukturwandel-Projekte in Görlitz: Benachteiligt MP Kretschmer die Lausitz?
Bautzen - Ärger über den Strukturwandel regt sich im Landkreis Bautzen. Lokale Politiker befürchten, dass die großen Projekte nach Görlitz gehen. Die Kritik richtet sich an Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU).
"Der Landkreis Bautzen wird beim Strukturwandel massiv benachteiligt", schimpft der AfD-Landtagsabgeordnete Frank Peschel (48). Er beschuldigt den Ministerpräsidenten, dass der seine Görlitzer Heimat - in der auch sein Wahlkreis liegt - bevorzugen würde.
"Während Ministerpräsident Kretschmer Hunderte Millionen Euro nach Görlitz lenkt, um als 'guter Sohn' in die Stadtgeschichte einzugehen, ist der Landkreis Bautzen bereits jetzt der Verlierer beim Thema 'Forschungsland Sachsen'."
Auch der Bautzener Linken-Kreisvorsitzende Silvio Lang (38) sieht "ein Ungleichgewicht zwischen den beiden Landkreisen Görlitz und Bautzen".
Für Görlitz hat der Bund bisher 17,2 Millionen Euro für kommunale Projekte bewilligt. Für Bautzen sind es 6,2 Millionen Euro. Das teilt die Sächsische Agentur für Strukturentwicklung mit.
Als zentrales Projekt des Strukturwandels gilt das "Forschungszentrum für Astrophysik", geplanter Hauptstandort: Görlitz.
Dort entsteht auch ein Zentrum der Wasserstoff-Forschung vom Fraunhofer-Institut. Schon seit 2019 ist das Forschungsinstitut "Casus" in Görlitz ansässig, das sich mit digitaler Daten-Forschung beschäftigt.
Bautzen-Landrat Udo Witschas mit Standort für Astro-Zentrum zufrieden: "Großer Gewinn"
Der Ministerpräsident verteidigt sich: "Bautzen liegt mir sehr am Herzen", sagt er. "So sind im Landkreis und der Stadt Bautzen zahlreiche Projekte geplant, unter anderem das Sorbische Wissensforum am Lauen-Areal."
Für Hoyerswerda ist das "Zentrum Bauen und Wohnen" geplant, wo Forscher und Wirtschaft am nachhaltigen Bauen der Zukunft arbeiten sollen.
Auch ein Forschungscampus der Technischen Universität Dresden soll nach Hoyerswerda gehen.
Der Bautzener Landrat Udo Witschas (51, CDU) ist optimistisch: "Dass das Deutsche Zentrum für Astrophysik in der Lausitz angesiedelt wird, ist ein großer Gewinn."
Er erhofft sich "enorme Effekte" auch für seinen Landkreis. Außerdem seien noch weitere Projekte im Gespräch, etwa die Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden-Bautzen-Görlitz.
"Daher bin ich grundsätzlich zuversichtlich, dass der Strukturwandel gelingen wird."
Titelfoto: Montage: Eric Münch, dpa/Sebastian Kahnert