Erhabenheit und Grinse-Selfie bei Papst-Trauer: Söder "an Pietätlosigkeit nicht zu überbieten"

München/Rom - Breites Grinsen, erhabene Darstellung über allen anderen: So präsentiert sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) im Internet bei den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Papst Franziskus (†88). Das sorgt für jede Menge Wut bei den Usern.

Am Samstag finden im Vatikan die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Papst Franziskus (†88) statt. Mit dabei sind zahlreiche Politiker aus aller Welt – auch aus Bayern.  © Uncredited/Vatican Media/AP/dpa

Dass der CSU-Chef entgegen allen Kritikern stets weiß, sich öffentlich ins Gespräch zu bringen, ist nichts Neues.

"Any publicity is good publicity" scheint seit Jahren sein Leitspruch. Doch für viele Menschen scheint nun ein neues Level an Fragwürdigkeit erreicht zu sein.

Auf Social Media zeigte sich der Politiker schon am Vormittag mit breitem Grinsen neben dem – nicht weniger gut gelaunten – Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (69).

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Das bleibt nicht ohne Reaktion: "Eine Spur zu fröhlich für eine Trauerfeier. Finde ich", schreibt beispielsweise Bundestagsmitglied Dietmar Bartsch (67, Linke). Doch nicht nur Politiker äußern ihre Kritik.

"Erklären sie mal bitte den Begriff 'Trauerfeierlichkeit' und wie man sich auf solchen verhält", oder "Ich bin weder katholisch noch besonders religiös, aber ein Grinseselfie, wenn man auf dem Weg zu einer Beerdigung ist?", schreiben weitere User auf X.

Auch in der Schwesterpartei sorgte der Post für Verärgerung. "Es ist ja ein beeindruckendes Talent, aus jedem Misthaufen einen Luftkurort zu machen, aber Scham und Pietätsgrenzen gibt es offenbar keine mehr", so der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke (45) dem "Tagesspiegel".

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Auf der Trauerfeier hat der Ministerpräsident seine Fotografen mit dabei. Einige der Bilder scheinen speziell.  © Bayerische Staatskanzlei/dpa

Auch auf Instagram hält man das Unverständnis nicht zurück. Bei einem weiteren Post, das Söder unter anderem stehend und von unten fotografiert – während alle anderen im Hintergrund sitzen – zeigt, wird Kritik über die offensichtliche Selbstdarstellung laut.

Ebenso stößt der Beitrag auf X bei einer deutlichen Mehrheit auf Ablehnung: "Sorry, die Bildsprache (...) ist an Pietätlosigkeit nicht zu überbieten", schreibt ein User und fasst damit Kommentare, die in ähnliche Richtung gehen, sehr treffend zusammen.

Nicht nur im Netz, auch in verschiedenen Satire-Formaten im Fernsehen oder bei Podcasts wird seit einigen Jahren das "C" bei CDU/CSU – fast schon als Running Gag – infrage gestellt. In beiden Fällen steht es eigentlich für "christlich".

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Diesem Zweifel könnte Markus Söder nun neues Futter geliefert haben. Erst vor wenigen Wochen sorgte er für Aufsehen, als er mahnende Worte – nach Kritik an der Migrationspolitik – in Richtung der Kirchen richtete.

Diese sollten sich doch lieber um "christliche Themen" wie den Lebensschutz kümmern und nicht vergessen, wer sie unterstütze. "Nicht dass irgendwann man ganz plötzlich alleine steht. Denkt mal darüber nach", so die Worte des obersten Christsozialen.

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