Söders Gender-Verbot stößt auf Kritik und Ablehnung

München - Das angekündigte Gender-Verbot an Bayerns Schulen stößt bei Bildungsverbänden auf viel Kritik und Ablehnung.

An einem Whiteboard steht das Wort "Lehrer" in verschiedenen Gender-Schreibweisen.
An einem Whiteboard steht das Wort "Lehrer" in verschiedenen Gender-Schreibweisen.  © Uli Deck/dpa

"Ein hartes Verbot neuer Schreibweisen halte ich (...) nicht für notwendig und zielführend. Es bestünde damit eher die Gefahr einer weiteren Spaltung und Polarisierung in der Schulgemeinschaft", sagte etwa der Vorsitzende des Philologenverbandes (bpv), Michael Schwägerl, am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München.

Der Vorsitzende des Realschullehrerverbandes (brlv), Ulrich Babl, erklärte: "An den bayerischen Realschulen ist Gendern kein nennenswertes Thema, eine Genderpflicht lehnen wir jedoch klar ab."

Der bayerische Lehrerverband betonte, ihn lasse "diese Stichelei gegen die Ampelregierung unbeeindruckt". Söder stelle nur "in populistischer Art die geltende Rechtslage dar, wonach Deutsch die Amtssprache in bayerischen Schulen und Behörden ist".

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Söder hatte am Dienstag in seiner ersten Regierungserklärung der neuen Wahlperiode zur Überraschung vieler erklärt, in Bayern solle das Gendern in Schulen und in der Verwaltung verboten werden.

Der Freistaat würde damit den gleichen Weg gehen wie einige andere Bundesländer. So werden etwa an Schulen in Sachsen und Sachsen-Anhalt Sonderzeichen für eine geschlechtsneutrale Sprache abgelehnt.

Gender-Verbot an Schulen: Sorgfältiger Sprachumgang oder Populismus?

Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) hat sich mit seinem Gender-Verbot viel Kritik eingehandelt.
Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) hat sich mit seinem Gender-Verbot viel Kritik eingehandelt.  © Uwe Lein/dpa

Der bpv setze sich dafür ein, dass in bayerischen Schulen sorgfältig mit der deutschen Sprache umgegangen werde, so Schwägerl. "Das bedeutet, dass man offen für neue Formen ist, die zum Beispiel Frauen und Männer gleichbehandeln, aber diese nicht vorschnell einführt, bevor sich die Sprechergemeinschaft dahinter stellt und ein klares Regelwerk entstanden ist."

Wegen der wachsenden Zahl an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund sei für den Spracherwerb eine klare Orientierung notwendig. "Wer noch mit den drei grammatischen Geschlechtern und den richtigen Artikeln der deutschen Sprache kämpft, braucht keine zusätzlichen Schwierigkeiten."

Es sollte selbstverständlich sein, Schülerinnen und Schüler sprachsensibel und gleichberechtigt zu unterrichten, sagte Babl. Ein einfaches Beispiel hierfür sei die Berücksichtigung unterschiedlicher Berufsbezeichnungen wie Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau. "Bei der Überwindung tradierter Rollenbilder setzen wir uns jedoch in erster Linie für eine Erweiterung der Entwicklungschancen und beruflichen Perspektiven aller Kinder und Jugendlichen ein."

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Bayern sei immer gut damit gefahren, so Schwägerl und Babl weiter, den Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung zu folgen. Noch zu Beginn des Schuljahres sei in einer ministeriellen Bekanntmachung festgehalten worden, dass die amtlichen Rechtschreibregeln in der jeweils gültigen Fassung die verbindliche Grundlage des Unterrichts an allen Schulen seien.

Zugleich gelte aber auch, dass sich Sprache immer wieder ändere. Daher sei es wichtig, "dass wir diese Veränderungen verstehen und kritisch betrachten. Gerade an den weiterführenden Schulen muss auch - alters- und adressatengerecht - über die Entwicklung der Sprache gesprochen werden."

Sprache entwickelt sich immer weiter - tritt Bayern auf der Stelle?

"Was Deutsch ist, wird vom Rat für deutsche Rechtschreibung definiert", betonte auch Martin Löwe, Landesvorsitzender des Elternverbands. Dieser habe unlängst klargestellt, dass die Aufnahme von Asterisk (Gender-Stern), Unterstrich (Gender-Gap), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk nicht beabsichtigt sei.

"Ministerpräsident Söder verrät uns nicht, welche Sanktionen von ihm bei Zuwiderhandlung intendiert sind. Ein Verbot ohne Sanktionen hat allenfalls symbolischen Charakter."

Rückendeckung erhielt Söder von seinem Parteifreund, Landtagsfraktionschef Klaus Holetschek: Es sei gerade in diesen Zeiten wichtig, "auch mal eine klare Kante zu zeigen und die Lebensrealität der Menschen auch abzubilden".

Titelfoto: Bildmontage: Uwe Lein/dpa, Uli Deck/dpa

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