Meiler-Markus: CSU-Chef Söder will neue Atomkraftwerke bauen
München - Der einstige Atomausstiegs-Antreiber und Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) scheint eine massive geistige Wendung genommen zu haben und will neue Atomkraftwerke bauen lassen.
Voraussetzung dafür sei eine Regierungsbeteiligung nach der nächsten Bundestagswahl.
"Unser Ziel muss sein, tatsächlich neue Kernkraftwerke – kleinere mit einer ganz anderen Energieleistung, mit einer ganz anderen Absorption von möglichem Müll – anzunehmen", sagte der CSU-Chef nach einer Sitzung des Parteivorstands am Freitag in München.
Söder setzt dabei zusätzlich auf die Kernfusion, die seit Jahrzehnten in Deutschland erforscht wird. Der große Durchbruch fehlt derzeit noch, könnte aber bald kommen.
Zusammen mit der Kernfusion und der Atomkraft soll die bundesweite Energiepolitik bis 2040 eine komplette Runderneuerung durchmachen. Zuletzt – 2022 – stammen gerade einmal sechs Prozent der Energie in Deutschland aus dem Meiler.
Als Begründung für den Schritt brachte Söder niedrige Energiepreise und Klimaneutralität als Argumente: "Der Rückfall in Kohle ist eine Klimasünde bis zum Ende des Jahrzehnts. Ich kann da nur dringend davon abraten."
Nach Fukushima war alles anders – zumindest bis zum Regierungswechsel
Söder selbst hatte 2011 auf einen Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022 gedrängt, drohte damals sogar mit Rücktritt als Umweltminister, sollte dieser nicht beschlossen werden.
Vorausgegangen war die Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011. Seit die Ampelregierung diese Pläne wie beschlossen umsetzt, hat Markus Söder seinen Kurs in die Gegenrichtung abgeändert.
Seit der Energiekrise infolge des Krieges in der Ukraine forderten er und sein CDU-Pendant Friedrich Merz (68) einen späteren Atomausstieg. Am 15. April wurden die drei letzten Atomkraftwerke Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Emsland (Niedersachsen) vom Netz genommen.
Beschlossen wurde dieser Schritt damals unter der Merkel-Regierung. Seit dem Ende Mitte April kritisieren Söder und Merz den Ausstieg massiv. Man befürchte – vor allem in Süddeutschland – hohe Energiepreise.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa