Bewusste Botschaft? Lederhosen-Experten bewerten Söders neues Image mit Bart und Tracht

München - In diesem Jahr macht der Bayerische Ministerpräsident einiges an optischen Wandlungen durch. "Daddy Söder", wie ihn auf den sozialen Plattformen viele meist jüngere User scherzhaft nennen, sucht offenbar einen neuen Look. Oder ein neues Image.

Zur Eröffnung des Oktoberfests ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (57, CSU) erstmals in einer hirschledernen, kurzen Trachtenhose erschienen.  © Peter Kneffel/dpa

Vor wenigen Wochen fiel Markus Söder (57, CSU) damit auf, dass er sich neuerdings einen sogenannten "Circle Goatee" stehen lässt.

Also einen Bart, der einmal nur um die Mundpartie kreist und auch an der Unterlippe wegrasiert wurde.

Ist das schon eine Anlehnung an Bayerns "Kini" Ludwig II. und dessen prägnante Gesichtsbehaarung? Oder einfach nur der Wille nach Veränderung? Doch schon wenige Tage später kam es zu einem weiteren Novum.

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Erstmals war Söder in Lederhose zur Eröffnung des Oktoberfests erschienen. Als Franke ist – zumindest historisch gesehen – eine kurze Hirschlederne eigentlich nicht zwingend in seinem Schrank zu vermuten.

Dennoch war er – vielleicht auch wegen seines kurz zuvor bekannt gewordenen Rückzugs um das Rennen als Kanzlerkandidat – in dem Alpenvorland-Look auf das weltgrößte Volksfest in München erschienen.

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"Botschafter Bayerns" oder nur kalkuliertes Verkleiden?

Glattrasiert war gestern: Mit seinem Goatee machte Söder vor wenigen Tagen den ersten Schritt in Richtung: neuer Look, neues Image.  © Peter Kneffel/dpa

"Ich habe den Eindruck, dass er schon Freude am Verkleiden hat. Die tieferen Beweggründe bleiben natürlich verborgen", wird Alexander Wandinger, Trachtenfachberater des Bezirks Oberbayern, von der Deutschen Presseagentur zitiert.

Die bestickte Tracht und der Bart dazu seien "schon in sich stimmig", so Wandinger weiter.

"Wer Lederhosen trägt, ist ein Botschafter und Freund Bayerns. Da gibt es keine Aneignung", urteilt der Sprecher des Bayerischen Trachtenverbandes, Anton Hötzelsberger. Der Präsident des Verbandes bezeichnet Söders Auftreten als "Bekenntnis".

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Söder weiß – als ehemaliger Volontär und Redakteur beim Bayerischen Rundfunk – wie man mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ob er nun Bayern oder doch sich selbst feiert, bleibt also weiterhin offen.

Denn ausgerechnet aus seiner Heimat kommt Kritik an dem neuen Look des Landesvaters: "Herr Söder gibt sich gern als Franke – solange er in Franken unterwegs ist, dann streift er auch das Club-Trikot über", so ein Sprecher des Fränkischen Bundes.

"Und in München wechselt er zu Tracht und Bayern-Shirt. Darauf kann sich jeder selbst seinen Reim machen."

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