Wirbel um Lauterbach-Satz: Gegner reißen Zitat aus dem Zusammenhang

Deutschland - Die Omikron-Variante beschert Deutschland derzeit stark steigende Corona-Infektionszahlen. Experten sorgen sich um eine erneute Überlastung des Gesundheitssystems.

Zitate von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) werden von seinen Gegnern gerne mal aus dem Zusammenhang gerissen.
Zitate von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) werden von seinen Gegnern gerne mal aus dem Zusammenhang gerissen.  © Jens Büttner/dpa Pool/dpa

Parallel wird auch diskutiert, ob und unter welchen Voraussetzungen Omikron die pandemische Lage in Deutschland beenden könnte - da die vielen Infektionen die Immunität in der Bevölkerung erhöhen.

Aber: Ausgerechnet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) wolle angeblich ein Ende der Pandemie gar nicht, heißt es etwa bei Facebook.

Dazu wird ein kurzer Ausschnitt einer Rede Lauterbachs gezeigt. Hat er sich wirklich so geäußert?

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Der stark geschnittene Videoausschnitt reißt die Äußerungen Lauterbachs aus dem Zusammenhang. Tatsächlich sprach er zuvor davon, dass Deutschland die Mittel habe, um die Pandemie "in diesem Jahr weitestgehend zu beenden". Verhindern wolle die Regierung, dass sich alle Ungeimpften mit der Omikron-Variante anstecken, so der Bundesgesundheitsminister.

Lauterbach hielt die gezeigte Rede am 14. Januar 2022 im Bundesrat. Die Länderkammer beriet an diesem Tag in einer Sondersitzung über Änderungen der Covid-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmeverordnung.

In dem kurzen Video deuten Tonlage und Gestik Lauterbachs nach seiner Aussage "Omikron wird die Pandemie auch deshalb nicht beenden. Wenn es jetzt tatsächlich so wäre - was wir verhindern werden" darauf hin, dass sein Satz dort nicht endete. Doch der folgende Teil wurde herausgeschnitten und ist daher nicht zu hören. Der Zusammenhang ist aber zwingend nötig, um die Aussage zu verstehen.

Ab Minute 32:32 das Zitat von Karl Lauterbach in voller Länge

"Haben die Mittel dafür, die Pandemie in Deutschland in diesem Jahr weitestgehend zu beenden"

Deutschland verzeichnet gerade einen massiven Anstieg an Corona-Infektionen. (Symbolbild)
Deutschland verzeichnet gerade einen massiven Anstieg an Corona-Infektionen. (Symbolbild)  © Uwe Anspach/dpa

Zuvor sprach Lauterbach davon, dass die Pandemie "an einer Schnittstelle angekommen" sei. Es gehe jetzt um die Frage, ob man die Pandemie so entschärfen könne, dass sie zu einer "endemischen Lage" werde - also das Coronavirus zu einem bekannten, immer wieder auftretenden Erreger wird und kaum noch Menschen an Covid-19 sterben und das Gesundheitssystem nicht mehr überlastet wird.

Dann sagte Lauterbach: "Wir müssen die Gelegenheit ergreifen. Und wir haben die Mittel dafür, die Pandemie in Deutschland in diesem Jahr weitestgehend zu beenden." Hier wird zum ersten Mal deutlich, dass der Bundesgesundheitsminister das Ende der pandemischen Lage selbstverständlich nicht verhindern will.

Die "relativ vorsichtige Strategie" der Regierung sei richtig, sie werde "uns aber langfristig nicht aus der Pandemie befreien", so Lauterbach. Im Herbst müsse mit neuen Varianten gerechnet werden. 99 von 100 Wissenschaftlern sagten: "Es geht weiter."

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Daran anschließend sagte Lauterbach das, was verkürzt und im falschen Zusammenhang wiedergegeben wurde und in Gänze so lautet: "Und wenn es weitergeht, dann müssen auch wir weitermachen. Wir können nicht aufhören, wir können nicht sagen: Mit Omikron hören wir jetzt auf. Omikron wird die Pandemie auch deshalb nicht beenden - wenn es jetzt tatsächlich so wäre, was wir verhindern werden, aber wenn es tatsächlich so wäre, die Ungeimpften würden sich alle mit Omikron anstecken, das ist ja auch ein Gedanke, der manchmal vorgetragen wird - das wird die Pandemie nicht beenden. Auch nicht für die Ungeimpften. Weil die Infektion mit Omikron vor weiteren Varianten nicht viel schützt."

Lauterbachs "was wir verhindern werden" bezog sich also nicht darauf, dass die Pandemie nicht beendet werden solle, sondern dass eine mögliche Ansteckung aller Ungeimpften mit Omikron verhindert werden solle.

Absichtliche Ansteckung hilft nicht

Außerdem steckt die Aussage darin, dass die Pandemie nicht ende, selbst wenn sich alle Ungeimpften mit Omikron ansteckten. Lauterbach verwies im Anschluss darauf, dass selbst eine frisch überstandene Omikron-Infektion nur einen etwa 50-prozentigen Schutz vor der Delta-Variante biete. Davon blieben nach ein paar Monaten nur 20 Prozent übrig.

Man dürfe deshalb nicht die Gelegenheit verpassen, eine ausreichend hohe Impfquote und damit eine hohe Grundimmunisierung zu erreichen. Wenn auch die ältere Bevölkerung ausreichend grundimmunisiert sei und neue Medikamente zur Verfügung stünden, "dann wären wir ja durch".

Titelfoto: Jens Büttner/dpa Pool/dpa

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