"Revolution"! Karl Lauterbach will deutsche Krankenhäuser komplett umkrempeln
Berlin - Die deutsche Kliniklandschaft wird sich in den nächsten Jahren deutlich verändern. Am heutigen Mittwoch brachte das Bundeskabinett die lange und heftig diskutierte Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (61, SPD) auf den Weg. Der jubelte über eine "Revolution" und einen "sehr guten Tag für die Patienten in Deutschland".
Konkret sprach Lauterbach bei der Vorstellung seiner Pläne in der Bundespressekonferenz drei Probleme an, die die Reform beheben soll.
So gebe es in deutschen Krankenhäusern aktuell einen Mangel an Spezialisierung, viel zu viel Bürokratie und eine zu starke Ökonomisierung.
Mit Letzterer meint der Gesundheitsminister vor allem die Fallpauschalen, die seiner Aussage nach für viel zu viele nicht benötigte Eingriffe sorgen würden und abgeschafft werden sollen.
Stattdessen sollen Kliniken künftig eine sogenannte Vorhaltepauschale bekommen. Geplant ist, diese unabhängig von Patientenaufkommen oder Liegezeiten zu zahlen, sondern einzig für das Vorhalten gewisser Leistungen.
"Das heißt, (Krankenhäuser) bekommen eine Art Existenzgarantie, selbst wenn sie vergleichsweise wenige Behandlungen anbieten", so das Gesundheitsministerium.
Karl Lauterbach ist sich sicher: "Zehntausende Menschenleben können durch diese Reform gerettet werden"
Diese Garantie gibt es aber nur für Krankenhäuser, die die Reform auch überleben. "Aktuell haben wir 1700 Krankenhäuser, das sind zu viele", so Lauterbach. Viele Betten würden leer stehen, darüber hinaus hätte man auch einfach nicht das medizinische Personal, die Pflegekräfte oder die Mittel für so viele Häuser.
Sorgen über eine schlechtere Behandlung werden sich Patienten aber wohl nicht machen müssen. Der Minister geht davon aus, dass die neue Strukturierung und Spezialisierung der Kliniken das Angebot verbessern werde.
"Zehntausende Menschenleben können durch diese Reform gerettet werden. Zugeständnisse bei der Verbesserung der Qualität wird es nicht geben."
Umgesetzt werden soll die Reform - nachdem sie Bundestag und Bundesrat passiert hat - innerhalb der kommenden zehn Jahre. Die Zuweisung spezieller Leistungsgruppen (also die Zuweisung bestimmter Behandlungen an bestimmte Häuser) wird nach den Plänen Lauterbachs dabei in der Hoheit der Länder liegen.
"Ein Radikalst-Umbau wäre also möglich, das Geld geht dahin, wo die Länder es wollen - so lange die Qualitätskriterien stimmen."
Titelfoto: dpa/Kay Nietfeld