Lebenslauf gefälscht? Karl Lauterbach äußert sich zu Vorwürfen
Berlin - Hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) unwahre Angaben in seinem Lebenslauf gemacht? Der Politiker hat sich zurückhaltend zu den aktuellen Vorwürfen geäußert.
Eine Bewerbung aus dem Jahr 1995 könnte für den 60-Jährigen zum Verhängnis werden.
Wie die Welt berichtet, bewarb sich der damals 32-jährige Wissenschaftler auf eine C4-Professur für "Gesundheitssystemforschung" der Tübinger Eberhard-Karls-Universität.
In seinen Unterlagen führte Lauterbach an, er sei Studienleiter eines Forschungsprojekts zum Mammakarzinom (Brustkrebs), das das Bundesgesundheitsministerium sogar mit 2 Millionen D-Mark gefördert habe.
Zu dem Projekt fehlen jedoch sämtliche Nachweise. Weder das Ministerium noch das Bundesarchiv oder das Tumorzentrum Aachen, das als Studienstandort genannt wird, würden etwas von dem Projekt wissen.
Aus dem Jahr 2002 gebe es lediglich Unterlagen zu einer allgemeinen Studie zu Krebsdaten in Aachen. Auch dort wird der Politiker allerdings nicht als Autor genannt.
Lauterbach selbst hat zu den Lebenslauf-Vorwürfen mittlerweile Stellung bezogen. Gegenüber der Verlagsgruppe Ippen-Media sagte er am Sonntag: "Den konkreten Fall kann ich nicht mehr rekonstruieren."
Uni Tübingen wollte Karl Lauterbach einstellen, doch der bewarb sich schließlich woanders
Gefunden wurde auch ein Schreiben von Christian Mittermayer, Direktor des Instituts für Pathologie der RWTH Aachen, aus dem Jahr 1996. Darin wird zwar ein Forschungsprojekt zu Brustkrebs beschrieben - Lauterbach sei aber nicht der Leiter, sondern nur Assistent gewesen.
Ebenfalls pikant: Lauterbach schrieb in seiner Bewerbung auch, dass die Robert-Bosch-Stiftung 20.000 D-Mark für ein Buchprojekt von ihm zugesagt habe. Die Angaben zur Förderung sind laut Mitteilung der Stiftung zwar korrekt, jedoch sei am Ende kein Geld geflossen, da Lauterbach das Buch nicht fertiggestellt habe.
1997 entschied sich die Uni Tübingen einstimmig für Lauterbach. Doch der heutige Bundesgesundheitsminister lehnte am Ende von selbst ab und bewarb sich stattdessen bei der renommierten Universität Köln.
Titelfoto: Wolfgang Kumm/dpa