Lauterbach wettert: "Weidel und Wagenknecht sind Blamagen für unser Parlament"
Hamburg/Berlin - Dieser Abend hatte Talkshow-Sprengkraft. Bei Markus Lanz (53) im ZDF saß am Dienstagabend Sahra Wagenknecht (53, Linke), bei Sandra Maischberger (56) im Ersten diskutierten Alice Weidel (43, AfD) und Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP).
Die Diskussionen erregten offenbar auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) durcheinander - er twitterte am Abend über beide Streit-Shows:
"Sarah Wagenknecht sagt gerade bei Markus #Lanz, dass sie keine Waffen in die Ukraine liefern würde und Gas von Putin annähme. Ich erkenne keinen Unterschied mehr zur 'Haltung' der AfD. Moralisch ist das im Angesicht des Terrors Putins gegen alle Demokraten eine Bankrotterklärung."
Und zu Maischberger schrieb Lauterbach: "Auf dem andere Kanal bei Sandra @maischberger sagt Frau Weidel fast wörtlich das Gleiche. Sie will sofort normale Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Unsere Waffenlieferungen provozieren Ihrer Meinung nach den Weltkrieg. Weidel und Wagenknecht sind Blamagen für unser Parlament." (Rechtschreibung im Original übernommen)
Hat er recht?
Wagenknecht: "Wirtschaftskrieg gegen Putin"
Im Prinzip ja. Aber eins steht fest: Das Dilemma, das die konträren Meinungen ausmacht, ist, dass sich alle Politiker im Kreis drehen. Die eine, kleinere Seite ist der Meinung, man müsse mit Putin reden. Die andere Seite ist sich sicher, dass Putin nicht reden will - ergo ein Stellungskrieg samt schwerer militärischer Unterstützung für die Ukraine sein müsse. Aber: Kein Politiker kann das Ende abschätzen. Welche "Wahrheit" ist die richtige?
Hier schließt sich der jeweilige Talkshow-Kreis. Wir alle spüren die Auswirkungen: viel zu viele Tote in der Ukraine aufgrund des Angriffskrieges Putins und massiv gestiegene Preise für Europäer durch die Sanktionen und die verfehlte Energiepolitik der Vergangenheit.
"Wir helfen der Ukraine nicht, wenn wir unser industrielles Rückgrat brechen (…). Das ist ein Wahnsinn. (…) Dafür ist diese Regierung verantwortlich", wiederholte Wagenknecht bei Lanz. Im Bundestag hatte Wagenknecht zuvor die Ampel als "dümmste Regierung in Europa" bezeichnet, worauf sich Lanz bezog.
"Hat das nicht eine gewisse Tragik, dass das erste Opfer russischer Propaganda ausgerechnet eine kluge Frau wie Sie sind?"
Wagenknecht konterte. Die Debatte um ihre Rede offenbart, dass "wir inzwischen Schwierigkeiten in Deutschland haben, rational zu diskutieren". Ihr würde unterstellt, ihre Rede sei eine "prorussische" gewesen - obwohl sie gesagt habe, dass der Krieg gegen die Ukraine ein "Verbrechen" sei. Wagenknecht habe die Wirtschaftssanktionen gegen Russland "aber trotzdem" kritisiert, weil sie sich "mehr gegen uns als gegen Russland" richten würden.
Sie habe "über 90 Prozent positive Resonanz seit ihrer Bundestagsrede bekommen" - mehr als jemals.
Wagenknecht möchte es "bei der desaströsen Politik der Ampel nicht der AfD überlassen", die Regierung zu kritisieren. Sie fordert "eine starke linke Opposition". Lanz wollte zwar nicht "die AfD-Karte ziehen", wie er sagte, tat es aber doch immer wieder...
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa/Michael Kappeler/dpa