Lauterbach spricht schon vom vierten Lockdown - und wie man ihn verhindern könnte

Berlin - SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) fordert einen Kurswechsel in der Corona-Impfstrategie hin zu möglichst vielen kurzfristigen Erstimpfungen.

Karl Lauterbach (58), Gesundheitsexperte der SPD.
Karl Lauterbach (58), Gesundheitsexperte der SPD.  © Michael Kappeler/dpa

Wenn der Abstand zur Zweitimpfung bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna von sechs auf zwölf Wochen verlängert würde, könnten bis Juli über 60 Millionen Menschen in Deutschland erstgeimpft und so gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt sein, sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag).

"Wenn wir jetzt unsere Strategie wechseln und auf möglichst viele Erstimpfungen ausrichten, wird kein vierter Lockdown mehr nötig sein."

Lauterbach verwies auf Erfahrungen aus Großbritannien sowie Modellrechnungen unter seiner Beteiligung, wonach so "weit über 10.000" Todesfälle verhindert werden könnten.

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"Studienergebnisse aus Australien weisen darauf hin, dass der Schutz der mRNA-Impfstoffe auch zwischen der sechsten und der zwölften Woche nach der Impfung so stark ausgeprägt ist, dass bei einer Corona-Infektion das Risiko schwerer Verläufe mit Klinikaufenthalten oder tödlichem Ausgang extrem gering ist."

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, stützte den Vorschlag und forderte, keine Dosen für Zweitimpfungen mehr zurückzulegen.

Carsten Watzl: "Wir müssen jetzt alles verimpfen, was geliefert wird"

"Wir müssen jetzt aber pragmatisch sein und alles verimpfen, was geliefert wird", so Carsten Watzl.
"Wir müssen jetzt aber pragmatisch sein und alles verimpfen, was geliefert wird", so Carsten Watzl.  © Alvaro Barrientos/AP/dpa

"Wir haben derzeit über 1,2 Millionen Dosen Biontech und eine halbe Million von Moderna auf Lager in den Gefrierschränken liegen", sagte Watzl der "Augsburger Allgemeinen".

"Wir müssen jetzt aber pragmatisch sein und alles verimpfen, was geliefert wird."

Möglich sei, dass der Schutz zwischen Woche sechs und zwölf etwas nachlasse. Doch: "Selbst wenn der Impfabstand etwas länger als sechs Wochen ist, retten wir dadurch möglicherweise mehr Menschenleben als wir schwere Erkrankungen riskieren."

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Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut hatte zunächst für das Biontech/Pfizer-Mittel einen Abstand von drei bis sechs Wochen empfohlen, für den Moderna-Impfstoff einen Abstand von vier bis sechs Wochen.

In einem Beschlussentwurf vom 1. April zu einer Aktualisierung der Empfehlungen heißt es nun: "Die Gabe der zweiten Impfstoffdosis soll für die mRNA-Impfstoffe nach sechs Wochen und für den Astrazeneca-Impfstoff nach zwölf Wochen erfolgen, da dadurch sowohl eine sehr gute individuelle Schutzwirkung als auch ein größerer Effekt der Impfung auf Bevölkerungsebene zu erzielen ist."

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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