Spahn hielt sich nicht an eigenes Corona-Gebot: Positiver Covid-Test nach Abendessen in Sachsen
Berlin/Leipzig - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40) ermahnt die Menschen in Deutschland seit Monaten, ihre unnötigen Kontakte zu reduzieren. Jetzt kam heraus: Der CDU-Politiker hielt sich selbst nicht an dieses Corona-Gebot - und infizierte sich mit dem potenziell tödlichen Erreger.
Im Oktober hatte sich Spahn mit Covid-19 infiziert. Der Minister begab sich damals umgehend in häusliche Isolierung.
Wie jetzt bekannt wurde, reiste Jens Spahn im Oktober zu einem Abendessen für Unternehmer nach Leipzig. Einen Tag später wurde er positiv auf das Coronavirus getestet. Das berichtet der "Spiegel".
Der Bundesgesundheitsminister hielt sich somit nicht an seine eigene Vorgabe, Treffen so weit wie möglich einzuschränken.
Doch nicht nur das politische Krisenmanagement während der Pandemie liegt in Spahns Verantwortung, sondern auch, dass alle mitziehen, um bald wieder ein weitgehend normales Leben führen zu können. Inklusive eines schönen Dinners am Abend.
Doch auf seine Vorbildfunktion - und weil es im Kampf gegen das Virus auf das Verhalten eines jeden einzelnen ankommt - pfiff der Spitzenpolitiker am 20. Oktober 2020 offenbar - trotz der zu jener Zeit in Deutschland bereits wieder stark steigenden Zahl an Neuinfektionen!
Dabei erklärte er an diesem Tag noch im ZDF-Morgenmagazin: "Wir wissen vor allem, wo es die Hauptansteckungspunkte gibt. Nämlich beim Feiern, beim Geselligsein, zu Hause privat oder eben in der Veranstaltung, auf der Party im Klub."
Abends reiste er dann selbst zum Unternehmerdinner nach Leipzig - und steckte sich wohl dort mit dem Virus an.
Spahn behauptete, sein Infektionsweg habe sich nicht nachvollziehen lassen
Laut "Spiegel" hatte das Abendessen ein Bekannter Spahns bei sich zu Hause organisiert.
"Rund ein Dutzend Gäste waren gekommen, darunter viele Unternehmer. Einige sollen im Zuge des Dinners auch an die CDU gespendet haben, wozu Spahn auf Anfrage nichts sagt."
Spahns Abgeordnetenbüro bestätigte den Termin, "es habe sich um ein 'privates, nicht öffentliches Abendessen' gehandelt".
Nach Angaben eines anderen Teilnehmers und "nach Bestätigung des Gastgebers" seien alle Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten worden. Heißt: Alle hätten Abstand gehalten und eine Mund-Nase-Bedeckung getragen, die erst am Platz abgenommen wurde. Trotzdem infizierte sich Jens Spahn.
Gegen die damals gültige sächsische Corona-Schutzverordnung habe das Treffen wohl nicht verstoßen.
Aber: An besagtem Mittwoch, an dem auch das Essen in Leipzig stattfand, stand der gesamte Freistaat ganz kurz vor der Einstufung zum Risikogebiet, weil die Corona-Neuinfektionen wieder rasant anstiegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Informationen der Sächsischen Landesuntersuchungsanstalt (LUA) bei 49. Der Grenzwert liegt bei 50. Dann gilt die Schwelle zum Risikogebiet als überschritten. In Leipzig habe die Inzidenz am 21. Oktober laut Stadtverwaltung bei 17,6 gelegen.
Spahn musste aufgrund seiner Corona-Infektion dem Gesundheitsamt eine Liste mit allen Teilnehmern des Dinners sowie weiteren Kontaktpersonen schicken. Sein Büro versicherte, dass alle Gäste über Spahns positiven Test informiert worden seien.
In der Folgezeit wurde viel spekuliert, wo sich Jens Spahn angesteckt haben könnte: vielleicht bei einem seiner zahlreichen Interviews oder während eines Restaurantbesuchs in Berlin, wie er selbst immer wieder streute.
Selbst im November rätselte er in den Medien noch weiter, wo er sich infiziert haben könnte. Er gehöre zu den inzwischen 75 Prozent der positiv Getesteten, bei denen sich der Infektionsweg nicht habe nachvollziehen lassen. Alle Kontakte hätten sich als falsche Spur erwiesen, behauptete der Parteipolitiker.
Das Unternehmerdinner in Leipzig erwähnte Jens Spahn bis heute mit nicht einem Wort.
Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa