Jens Spahn bei "Chez Krömer": "Das war ein Fehler, ein blöder"
Berlin - Polit-Prominenz bei "Chez Krömer": Jens Spahn (42, CDU) hat sich zum Auftakt der sechsten Staffel den bohrenden Fragen von Gastgeber Kurt Krömer (47) gestellt.
Der Moderator lädt nur "Arschlöcher oder Freunde" in seine Amtsstube ein. Die eisige Stimmung macht direkt zu Beginn unverhohlen deutlich, dass Spahn zur ersten Kategorie gehört.
Beherrschendes Thema war die Maskenaffäre in der CDU. Aufhänger war das Buch des früheren Gesundheitsministers über das Krisenmanagement der Politik in den ersten zwei Pandemie-Jahren.
Zur Erinnerung: Spahn hatte zum Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 5,8 Milliarden Masken gekauft. Kostenpunkt: 6,3 Milliarden Euro. Laut "Spiegel" wanderten wohl die ersten 800 Millionen Masken in die Müllverbrennungsanlage, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits erreicht gewesen sei.
Pikant: Das Gesundheitsministerium unter Spahn bestellte 570.000 FFP2-Masken bei der Burda GmbH, für die sein Ehemann Daniel Funke (42) als Hauptstadt-Büroleiter und Lobbyist tätig ist.
"Mein Mann wusste bis zur Anfrage des 'Spiegel' nicht, dass es zwischen Gesundheitsministerium und Burda ein Geschäft gegeben hat", beteuerte der CDU-Politiker, "weil er überhaupt nicht involviert war." Außerdem habe "Burda die Masken zum Selbstkostenpreis an den Bund verkauft", schob der 42-Jährige nach.
"Aber das riecht alles schon ein wenig nach Lobbyismus", funkte ihn Krömer spitz fragend an. "Wenn man das so deuten ...", setzte Spahn zunächst an, bevor er umformulierte. Er könne verstehen, "dass auf den ersten Blick da Fragen sind."
Nach seiner vierjährigen Beteiligung an der Beratungs- und Lobbyagentur Politas für Klienten aus der Pharma- und Medizinbranche befragt, als er im Gesundheitsausschuss saß, räumte Spahn ein: "Das war ein Fehler, ein blöder." Ein Freund hätte eine Startfinanzierung gebraucht, so der Abgeordnete."Die habe ich mitgemacht, hätte ich besser nicht gemacht."
Kurt Krömer verhört Jens Spahn
Spahn äußert sich zu Immobiliengeschäften
Ferner beteuerte Spahn auf Nachfrage: "Es gab keinen Interessenkonflikt". Und er unterstrich weiter: "Ich habe an keiner Stelle nicht nach bestem Wissen und Gewissen diese Abwägung vorgenommen."
Auch auf die seit Jahren ausdehnenden Immobiliengeschäfte des gebürtigen Münsteraners kam das Gespräch. Spahn hatte sich inmitten der Corona-Krise im Sommer 2020 eine Villa im noblen Berlin-Dahlem gekauft. Für mehr als vier Millionen Euro.
"Ich habe mich mit Immobilienfinanzierung schon beschäftigt, als ich 20 war", versuchte der gelernte Bankkaufmann einzuwenden.
Weitere Studiogäste sind Satiriker Jan Böhmermann (41), Autorin und Prostituierte Salomé Balthu (38), der österreichische Politiker Heinz-Christian Strache (53), der Regisseur Rosa von Praunheim (79), Rapper Xatar (40) sowie der Comedian Faisal Kawusi (31).
Die weiteren Folgen "Chez Krömer" laufen dienstags um 22.15 Uhr im Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Online erscheinen die Folgen wöchentlich jeweils bereits montags ab 18 Uhr in der ARD-Mediathek und auf YouTube.
Titelfoto: rbb/Carolin Ubl