Kein Grund für Rücktritt: Aiwanger fordert Ende der "Hexenjagd"
München - Er sieht sich als Opfer, bestreitet trotz zahlreicher Zeugen alle Vorwürfe, kritisiert jeden politischen Gegner gnadenlos aufs Äußerste und spricht von einer "Hexenjagd". Nein, es geht nicht um einen Ex-US-Präsidenten, die Rede ist von Hubert Aiwanger (52).
Seit einigen Tagen melden sich nahezu täglich immer wieder Zeugen aus der Jugendzeit des aktuellen Freie-Wähler-Chefs und berichten von einer früheren rechtsextremen Haltung Aiwangers.
Konkrete Beweise für die inzwischen zahlreichen Anschuldigungen scheint es tatsächlich nicht zu geben, aber jede Menge Aussagen und Hinweise.
Inzwischen gab der stellvertretende Ministerpräsident von Bayern auch ein kurzes Statement ab, in dem er sich erneut von den Vorwürfen größtenteils distanzierte und lediglich kleine potenzielle Vergehen - beispielsweise schlechte Witze gegen Juden - als zumindest möglich einräumte.
In einer Bierzeltansprache beim Karpfhamer Fest im niederbayerischen Landkreis Passau gestand Aiwanger: "Jawohl, auch ich habe in meiner Jugend Scheiße gemacht" und erhielt dafür tosenden Applaus.
Er plädierte dafür, dass man Verfehlungen aus Jugendtagen nicht 35 bis 40 Jahre später jemandem vorhalten dürfe und jedem zugestehen sollte, dass man sich weiterentwickle. Es klang fast wie ein indirektes Schuldeingeständnis - doch der Kern der Aussage trägt mehr Wahrheit in sich, als dem Politiker mutmaßlich zuletzt über die Lippen gekommen sein könnte.
In einem Gespräch mit der "Bild am Sonntag" verlangte er ein Ende der "Hexenjagd" und sehe - auch in Hinblick auf seine Beantwortung der 25 durch Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) gestellten Fragen zu dem Fall - keinen Grund für einen Rücktritt oder eine Entlassung.
Söder will Freie Wähler als Koalitionspartner - mit oder ohne Aiwanger
"Ich wünsche mir, dass es nach den Wahlen eine Fortsetzung der Koalition von uns mit der CSU geben kann, natürlich hängt das aber vom Wahlergebnis ab", so Aiwanger mit Blick auf die bayerischen Landtagswahlen am 8. Oktober.
Söder selbst ließ bereits durchklingen, dass er zwar die Freien Wähler als Wunschpartner für eine künftige Koalition sieht, diese aber nicht an einzelne Personen gebunden sein muss.
Aiwanger selbst will das Thema selbst nun hinter sich lassen (dürfen) und möchte sich "wieder der Tagesarbeit für unser Land widmen können."
Titelfoto: Helmut Degenhart/zema-medien.de/dpa