Iris Berben wirft Bayerns Vizeregierungschef Aiwanger Schäbigkeit vor

München/Düsseldorf - In der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt aus Schülerzeiten hat Schauspielerin Iris Berben (73) dem bayerischen Vizeregierungschef Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler) ein schäbiges Verhalten vorgeworfen.

Schauspielerin Iris Berben (73) vermisst Haltung bei Söder und Souveränität bei Aiwanger.
Schauspielerin Iris Berben (73) vermisst Haltung bei Söder und Souveränität bei Aiwanger.  © Sven Hoppe/dpa

Aber auch bei Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) vermisst sie Haltung.

Das Flugblatt sei "ein so unanständiges, gemeines und widerwärtiges Stück Papier" gewesen, sagte die 73-jährige Berben am Montagabend beim Ständehaus Treff der "Rheinischen Post" in Düsseldorf.

Bayerns Freie-Wähler-Chef Aiwanger habe sich zwar nach langem Zögern entschuldigt, zugleich aber gesagt, er sei nicht der Autor gewesen. "Wofür entschuldigt er sich dann?" Es komme aber darauf an, wie der erwachsene Aiwanger heute damit umgehe, so Berben.

Eine halbe Stunde, nachdem er von Söder "Absolution" erhalten habe, sei Aiwanger in einem Zelt aufgetreten und habe sich feiern lassen als vermeintliches Opfer der Medien. "Das ist schäbig", sagte die preisgekrönte Schauspielerin, die sich seit Jahren gegen Antisemitismus einsetzt.

Söder warf sie zugleich "Machtkalkül" vor, auch wenn er in einer "Zwickmühle" gewesen sei. Der Regierungschef habe ihrer Ansicht nach in der Flugblatt-Affäre nur verlieren können, egal wie er sich entschieden hätte. "Aber ich finde, vielleicht muss man mal darüber nachdenken, für welches Verlieren man sich entscheidet."

Söder hätte nur verlieren können – bloß auf welche Art?

Von Markus Söder (56, CSU, l.) und Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler) ist Iris Berben kein Fan.
Von Markus Söder (56, CSU, l.) und Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler) ist Iris Berben kein Fan.  © dpa/epa-Pool/Lukas Barth-Tuttas

Aiwanger hatte bestritten, zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben, über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatte. Vielmehr bezichtige sich sein Bruder als Verfasser.

In der Folge wurden weitere Vorwürfe zu Aiwangers früherem Verhalten erhoben. Nach mehreren Tagen entschuldigte er sich, beklagte aber zugleich eine Kampagne gegen sich.

Bayerns Ministerpräsident Söder hält an seinem Stellvertreter und Wirtschaftsminister jedoch fest: Eine Entlassung sei "nicht verhältnismäßig".

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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