Aiwanger stellt wirres Brathendl-Gleichnis auf und erntet dafür Spott und Häme
München - Viele werden sich noch an die legendäre Transrapid-Rede von Edmund Stoiber (78, CSU) erinnern. Phrasen wie "Wenn Sie vom Hauptbahnhof" und "in zehn Minuten" können auch heute - 18 Jahre danach - noch für Lacher sorgen. Nun hat sich Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (49, Freie Wähler) mit einem Brathendl-Gleichnis wohl genauso unvergesslich gemacht.
Worum geht's? Bayrische Gastwirte sind eigentlich durch sogenannte Betriebsschließungsversicherungen gegen die Ausfälle aufgrund der Corona-Krise versichert - zumindest dachten die Betreiber das. Die Versicherer weigern sich nämlich, die Hilfen zu zahlen. Es gäbe keine Regelung für eine Pandemie, heißt es von deren Seite.
Das bayerische Wirtschaftsministerium hatte daraufhin zusammen mit den Branchenverbänden und einzelnen Versicherungen eine Regelung ausgehandelt: Hotels und Gaststätten in Bayern sollen 10 bis 15 Prozent des eigentlich vertraglich festgesetzten Tagessatzes erhalten, wie der Bayerische Rundfunk berichtete.
Kritik dafür kam von den Grünen. Laut Fraktionschef Ludwig Hartmann müssen die Gastwirte nämlich zusichern, dass sie später nicht die Restsumme über den Rechtsweg von den Versicherern einklagen werden, um die Corona-Hilfen zu bekommen.
Am Donnerstag versuchte nun Hubert Aiwanger im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtages zu erklären, warum die durch sein Ministerium verhandelten Corona-Entschädigungen so schmackhaft wären wie ein halbes Brathendl - und tat sich damit keinen Gefallen.
Aiwanger: Lieber das halbe Hendl aufm Tisch als das ganze Hendl irgendwo im Garten
"Die Versicherungen sind auf die Gastrobranche schon zugegangen, zahlen jetzt schon. Also die haben jetzt schon das halbe Hendl bratfertig am Tisch. Eine Alternative wäre gewesen, wenn ich mich zurücklehne, dass ich sag, da läuft das Hendl irgendwo hinten im Garten rum: Fang dir‘s ein, dann hast du ein ganzes Hendl. Du brauchst aber den Rechtsanwalt dazu. Ich garantier dir nicht, dass du das ganze Hendl jemals sehen wirst", erklärte der Niederbayer und ergänzte:
"Viele Wirte werden jetzt das halbe Hendl bratfertig am Tisch nehmen, weil sie sagen, das habe ich dann sofort und laufe nicht einem Hendl hinterher, das vielleicht andere Bundesländer ihren Wirten empfehlen."
Unter dem Video der Rede, das BR24 auf Facebook postete, spotten die User über Aiwangers Hendl-Gleichnis. "Ein Mann für den Komödienstadel o. Augsburger Puppenkiste aber nicht in die Politik" und "Ohne Worte... Da ist Fremdschämen das einzige, was mir einfällt...", heißt es etwa in den Kommentaren.
Eine Nutzerin findet auch, dass der Halbe-Hendl-Vergleich bei einem 15-Prozent-Angebot ordentlich hinkt. "Ich wusste gar nicht dass uns 50 % angeboten wurden", schreibt sie. "Es liegen lediglich 15 % also nur ein gebratener Flügel auf unserem Teller!"
Ob die Rede von Aiwanger besser angekommen wäre, wenn er die verhandelten 15 Prozent mit einem Chicken Nugget gleichgesetzt hätte, ist fraglich - zutreffender wäre dieser Vergleich aber allemal gewesen.
(Rechtschreibung aus Facebook-Kommentaren übernommen!)
Hubert Aiwanger ist seit November 2018 stellvertretender Ministerpräsident von Bayern sowie Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa/ 123RF (bildmontage)