Nach Aschaffenburg-Drama: NRW-Chef Wüst fordert drastische Konsequenzen
Von Dorothea Hülsmeier
Düsseldorf - Nach der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg am Mittwoch wird nun auch in Nordrhein-Westfalen der Ton rauer. Ministerpräsident Hendrik Wüst (49, CDU) fordert gar verstärkte Rückführungen von Flüchtlingen.
Die Tat zeige, dass das Dublin-System von Rücküberstellungen in die EU-Länder, in die sie zuerst eingereist seien, nicht funktioniere, sagte Wüst auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf am Freitag. "Wir brauchen einfach einen Anstieg an Rückführungszahlen, weil auch immer mehr Menschen zu uns kommen", so der CDU-Politiker.
Wüst stellte sich hinter die Ankündigung von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (69), im Falle der Wahl zum Bundeskanzler alle deutschen Grenzen dauerhaft zu kontrollieren und alle Versuche der illegalen Einreise zurückzuweisen.
"So, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Das heißt andersherum: Es muss sich was ändern. Und zwar schnell." Wenn die europäischen Systeme nicht funktionierten, "können wir doch nicht achselzuckend dasitzen". Die Menschen erwarteten Antworten aus der demokratischen Mitte, stellte Wüst klar.
Bis das verabredete europäische System funktioniere, müsse es solche Maßnahmen geben. "Deswegen steht die Christdemokratie natürlich hinter diesen Vorschlägen", sagte der Regierungschef weiter. Niemand wolle dauerhafte Grenzschließungen innerhalb Europas. Aber es müsse schon an den Außengrenzen der EU Grenzkontrollen mit Zurückweisungen geben.
NRW-Ministerpräsident kritisiert Kanzler Olaf Scholz deutlich
Das sehe zwar niemand als erstrebenswertes Ziel an, ergänzte Wüst. Aber es müsse das verabredete System des Außenschutzes der Grenzen und des Verteilmechanismus der Flüchtlinge in Europa wiederhergestellt werden. "Die Bereitschaft scheint es aber nicht zu geben, und deshalb muss man dann offensichtlich zu diesen Dingen greifen", führte er aus.
Wüst betonte zudem, es werde "Aufgabe einer neuen Bundesregierung sein, in Europa dahin zu kommen, was verabredet ist". Eigentlich wäre das die Aufgabe von Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) gewesen. Aber Scholz habe "dreieinhalb Jahre die europäische Bühne nicht bearbeitet".
In Aschaffenburg waren am Mittwoch ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann getötet und drei Menschen schwer verletzt worden. Verdächtig ist ein 28-Jähriger mit afghanischer Staatsangehörigkeit, der festgenommen wurde.
Er war laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) ausreisepflichtig und wurde in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.
Titelfoto: Bildmontage: Oliver Berg/dpa, Daniel Vogl/dpa