Altkanzler Gerhard Schröder wird 80: Bereut er etwas?
Hannover - Er hat Nein zum Irak-Krieg gesagt, die Reformagenda 2010 geschmiedet und Wladimir Putin (71) trotz dessen Angriffskriegs weiter die Treue gehalten. Größere Fehler sieht Gerhard Schröder (79) in seinem politischen Leben nicht.
Der Altkanzler bereut fast zwei Jahrzehnte nach Ende seiner politischen Laufbahn keine wichtige Entscheidung, die er entsprechend getroffen hat.
"Mir fällt zurzeit keine ein, muss ich sagen, keine von Bedeutung, die ich so nicht wieder treffen würde", sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 80. Geburtstag.
Er fügte allerdings hinzu: "Den einen oder anderen richtig beleidigt zu haben in der politischen Auseinandersetzung, dafür entschuldige ich mich gerne. Aber so schlimm war es ja auch nicht."
Als wichtigste Entscheidungen seiner Amtszeit nannte Schröder die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan, sein Nein zur Beteiligung am Irak-Krieg und die Sozial- und Wirtschaftsreformen der Agenda 2010.
Schröder steht auch weiter dazu, dass er kurz nach seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 als Lobbyist bei russischen Energieunternehmen eingestiegen ist.
"Das ist meine Sache, und ich habe immer darauf geachtet, dass das, was ich im Beruflichen tue - ich bin Anwalt und bin natürlich auch mit Wirtschaftspolitik vertraut - im Einklang mit internationalem und deutschem Recht ist. Und das ist so und das bleibt so", sagte der Altkanzler.
Altkanzler Gerhard Schröder hält trotz Ukraine-Krieg an Freundschaft mit Wladimir Putin fest
Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft mit Putin befreundet - und auch heute noch für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig.
Er hat den andauernden russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundschaft zu Putin fest.
Die SPD-Spitze grenzt ihn deswegen aus, aber ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte.
Schröder fühlt sich weiterhin heimisch in seiner Partei, der er seit 61 Jahren angehört. 1963 sei er SPD-Mitglied geworden "als jemand, der ja auch nicht gerade in glänzenden Verhältnissen groß geworden ist, später dann doch sehr viel stärker aus historischen und politischen Gründen", sagte er der dpa. "Ich will jetzt nicht über das Ende des Lebens reden, aber solange man mich lässt, bleibe ich Sozialdemokrat."
Von seiner Partei wünscht er sich, dass sie sich auf ihre Anti-Kriegs-Traditionen besinnt und versucht, zu einer Ukraine-Friedenslösung beizutragen. Er hoffe, dass die SPD und Olaf Scholz (65) diese Verantwortung auch gerecht würden.
Titelfoto: Michael Kappeler/dpa