CDU-Vize widerspricht Friedrich Merz: "AfD ist Hauptgegner"
Berlin - Wenn das keine harschen Widerworte sind! Erst kürzlich hatte CDU-Chef Friedrich Merz (67) die Grünen zum Hauptgegner der Christdemokraten deklariert. Doch mit dieser These seines Vorgesetzten kann sich der stellvertretende Bundevorsitzende Andreas Jung (48, CDU) überhaupt nicht anfreunden.
Das riecht nach einem innerparteilichen Konflikt.
Die CDU steht politisch gesehen in der Mitte der Parteienlandschaft. Aus diesem Grund ist sie auch bemüht, sich vom linken und rechten Spektrum gleichermaßen abzugrenzen.
Trotz häufiger Abgrenzungsversuche in Richtung der AfD hatte der Parteivorsitzende der Union, Friedrich Merz, erst unlängst eine klare Botschaft an die Grünen gesendet und diese auf absehbare Zeit als den Hauptgegner in der Bundesregierung bezeichnet.
In der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" am Donnerstagabend konterte nun der CDU-Abgeordnete Andreas Jung seinem eigenen Chef.
Jung sieht den ideologischen Hauptgegner der CDU eindeutig in der rechtspopulistischen AfD. Dabei will der Rechtsanwalt auch klare Kante gegen die Linke zeigen, diese gelte es nach seinen Worten nämlich ebenso zu bekämpfen.
Jung positioniert sich gegen Merz: Alles begann mit Thüringen
In Baden-Württemberg, wo der Abgeordnete auch seine Wurzeln hat, regiert die CDU gemeinsam mit den Grünen. Dennoch sei man in der Bundespolitik Wettbewerber, stellte der CDU-Klimaexperte klar.
Merz hatte sich nach der Wahl eines AfD-Kandidaten zum Landrat im thüringischen Kreis Sonneberg dazu bemüßigt gefühlt, eine stärkere Auseinandersetzung mit den Grünen anzukündigen.
Jung hingegen wolle sich inhaltlich und mit konstruktiver Kritik mit der Regierung auseinandersetzen.
Den Grünen im Bund hielt jedoch auch Jung eine Kritik vor: zu viel Polarisierung mit dem Heizungsgesetz. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) bekam sein Fett weg. Diesem warf er vor, sich zu wenig um den Klimaschutz zu kümmern.
Die Kritik beziehe sich laut Jung aber auf die Arbeit der gesamten Bundesregierung und nicht nur auf Versäumnisse der Grünen.
Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa