Strafanzeige gegen OB Hilbert: Polizei ermittelt nach Treppensturz der Noch-Ehefrau
Dresden - Der Rosenkrieg bei Familie Hilbert eskaliert!
Nachdem Noch-Ehefrau Su Yeon (43) im Mai das Ehe-Aus wegen einer Affäre ihres Mannes öffentlich gemacht hatte, kam es nun zu einem Streit des Paares in ihrem Wohnhaus in Klotzsche. Dabei erhebt die betrogene Gemahlin schwere Vorwürfe gegen ihren Ex.
Die Polizei ermittelt gegen Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51, FDP) wegen des Verdachts der Körperverletzung.
Es war die gebürtige Südkoreanerin selbst, die die Polizei alarmiert hat.
Der Fall ereignete sich bereits vergangenen Sonntag (24. September). Zur Mittagszeit rollte der Streifenwagen zur noblen Vorstadtvilla des Stadtchefs. Dort hatte das Paar einst gemeinsam mit Sohn (13) gelebt, bevor der OB nach der Trennung auszogen war.
Sonntag war er noch einmal zurückgekehrt, wollte möglicherweise ein paar Sachen holen. Doch dabei kam es zum Streit, infolgedessen die Frau eine Treppe hinuntergestürzt sein soll. Sie stellte Strafanzeige gegen ihren Mann wegen Körperverletzung.
TAG24 spricht mit Dirk Hilberts Ehefrau
Die Polizei bestätigt einen Einsatz im Haus sowie das laufende Ermittlungsverfahren. Es stehe Aussage gegen Aussage, nach derzeitigem Stand gebe es keine weiteren Zeugen. Beamte des Kriminaldienstes untersuchten den Tatort nach Spuren.
Über die Umstände der Auseinandersetzung und mögliche Verletzungen konnte oder wollte ein Sprecher am heutigen Sonntag keine Auskunft geben.
Die Feuerwehr bestätigt allerdings, dass am Tattag um 12.52 Uhr ein Rettungswagen zum Hilbert-Haus gerufen wurde.
"Durch die Kollegen wurde eine weibliche Person in ein Krankenhaus transportiert", sagt ein Sprecher. Über die Art der Verletzungen und der Dauer des Klinikaufenthalts lägen indes gegenwärtig keine Informationen vor.
TAG24 erreichte Frau Hilbert am Sonntag telefonisch.
"Ich möchte nichts sagen", teilte sie mit brüchiger Stimme mit.
Ihr Noch-Mann befindet sich aktuell im Urlaub, weilt in München, wo er im Laufe der Woche - dann aber wieder dienstlich - die Immobilienmesse "Expo Real" besuchen will. Eine Rathaussprecherin wollte sich mit Verweis auf Hilberts Privatleben nicht zu dem Vorfall äußern.
Was passiert, wenn es zum Prozess kommt?
Bislang ist es ein Vorwurf, die Polizei ermittelt. Sollten sich die Anschuldigungen seiner Noch-Ehefrau aber bestätigen, droht Hilbert im äußersten Fall das Aus als Oberbürgermeister.
Falls die Staatsanwaltschaft nach den Ermittlungen der Polizei Anklage erheben sollte, der OB in einem Strafprozess rechtskräftig verurteilt werden würde, käme es auf die Strafe an.
Ab einer Freiheitsstrafe von einem Jahr (egal, ob Bewährung oder nicht), müsste Hilberts Beamten-Verhältnis (er ist sogenannter Wahl-Beamter) widerrufen werden. Dann müsste sein Stellvertreter die Amtsgeschäfte übernehmen.
Das ist aktuell Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (53, CDU), der im Juli nach monatelangem Streit als Vize gewählt worden war. Er würde dann den Posten "kommissarisch" übernehmen, bis die Dresdner zeitnah einen neuen OB wählen müssten.
Die Aufsichtsbehörde könnte zudem auch bereits vor einer Verurteilung aktiv werden.
OB Roßberg musste seine Karriere beenden
Auch bevor es zu einer rechtskräftigen Verurteilung kommt, kann die städtische Aufsichtsbehörde aktiv werden.
"Wird der Bürgermeister den Anforderungen seines Amtes nicht gerecht ...", so steht es in der sächsischen Gemeindeordnung, "... kann die Amtszeit des Bürgermeisters für beendet erklärt werden."
Dafür müsste die Landesdirektion Sachsen ein Verfahren einleiten.
2006 suspendierte die damals noch Regierungspräsidium genannte Behörde Dresdens damaligen OB Ingolf Roßberg (heute 62) vom Dienst (es übernahm dessen Stellvertreter und Kulturbürgermeister Lutz Vogel), um möglichen Schaden vom Amt abzuwenden. Zuvor war Anklage gegen Roßberg wegen dessen Verstrickungen mit Dresdens Ex-Flutgeldmanager Rainer Sehm (†66) erhoben worden.
Letztlich kassierte Roßberg 2008 sieben Monate Bewährungsstrafe, gab seine politische Karriere auf.
Kommentar: Aussage gegen Aussage!
Von Sebastian Günther
Zwei Menschen liebten sich, streiten sich, trennen sich. Dabei kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Bedauerlicherweise kein Einzelfall, so etwas passiert im Verborgenen der eigenen vier Wände viel zu oft. Doch der Fall Hilbert ist anders.
Es ist nämlich ein trauriges weiteres Kapitel einer Liebesgeschichte, die Dresdens Oberbürgermeister selbst in die Öffentlichkeit gehoben hat, mit ihr sogar Wahlkampf machte. Ein Foto, welches das Ehepaar in liebervoller Zuneigung zeigte, schmückte wochenlang Wahlplakate.
Einige Zeit später verkehrte er mit seiner heimlichen Geliebten auf einer Reise, bei der er in Funktion als Oberbürgermeister Termine wahrnahm und zeitgleich die nichtsahnende Ehefrau betrog.
Auch die darauffolgende Trennung samt Rosenkrieg wurden in der Öffentlichkeit kommentiert und ausgetragen.
Nun also die Eskalation? Was wirklich passiert ist, wissen zum jetzigen Zeitpunkt nur die Beteiligten. Und da steht Aussage gegen Aussage.
Dass die Dresdner trotzdem über Ermittlungsverfahren gegen ihren Oberbürgermeister informiert werden müssen, erklärt sich durch die Bedeutung seines Amtes von selbst.
So schnell sich aber auch ein mögliches Bild der Ereignisse zeichnen mag, gilt bis zum Schluss die Unschuldsvermutung. Erst, wenn Ermittlungen abgeschlossen sind, herrscht Gewissheit. Zuvor verbietet sich jedes Urteil.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Steve Schuster