Dresden - Die Zusage einer 15-Millionen-Euro-Förderung für den Bau der "Richard-Wagner-Akademie" am Königsufer schlug stadtweit hohe Wellen. Und wirft Fragen auf: Wer hatte die Förderung beantragt? Kann sich Dresden den Bau leisten? OB Dirk Hilbert (53, FDP) stellte sich im Stadtrat nun hinter das Projekt.
Die Meldung kam im September überraschend: Mitten in der Haushaltskrise und kurz nachdem die Carolabrücke eingestürzt war, wird die Landeshauptstadt zum Bau eines mondänen Kulturbaus "verdonnert".
Die Dimensionen sprechen für sich: Der Bund will seine Mittel aus dem "Kulturinvest"-Fördertopf unter anderem in einen Konzertsaal mit 600 Plätzen, einen Orchester- und Chorprobensaal sowie großzügige Seminar- und Archivräume investiert sehen.
Bislang rechnen Schätzungen mit Gesamtkosten von 60 Millionen Euro.
OB Hilbert befürwortet das Vorhaben, erklärte vor den Mitgliedern des Stadtrates: "Wir haben in atemberaubender Weise eine Förderung in Aussicht gestellt bekommen, bei der normalerweise die Champagnerkorken knallen müssten." Er selbst habe in Berlin das Interesse an einer Förderung signalisiert.
Holger Zastrow bemängelt fehlende Transparenz
In den folgenden Wochen müsse die Stadt die Wahrnehmung dieser Chance nun diskutieren: "Eine einzigartige Möglichkeit, aber kein Muss", so Hilbert.
Innerhalb von fünf Jahren sollte der Bau beginnen. Eine Absichtserklärung von Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) bezüglich einer Teilfinanzierung durch das Land gebe es bereits, bekräftigte Hilbert.
Ratsmitglied Holger Zastrow (55, Team Zastrow) kritisierte die fehlende Transparenz des Vorgangs. "Das war nie Thema im Stadtrat, das war nie Thema in einem Kulturentwicklungsplan", erklärte der Fraktions-Chef.
"Das wundert mich, schließlich gibt es für so eine Förderung des Bundes klare Kriterien." Die Stadt habe so große Baustellen, dass der Einsatz von Fördermitteln andernorts sinnvoller wäre.
Eine zweckgebundene Umwidmung der Gelder für den Neubau der Carolabrücke fordert zudem die SPD. Über den Antrag der Sozialdemokraten soll im November abgestimmt werden.