Hilberts Reiselust: Wieso zieht es den OB so oft quer durch das Land und die Welt?
Dresden - Die Dresdner Linken kritisieren die Dienstreise-Lust von Dirk Hilbert (51, FDP). Wie eine Anfrage der Fraktion im Rathaus ergab, war der OB im vergangenen Jahr 26 Mal außerhalb des Freistaates unterwegs. Fast zwei Monate Abwesenheit aus dem Rathaus sind für Linke-Chef André Schollbach (44) zu viel.
Für seine Reisefreudigkeit im Stile eines Außenministers kassierte Hilbert bereits 2018 den Negativpreis des sächsischen Steuerzahlerbundes "Schleudersachse". Im Jahr zuvor hatte er 37 Reisen unternommen, die Gesamtkosten betrugen rund 33.500 Euro.
Im letzten Jahr waren es 26, teils mehrtägige Reisen. So besuchte Hilbert die amerikanische Partnerstadt Columbus (Ohio), traf dort Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft.
Häufig fuhr er nach Berlin, etwa für den Deutschen Städtetag, Konferenzen oder zum Austausch mit Bundestagsabgeordneten und Wirtschaftsvertretern.
Im März folgte er der Einladung nach Nürnberg für ein Auswärtsspiel von Dynamo Dresden, tags darauf weilte er in Wiesbaden zum Pokal-Finale der Dresdner Volleyballerinnen. Für diese Dienstreisen opferte Hilbert sein Wochenende, so wie fünf weitere Male in 2022.
In diesem Jahr unternahm Hilbert bereits 14 dienstliche Reisen - damit kommt er auf 40 Trips in 19 Monaten - rein rechnerisch ist der OB also alle zwei Wochen weg,
Eine Flucht vor heimischen Problemen?
Im aktuellen Jahr war er etwa auf mehrtägigen Stationen in Asien für Investorengespräche. Dazu kam sein pikanter Trip ins australische Perth (Staffelstabübergabe World Transplant Games), den er mit seinem Urlaub verband und auf dem er von seiner Affäre begleitet wurde, wie später herauskam.
"Zwar gehören auch Dienstreisen zu den Aufgaben eines Oberbürgermeisters. Doch man gewinnt den Eindruck, dass die tägliche Arbeit im Rathaus mit einer gewissen Lustlosigkeit wahrgenommen wird und jede Reise ein willkommener Anlass ist, um vorhandenen Schwierigkeiten zu entfliehen", kritisiert Schollbach.
Viele Probleme seien in Dresden ungelöst, zahlreiche Beschlüsse des Stadtrates würden ewig nicht umgesetzt. Schollbach nannte etwa die Problematik der vielen abgesagten Feste sowie den weiterhin unbesetzten Schöffen-Wahlausschuss.
"Immer wieder kommt es aufgrund der Führungsschwäche und dem mangelnden Interesse für Tagesaufgaben zu Fehlentwicklungen in der Verwaltung."
Der OB sei in seinem wohlverdienten Sommerurlaub und könne sich daher nicht zur Kritik von Herrn Schollbach äußern, so ein Rathaussprecher. Allerdings bedeute Hilberts Abwesenheit nicht, dass der OB nicht arbeite und seine Amtsgeschäfte führe.
Titelfoto: Fotomontage: Thomas Türpe//Thomas Türpe