Hilberts Rathaus-Partys werden jetzt ein Fall für den Stadtrat

Dresden - OB Dirk Hilbert (52, FDP) feierte mit Dresdens jungen Erwachsenen drei rauschende Feste, schrieb die kostspieligen Aufträge aber nicht öffentlich aus, sondern vergab sie "freihändig". Diese fragwürdige Vergabe-Praxis muss aufgeklärt werden, fordern verschiedene Fraktionen und bringen das Streitthema jetzt in den Stadtrat.

Chefsache: Auch auf der ersten Feier im Jahr 2018 begrüßte OB Dirk Hilbert (52, FDP) die Gäste auf dem roten Teppich persönlich.
Chefsache: Auch auf der ersten Feier im Jahr 2018 begrüßte OB Dirk Hilbert (52, FDP) die Gäste auf dem roten Teppich persönlich.  © imago/Sylvio Dittrich

Drei der vier Feten hatte das Rathaus ohne öffentliche Ausschreibung vergeben. Nutznießer davon war Hilberts früherer Wahlkampf-Manager und Unterstützer Frank Schröder (54) mit seiner Eventagentur, der dabei einen Großteil der Aufträge im Gesamtvolumen von rund 415.000 Euro erhielt und die Events umsetzte.

Nun wollen die Linken das Rechnungsprüfungsamt "mit der Prüfung der Organisation und Wirtschaftlichkeit der Verwaltung bei der Vergabe von Aufträgen, der Vorbereitung und der Durchführung der Partyveranstaltungen des Oberbürgermeisters" beauftragen, stellen einen Antrag im Stadtrat.

Unterstützung erhalten sie von der SPD. "60.000 Euro für ein Künstlerpaket der OB-Party sind einfach völlig übertrieben. Das ist für manch kleinere Kulturveranstalter ein Jahresbudget", kritisiert Stadtrat Magnus Hecht (51).

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Der SPD-Mann weiter: "Da liegt der Verdacht eines Kompensationsgeschäftes für andere Dienste des Auftragnehmers sehr nah. Ein Oberbürgermeister darf nicht in diesen Verdacht geraten!"

Rathaus-Party 2024 soll wieder ausgeschrieben werden

Die jährliche Feier für die 18-jährigen Dresdner kostete je Ausgabe zwischen 143.000 und 190.000 Euro. "Das ist wahnsinnig viel Geld - ja. Aber das ist es uns wert", hatte Hilbert gesagt.
Die jährliche Feier für die 18-jährigen Dresdner kostete je Ausgabe zwischen 143.000 und 190.000 Euro. "Das ist wahnsinnig viel Geld - ja. Aber das ist es uns wert", hatte Hilbert gesagt.  © imago/Sylvio Dittrich

Auch die Grünen wollen eine Prüfung beim Rechnungsprüfungsamt beantragen, teilt Fraktions-Chefin Christiane Filius-Jehne (67) mit. "Als Eilantrag für die übernächste Stadtratssitzung."

Die Party sei ein großartiges Format, das den Jugendlichen das Rathaus mal von einer ganz anderen Seite nahebringe, so CDU-Fraktionschefin Heike Ahnert (42). "Selbstverständlich muss jede Vergabe sauber laufen. Ich habe den Direktor des OB-Bereichs gebeten, allen Fraktionen zeitnah eine Stellungnahme auszureichen."

Unterdessen bereitet das Rathaus die Ausschreibung (wie im Vorjahr öffentlich) fürs nächste Jahr vor, eine genaue Zeitschiene stehe aber noch nicht fest, so eine Sprecherin.

CDU-Fraktionschefin Heike Ahnert (42, l.) und Grünen-Fraktionschefin Christiane Filius-Jehne (67) bitten das Rathaus um Aufklärung. Auch SPD-Stadtrat Magnus Hecht (51) kritisiert die Kosten des Events.
CDU-Fraktionschefin Heike Ahnert (42, l.) und Grünen-Fraktionschefin Christiane Filius-Jehne (67) bitten das Rathaus um Aufklärung. Auch SPD-Stadtrat Magnus Hecht (51) kritisiert die Kosten des Events.  © Montage: Eric Münch, Petra Hornig, Thomas Türpe

Kosten solche Partys wirklich so viel Geld?

Event-Macher Frank Schröder (54).
Event-Macher Frank Schröder (54).  © Steffen Füssel

Es geht um große Summen. Eine Partynacht für 18-Jährige kostet den Steuerzahler bis zu 190.000 Euro. Wozu das ganze Geld?

Event-Macher Frank Schröder (54) hat 2018, 2019 und 2022 die Veranstaltung umgesetzt: "Ein Großteil des Geldes geht in die Sicherheit. Allein ein Brandschutzkonzept für 3000 Leute auf drei Etagen verteilt, ist unheimlich komplex. Zudem stehen um die 60 Sicherheitsleute an Türen und Durchgängen. Ton- und Lichttechnik muss von etlichen Fachleuten angeliefert, auf- und abgebaut sowie während der Veranstaltung betreut werden. Dazu kommt Barpersonal, Ware, Künstlergagen, Werbung, Gema, Versicherungen, und vieles mehr."

Auch Marco Benitz (48), Macher der Rathaus-Party 2023, rechtfertigt das Budget von 190.000 Euro: "Ja, die Kosten sind relativ hoch, aber angemessen und auch erklärbar", so Benitz.

Das Rathaus rechnet zur Einordnung die Kosten auf die Gäste runter. Pro Kopf handelt es sich dabei um etwa 60 Euro.

Titelfoto: Montage: IMAGO/Sylvio Dittrich (2), Steffen Füssel

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