Fragwürdige Praxis: Schustert OB Dirk Hilbert seinem Kumpel Aufträge zu?
Dresden - Einmal im Jahr lädt OB Dirk Hilbert (52, FDP) alle jungen Erwachsenen ins Rathaus zu einem rauschenden Fest ein, scheut für die gerade 18 Jahre alt gewordenen Dresdner keine Kosten. Schon vor Wochen gab es darum Kritik. Jetzt kommt heraus: Drei der vier Feste vergab das Rathaus an Hilberts langjährigen Wahlkampf-Manager und Stadtfest-Macher Frank Schröder (54) - ohne öffentliche Ausschreibung.
Wer profitiert von den lukrativen Feiern, fragte Linken-Fraktionschef André Schollbach (44) Hilbert an. Dessen Antworten waren als vertraulich gekennzeichnet, woraufhin Schollbach intervenierte und nun auch geschwärzte Antworten preisgeben darf.
Daraus geht hervor, dass für drei der vier bislang stattgefundenen "Nachtschicht"-Partys (2018, 2019 und nach zweijähriger Corona-Pause 2022) die Eventagentur Schröder den Großteil der kostspieligen Aufträge erhielt.
Die letztjährige Sause kostete knapp 190.000 Euro Steuergeld - Schröders Agentur kassierte davon mit für Konzeption, Künstlerpaket, Technik und Sicherheit über 166.000 Euro.
Insgesamt erhielt Schröder rund 415.000 Euro.
Pikant: Für die drei Sausen erfolgte eine sogenannte "Freihändige Vergabe". Heißt: Die Verwaltung schrieb die Veranstaltung nicht öffentlich für alle Bewerber aus, sondern schrieb fünf Dresdner Eventagenturen an. Von denen gaben je nur die Eventagentur Schröder und Bernd Aust KulturManagment GmbH ein gemeinsames Gebot ab, erhielten den Zuschlag.
André Schollbach: "Da wuchert der Filz in Reinkultur"
Aber: Diese "Freihändige Vergabe" ist laut Vergabegesetz nur bis zu einem Auftragswert von insgesamt 25.000 Euro zulässig.
Und dann profitiert davon ausgerechnet Schröder, der Hilbert seit vielen Jahren unterstützt. So sitzt Schröder seit Gründung im Vorstand des Vereins unabhängige Bürger für Dresden. Hilbert trat 2015 und 2022 für die Wählervereinigung an. Schröders Agentur organisierte auch Hilberts Wahlkampf, wirbt damit auf der Webseite.
"Hilberts Günstlinge und Hofschranzen werden großzügig mit lukrativen Aufträgen bedacht", kritisiert Schollbach. "Da wuchert der Filz in Reinkultur."
Schröder wollte sich am heutigen Donnerstag zur kritisierten Vergabepraxis nicht selbst äußern.
Das Rathaus teilte mit: 2018 sei der "Charakter der Ausschreibung" bewertet, der Schwerpunkt dabei auf die künstlerische Ausgestaltung gelegt worden. Dies habe nach damaliger Gesetzeslage und Rechtsauffassung einer "freiberuflichen Leistung unter Schwellenwert" entsprochen, die eine freihändige Vergabe erlauben würde, so eine Sprecherin.
Die angeschriebenen Agenturen seien etablierte Unternehmen gewesen.
Titelfoto: Bildmontage: privat, Christin Nitzsche / PR